Leuchtfeuer Der Liebe
und gesunken war, Schiffbruch erlitten hatte, wie ungezählte Schiffe zuvor.
Er fragte sich, wie das passieren konnte. Der Kapitän war ein erfahrener Mann, der seit vielen Jahren in seinen Diensten stand. Hatte der alte Seebär im dichten Nebel die Untiefen falsch eingeschätzt? Hatte der Leuchtturmwärter seine Pflicht vernachlässigt? Granger wusste, welche verheerenden Folgen eine solche Nachlässigkeit nach sich ziehen würde. Er selbst hatte vor vielen Jahren mit dieser List bittere Vergeltung an seinem Todfeind genommen - an Jesse Kane Morgan. Sein Freund, sein Geschäftspartner, sein Rivale, der Mann, der ihm alles genommen hatte.
Selbst jetzt noch, nach all den Jahren, durchbohrte Granger ein Stich der Eifersucht bei dem Gedanken, dass ihn die geliebte
Frau abgewiesen und Jesse geheiratet hatte. Emily und Jesse, das glückliche Paar, von der Gesellschaft in Portland und San Francisco gleichermaßen bejubelt und gefeiert. Aber der Stachel in Grangers Fleisch schmerzte noch immer, auch nachdem er dieses Glück zerstört hatte. Vielleicht musste er noch mehr zerstören, um seine Rachegelüste zu stillen.
Ungehalten eilte er am Türsteher vorbei, durchquerte das Marmorfoyer des Esperson Building, der vornehmsten Wohnadresse in San Francisco, die „Mr. Jones" sich ein kleines Vermögen kosten ließ.
Aber er kam reichlich auf seine Kosten. Während er die breite Treppe mit dem glänzenden Messinggeländer hinaufeilte, barg er das Gesicht in dem Blumenstrauß in seiner Hand und sog den Rosenduft tief ein. Er dachte an ihre sanfte Hand an seiner Stirn, ihre großen Augen, ihren unschuldigen Blick. Sie war seine Zuflucht vor den Stürmen des Lebens, bei ihr suchte er Schutz, wenn alle sich gegen ihn stellten. Seine ständig nörgelnden Eltern, seine enttäuschende Ehefrau, seine lästigen Gläubiger - all diese Menschen ließ er hinter sich, wenn er sie besuchte.
Bald würde er diese kostspielige Wohnung aufgeben. Wenn er sein Ziel bei dem Mädchen erreicht hatte, würde er es in eine bescheidenere Unterkunft einquartieren. Als er sie kennen gelernt hatte - verzweifelt und halb verhungert und dennoch unendlich reizvoll -, hatte er ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof gemacht. Um sie von seinen ehrlichen Absichten zu überzeugen und ihr das Gefühl der Geborgenheit zu geben, hatte er ihr eine Luxuswohnung im exklusiven Esperson gemietet und sie besucht, wann immer seine Zeit es gestattete.
Er nahm sich häufig Zeit für sie. Und bald würde er für seine Bemühungen belohnt werden. Vor einigen Wochen hatte sie ihm gestanden, ein Kind von ihm zu erwarten, und ihm bei ihrem Geständnis hoffnungsvoll in die Augen geblickt. „Nun werden wir heiraten, damit das Kleine den Namen seines Vaters trägt", hatte sie gesagt.
Er hätte sie nicht auslachen dürfen, aber er hatte sich nicht beherrschen können. Er wünschte sich, dass sie ihm ein Kind gebar - einzig und allein darum ging es ihm. Das Kind würde tatsächlich seinen Namen tragen, wenn sie es ihm nach der Geburt aushändigte. Allerdings hatte er einen schweren Fehler begangen, ihr seinen Plan zu erzählen. Er hätte das Geheimnis für sich bewahren sollen, bis es so weit war. Dummerweise hatte er ihren Mutterinstinkt unterschätzt.
Voller Entsetzen und außer sich hatte sie einen Handspiegel nach ihm geschleudert. Er hatte versucht, beschwichtigend auf sie einzureden. „Hab keine Angst, beruhige dich. Ich will dir nicht wehtun ..."
Und in den darauffolgenden Wochen war sie tatsächlich ruhiger geworden, und er hatte zu hoffen begonnen, dass sie Einsicht zeigen und seinen Standpunkt akzeptieren würde. Geduldig hatte er ihr die Vorzüge erklärt, die sein Sohn genießen sollte, den er zum Erben seines Vermögens einzusetzen beabsichtigte. Er sollte die besten Schulen besuchen und später ein unbeschwertes Leben in Reichtum in den besten Gesellschaftskreisen von San Francisco und Portland führen.
Sie würde sich über die Blumen freuen, vielleicht konnte er ihr damit sogar ein Lächeln entlocken. Eine Weile blieb er vor der Tür stehen, bis sein Atem sich vom hastigen Treppensteigen erholt hatte. Der Gedanke an das Kind rief eine Sehnsucht in ihm wach, so mächtig, dass er beinahe laut aufgejauchzt hätte. Ein Sohn, ein Erbe. Ein Sohn, dem er die Welt zeigen könnte, der auf seinen Knien sitzen und andächtig seinen Geschichten lauschen würde. Ein Sohn, der ihn lieben würde, so wie er nie geliebt worden war.
Er drehte den Kristallknauf und öffnete
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