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Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh

Titel: Ler-Trilogie 03 - Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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sich weiter und weiter, dann erlosch sie.
    Jetzt wurde die Gegenwart der Wesenheit wieder spürbar, gleichzeitig empfing er ein Gedankenbild des Raumschiffes. Doch nur er konnte beide wahrnehmen. Füreinander waren sie unsichtbar.
    Er dachte: Es ist also auf dem zweiten Planeten, auf Kathargo. Doch es hat bereits mit dem Transfer hierher, nach Monsalvat, begonnen. Zu welchem Stamm wollte es? Auf welchem der vier Kontinente mochte es sich befinden? Verzweifelt überprüfte er das Wissen, daß Cretus und Meure über Monsalvat zusammengetragen hatten. Eine Tatsache schälte sich immer deutlicher heraus: Nirgendwo auf dieser Welt gab es eine Klesh-Rasse, deren Mitglieder so zahlreich waren, daß sie einen ganzen Kontinent beherrschen konnten. Die Mittler lebten zwar über die ganze Welt verteilt, aber ihre Zahl war sehr gering. Es gab nur einen Platz, wohin es sich wenden konnte: … Hierher, nach Yastian. Eine Unzahl von Lagostomern lebte hier. Jeder einzelne war schwach, aber vereint und von einem gemeinsamen Ziel beseelt, waren sie unschlagbar. Auch waren sie das einzige Volk, das ein Massenbewußtsein entwickelt hatte. Das verdammte Ding hat Nerven! Es kommt hierher, direkt unter unsere Augen. Wie, um alles in der Welt, können wir das jetzt noch verhindern?
    Er löste sich aus den Gedankenverbindungen. Wie ein Traum erschien ihm die Alltagswelt, in die er zurückkehrte. Eine Scheibe aus milchigem Glas trennte ihn von seiner Umgebung. Er stand auf, hob den Vfzyekhr hoch und setzte ihn auf seiner Hüfte ab. Er trat an das Fenster, ohne seine Gefährten zu beachten, die ihn erstaunt anstarrten. Dann blickte er über die nächtliche Stadt. An vielen Stellen brannten kleine Lampen. Jede einzelne warf nur einen schwachen Schein, doch gemeinsam überstrahlten sie das Licht der Sterne. Eine schmerzhafte Sehnsucht nach dem fernen Hochland von Incana packte ihn, ein Verlangen nach der Steppe von Ombur mit ihrem Wind, der das Gesicht kühlte.
    Jetzt also würde er sich zeigen, der Spender der Visionen, der Ursprung der Orakel, der Monsalvat unzählige Jahre in seinem Bann gehalten hatte. Hierher würde er kommen.
    Als die Nacht hereinbrach, war es in der Stadt der Lagostomer nicht ruhiger geworden. Doch jetzt war es mit einemmal ganz still, ohne Grund. Es war so, als ob jedermann im gleichen Moment innehielt, abwartete, lauschte … Sie warteten. Das Gefühl war so stark, daß es auch ihn ergriff. Sanft und verführerisch hüllte es ihn ein. Er wollte sich hingeben, eingehen in den kollektiven Wunsch, das zu tun, was alle taten, und so den Frieden finden. Schwer und lähmend senkte sich etwas aus dem Himmel auf die Stadt herab, flüsterte beschwörende Worte in ihr Unterbewußtsein: Ich komme, um euch zu erlösen. Ich bringe euch endlich die Freiheit. Ihr sollt nach Herzenslust brüllen und töten, essen und Kinder zeugen, ich gewähre es euch. Ein großes Volk werde ich aus euch machen; ihr sollt zu den Sternen fliegen. Ihr werdet ewig leben … So redete die Stimme. Wie Balsam ließ sie die Flut ihrer Versprechungen auf die Hütten niederströmen, auf das verlorene, verzweifelte Volk. Für die Ohren war die Stimme nicht wahrnehmbar, darum war sie so gefährlich. Worte hätten die Lagostomer nur mißtrauisch gemacht. Doch Gefühlen würden sie antworten. Ja, würde etwas in ihnen sagen. Ja, Herr, wir sind dein Volk. Wir wollen zu dir kommen. So würde es geschehen, während er vom Fenster aus alles mit ansehen mußte.
    Die Luft war von Erwartungen geschwängert. Es kostete ihn große Mühe, sich aus diesem fremden Bann zu befreien, um sich umzudrehen und Tenguft ein Zeichen zu geben. Sie reagierte, doch ihre Bewegungen waren schwerfällig und langsam. Wie eine Schlafwandlerin erhob sie sich und kam zu ihm ans Fenster. Vom Fenster aus überblickte man einen kleinen Innenhof, auf dem sich immer mehr Menschen versammelten. Sie sahen einander fragend an und schauten immer wieder erwartungsvoll zum Himmel empor. Hier mußte er zuschlagen, er durfte nicht länger zögern. Mit Tengufts Speer würde er einen der Leute mitten im Hof durchbohren – das würde die Lagostomer in einen unkontrollierbaren Mob verwandeln.
    Ein harter Schlag ließ sein Nervensystem erzittern, und dann ergriff ihn ein lähmender Schmerz, begleitet von einem Gefühl, das er nie zuvor gespürt hatte. Die Stimme der Wesenheit ertönte wieder und schnitt ihn von seiner Umgebung ab. Seine Wahrnehmung wurde völlig von dem Anprall der Gedankenbotschaft

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