Lexikon der Oeko-Irrtuemer
wir in diesem Buch einen bescheidenen Ausschnitt dessen versammelt, was sich im Bewußtsein von Bürgern, Umweltschützern, Journalisten, Wissenschaftlern und Politikern so an ökologischem Kalkstein angelagert hat (es geht also keineswegs nur um die Irrtümer der Umweltorganisationen):
› schlichte Irrtümer ohne böse Absicht (»Omas Küche war gesünder«)
› Mißstände, die einmal zutrafen, inzwischen aber behoben sind (»Wir werden immer mehr durch Dioxin belastet«)
› bewußte Irreführungen (»Die Elefanten sind vom Aussterben bedroht«)
› ideologische Glaubenssätze, die völlig kritiklos dargestellt werden (»Erneuerbare Energien sind grundsätzlich gut für die Umwelt«)
› hohle Phrasen (»Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt«)
› falsche Prognosen (»Energie wird immer knapper«) › Dinge, an denen durchaus etwas dran ist, die aber falsch oder übertrieben dargestellt werden (»Mehr Hautkrebs durch Ozonloch«)
› unbewiesene und oft zweifelhafte wissenschaftliche Annahmen, die als unwiderlegbare Tatsache verbreitet werden (»Der Mensch verursacht eine Klimakatastrophe«)
Wir geben gerne zu: In der Anhäufung dürfte unsere Sammlung von Öko-Irrtümern für manchen schwer zumutbar sein. Doch was tun, wenn scheinbare ökologische Gewißheiten reihenweise wie defekte Bildröhren implodieren? Soll man im Dienste der prinzipiell guten ökologischen Absicht schweigen? Von da wäre es allerdings nur ein kleiner Schritt zu der Folgerung, daß die Unterdrückung und Entstellung von Tatsachen ein legitimes Mittel des Journalisten sei. »Jeder, der zur Verteidigung unpopulärer Ziele geschrieben hat, kennt die furchtbare Versuchung, Tatsachen zu entstellen oder zu unterschlagen, nur weil eine ehrliche Aussage Enthüllungen enthielte, die von skrupellosen Gegnern verwendet werden könnten«, schrieb George Orwell.
1996 zogen wir mit unserem Buch »Öko-Optimismus« eine Bilanz der politischen Ökologie. Wir kritisierten Fehlentwicklungen in der Umweltbewegung und machten Vorschläge für eine zukunftsfähige grüne Politik. Das hat für viel Wirbel gesorgt, und einige Kritiker warfen uns Verrat an der Bewegung und Verharmlosung der Gefahren vor. Anderen Lesern gefiel unser Plädoyer für eine konstruktive Veränderungskultur. Sie empfanden unser Buch als belebende Arznei gegen grassierenden grünen Altersstarrsinn. In den vielen Diskussionsveranstaltungen um »Öko-Optimismus« wurde uns klar, wie hartnäckig Mythen und Phrasen die freie Sicht verstellen. Viele Teilnehmer hatten noch nie davon gehört, daß es ernst zu nehmende Zweifel an Szenarien wie der »Klimakatastrophe«, dem »rasanten Artensterben« oder der »unaufhaltsamen Bevölkerungsexplosion« überhaupt gab.
So kamen wir auf die Idee, ein »Lexikon der Öko-Irrtümer« zusammenzustellen, um für uns selbst und andere etwas Ordnung in die Dinge zu bringen und wenigstens den gröbsten Unsinn ein wenig anzukratzen. Viel mehr kann Journalismus ohnehin nicht leisten. Aber vielleicht faßt der eine oder andere in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wieder Mut, deutlicher seine Meinung zu sagen. Viele Fachleute haben nämlich keine Kraft, Zeit oder Lust mehr, selbst dem schlimmsten Quatsch zu widersprechen. Zu oft sind sie dafür moralisch abgewatscht worden. Dabei würden die Stimmen der zum Schweigen Gebrachten dringend für einen wirklich intelligenten Umweltschutz gebraucht. In einer Zeit knapper Kassen ist es um so wichtiger, daß die Mittel dort konzentriert werden, wo es am meisten für die Umwelt bringt, und nicht dort, wo gerade der schrillste ökologische Kostümball veranstaltet wird. Die Umwelt zählt - und nicht die Interessen der Umweltverbände oder der Umweltparteien. Beides hat bisweilen kaum noch etwas miteinander zu tun.
Dieses Buch soll in der Zusammenschau auch einige grundsätzliche Aspekte beleuchten. Vor allem unser Verhältnis zur Wahrheit. Sascha Müller-Kraenner, Direktor für internationale Angelegenheiten beim Dachverband der Naturschutzverbände DNR, schrieb 1998 in der »taz« über die Lehren aus der Brent-Spar-Kampagne, von der man heute weiß, daß Greenpeace die Öffentlichkeit hinters Licht geführt hat. Für Müller-Kraenner ist es jedoch völlig unerheblich, ob die Argumente richtig waren, ob Greenpeace mit falschen Behauptungen taktierte oder ob die Versenkung der Brent-Spar überhaupt ein Schaden für die Umwelt gewesen wäre (zum Thema »Brent Spar« siehe auch »Das
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