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Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Wunder von Narnia
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hergetaumelt. »Nehmt mich mit! Ihr könnt mich doch nicht an diesem gräßlichen Ort zurücklassen! Er bringt mich um!«
    »Hier geht es um staatspolitische Hintergründe!« sagte Polly gehässig. »So wie damals, als Sie all die Leute in Ihrer eigenen Welt umgebracht haben. Nun beeil dich doch, Digory!« Sie hatten schon ihre grünen Ringe angesteckt, doch Digory zögerte noch.
    »Oje! Was sollen wir nur machen?« Trotz allem hatte er ein bißchen Mitleid mit der Königin.
    »Stell dich doch nicht so idiotisch an!« sagte Polly. »Ich wette, die tut nur so. Nun komm schon!« Und dann hüpften sie beide in den Teich, der zurückführte in ihre eigene Welt. »Wie gut, daß wir ihn markiert haben«, überlegte sich Polly. Doch schon beim Hineinspringen spürte Digory, wie ihn ein großer, kalter Finger und ein Daumen am Ohrläppchen packten. Und der Griff wurde immer fester, während sie niedersanken und die undeutlichen Formen unserer eigenen Welt langsam wieder auftauchten. Offensichtlich schöpfte die Hexe neue Kraft. Digory wehrte sich und trat nach ihr, doch damit richtete er gar nichts aus. Kurz darauf waren sie in Onkel Andrews Arbeitszimmer angelangt; und da stand auch Onkel Andrew und starrte die herrliche Kreatur an, die Digory von jenseits dieser Welt mitgebracht hatte.
    Und da gab es auch einiges zu starren. Sogar Digory und Polly rissen die Augen auf. Die Hexe hatte ihren Schwächeanfall überwunden, daran gab es keinen Zweifel; und jetzt, wenn man sie in unserer eigenen Welt betrachtete, umgeben von ganz gewöhnlichen Dingen, da war sie atemberaubend. Schon in Charn hatte sie sehr beeindruckend gewirkt, hier in London sah sie furchterregend aus. Erstens einmal war den beiden Kindern bisher nicht so recht klar geworden, wie schrecklich groß sie war. Fast unmenschlich, dachte Digory, als er sie ansah.
    Vielleicht hatte er damit sogar recht, denn manche behaupten, in den Adern der königlichen Familie von Charn flösse Riesenblut. Aber ihre Größe war noch gar nichts, verglichen mit ihrer Schönheit, ihrem Ungestüm und ihrer Wildheit. Sie sah zehnmal lebendiger aus als die meisten Bewohner Londons.
    Onkel Andrew verbeugte sich und rieb sich die Hände, und ehrlich gesagt sah er außerordentlich eingeschüchtert aus. Neben der Hexe wirkte er wie ein winziger Wicht, und doch bestand zwischen seinem Gesicht und dem der Hexe eine gewisse Ähnlichkeit, wie Polly später sagte. Es war ein gewisser Ausdruck, der allen bösen Zauberern eigen ist, das »Zeichen«, von dem Jadis gesagt hatte, sie könne es in Digorys Gesicht nicht finden. Ein Gutes hatte es ja, die beiden zusammen zu sehen–jetzt brauchten Digory und Polly keine Angst mehr zu haben vor Onkel Andrew, so wie man sich vor keinem Wurm fürchtet, wenn man erst mal eine Klapperschlange gesehen hat, und vor keiner Kuh, nachdem man einem wilden Bullen begegnet ist.
    Puh! dachte Digory. Der will Zauberer sein? Verglichen mit dieser Hexe kann er einpacken!
    Onkel Andrew rieb sich immer noch die Hände und verbeugte sich. Er mühte sich, etwas außerordentlich Höfliches zu sagen, doch er bekam nichts heraus, weil sein Mund so ausgetrocknet war. Sein Experiment mit den Ringen hatte offensichtlich mehr Erfolg gehabt, als ihm lieb war. Zwar hatte er seit Jahren mit der Zauberei herumgespielt, doch alle Gefahren hatte er immer soweit wie möglich anderen überlassen. So etwas wie jetzt war ihm noch nie zugestoßen.
    Nun ergriff Jadis das Wort. Sie sprach nicht allzu laut, doch in ihrer Stimme lag etwas, das den ganzen Raum zum Erbeben brachte.
    »Wo ist der Zauberer, der mich hierher gerufen hat in diese Welt?«
    »Ah–ah–werte Dame«, keuchte Onkel Andrew. »Ich fühle mich außerordentlich geehrt–hocherfreut–ein unerwartetes Vergnügen–, hätte ich nur Gelegenheit gehabt, Vorbereitungen zu treffen, ich…«
    »Wo ist der Zauberer, du Narr?« fragte Jadis.
    »Ich–ich bin es, werte Dame. Ich hoffe, Sie verzeihen–eh–jedwede eigenhändige Entscheidung dieser ungezogenen Kinder. Ich versichere Ihnen, es war nicht beabsichtigt…«
    »Du?« rief die Königin mit einer noch schrecklicheren Stimme. Dann durchquerte sie mit einem Schritt den Raum, packte Onkel Andrew an seinem grauen Haar und riß ihm den Kopf zurück, damit sie hinuntersehen konnte in sein Gesicht. Sie betrachtete es genau, so wie sie zuvor im Palast von Charn Digorys Gesicht betrachtet hatte.
    Onkel Andrew blinzelte nervös und fuhr sich unentwegt mit der Zunge über die Lippen.

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