Lewis, CS - Narnia 1
Ähnlichkeit. Flügelpfeil nahm ebenfalls ein ausgezeichnetes Mahl zu sich.
Er versuchte auch noch eine Bonbon-Frucht, und sie schmeckte ihm sogar, aber er sagte, so früh am Morgen sei ihm Gras doch lieber. Dann kletterten die Kinder ziemlich mühsam wieder auf seinen Rücken, und sie machten sich zum zweitenmal auf die Reise.
Diesmal war der Flug sogar noch schöner als am Tag zuvor. Zum einen fühlten sich alle drei herrlich ausgeruht, zum anderen hatten sie die eben erst aufgegangene Sonne im Rücken, und wenn die Sonne von hinten kommt, sieht natürlich alles viel hübscher aus. Es war wirklich ein herrlicher Flug. Ringsumher ragten hohe, schneebedeckte Berge auf. Die weit unter ihnen liegenden Täler waren so grün, die Bäche, die von den Gletschern zum Fluß herabstürzten, waren so blau, daß es aussah, als flögen sie über gigantische Schmuckstücke hinweg. Wäre es nach ihnen gegangen, so hätte dieser Teil des Abenteuers viel länger dauern dürfen. Doch schon bald begannen sie alle gemeinsam zu schnuppern. »Was ist denn das?« und »Riecht ihr das auch?« und »Wo mag das wohl herkommen?« fragten sie. Denn ein himmlischer Duft, warm und golden, wie von den köstlichsten Früchten und Blumen der Welt, strömte ihnen entgegen.
»Der stammt aus diesem Tal dort mit dem See«, verkündete Flügelpfeil.
»Wahrhaftig, so ist es«, sagte Digory. »Seht nur! Am anderen Ende des Sees erhebt sich ein grüner Hügel! Und schaut nur, wie blau das Wasser ist!«
»Das muß der Ort sein, den Aslan beschrieben hat«, riefen alle drei. In großen Kreisen ließ sich Flügelpfeil tiefer und tiefer sinken. Über ihnen ragten die eisigen Gipfel höher und immer höher. Die Luft wurde wärmer und süßer, so süß, daß einem fast die Tränen in die Augen stiegen. Jetzt glitt Flügelpfeil mit weit ausgebreiteten, reglosen Schwingen dahin, während er mit den Hufen nach dem Boden tastete. Der steile grüne Hügel kam auf sie zugejagt, und gleich darauf landete Flügelpfeil ein bißchen unbeholfen am Hang. Die Kinder rollten von seinem Rücken und plumpsten in das warme, zarte Gras.
Doch es tat nicht weh, und ein klein wenig atemlos rappelten sie sich auf.
Drei Viertel des Hügels lagen unter ihnen. Die Kinder und Flügelpfeil machten sich sofort auf den Weg, um noch das restliche Viertel zu besteigen. Ohne die Flügel, die er ab und zu zum Balancieren und zum Flattern benutzte, hätte Flügelpfeil es wohl kaum geschafft. Rund um die Spitze des Hügels erhob sich eine hohe Mauer aus grünem Gras. Dahinter wuchsen Bäume, deren Zweige über die Mauer hingen, mit Blättern bewachsen, die nicht nur grün, sondern auch blau und silbern schimmerten, wenn der Wind sie bewegte. Als die drei oben ankamen, mußten sie fast um die ganze Mauer herumlaufen, bis sie den Eingang fanden: ein hohes, goldenes, fest verschlossenes Tor, das genau nach Osten zeigte.
Ich glaube, bis zu diesem Augenblick hatten Polly und das Pferd vorgehabt, mit Digory zusammen hineinzugehen. Jetzt wollten sie das nicht mehr. Ihr habt noch nie einen Ort gesehen, der so offensichtlich privat war. Man konnte auf den ersten Blick erkennen, daß er jemand anderem gehörte. Nur ein Narr wäre auf die Idee gekommen, hineinzugehen, wenn er nicht zu einem ganz besonderen Zweck hierhergeschickt worden war. Auch Digory begriff sofort, daß die anderen nicht mitkommen wollten und durften. Also ging er allein auf das Tor zu.
Aus der Nähe sah er, daß auf dem Gold silberne Lettern eingeprägt waren. Die Worte lauteten etwa so:
Tritt durch die goldenen Tore ein oder laß es sein.
Für andere nimm meine Früchte, doch nicht für dich allein.
Denn jenen, die stehlen oder die Mauer übersteigen,
Wird sich ein Herzenswunsch erfüllen und Verzweiflung zeigen.
Für andere nimm meine Früchte, sagte sich Digory. Na ja, das hab’ich ja auch vor. Das bedeutet wohl, daß ich selbst keine essen darf. Was wohl die letzte Zeile bedeuten soll? Und dann: Tritt durch die goldenen Tore ein.
Wer käme wohl auf die Idee, über die Mauer zu steigen, wenn er durchs Tor gehen kann? Wie es wohl aufgeht? Er legte die Hand darauf, und im selben Augenblick schwangen die beiden Flügel völlig geräuschlos nach innen.
Jetzt, wo er in den Garten hineinsehen konnte, wirkte dieser noch privater als zuvor. Mit einem feierlichen Gefühl trat Digory ein und blickte sich um. Sehr still war es hier drinnen. Sogar vom Springbrunnen in der Mitte des Gartens her erklang nur ein leises
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