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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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verlaufenden Kabelsalat auf, der die Decke mit einem spinnwebartigen Netz überzog, und trafen sich dort mit einem dicken Kabelstrang. Dieser führte hinunter zu sechs Batterien, die sich in der Zimmerecke auf einem dicken und breiten, hüfthohen Brett aneinanderreihten. Dort wo die Reihe der Batterien endete, fiel der Blick auf ein klobiges, kastenförmiges Funkgerät mit verkratztem Metallgehäuse und militärischem Tarnanstrich. Das Brett lag auf vier Säulen von Ziegelsteinen, an denen zum Teil noch alter Mörtel klebte. Daneben standen zwei fahrradähnliche, pedalbetriebene Dynamogeräte.
    » Mann, sieh dir mal das Monstrum von Funkgerät an! « , murmelte Carson an ihrer Seite. » Das Ding muss noch aus einem Krieg lange vor dem Großen Weltenbrand stammen! «
    Kendira ging in dem Moment ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf, nämlich dass sie eine Welt betreten hatten, die ihnen völlig fremd– und zugleich doch aus Hunderten von Spielfilmen vertraut war. Sie erkannten so vieles, das sie noch nie zuvor in der Realität gesehen hatten, von dem sie aber auf den ersten Blick wussten, wozu es diente und was es darstellte. Es stürzten so viele Eindrücke auf sie ein– und dazu kam die Ungewissheit, ob sie ihre gerade erst gewonnene Freiheit schon wieder verloren hatten.
    Drei verblichene Poster hingen hinter dem Tisch an der Wand. Das in der Mitte zeigte die Freiheitsstatue, deren symbolträchtige Fackel längst erloschen war und mit den restlichen Trümmern der Lady Liberty schon seit Jahrzehnten auf dem schlammigen Meeresgrund in der Einfahrt des zerstörten New Yorker Hafens lag. Auf dem Poster rechts davon wehte eine amerikanische Flagge über einem schier endlosen Feld von Grabkreuzen aus blendend weißem Stein. Und das linke Poster zeigte den ziegenbärtigen Uncle Sam mit seinem hohen Zylinder, patriotisch geschmückt mit den Sternen und Streifen der amerikanischen Flagge. Er wies mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf den Betrachter. Und der fette Schriftzug unter der Figur verkündete:
    Die US -Armee braucht dich!
    Rechts vom Tisch, an der fensterlosen Hinterwand, zog sich ein langes Holzregal entlang. Es handelte sich um eine Art von offenem Waffenschrank mit Dutzenden von Einlegehalterungen für Gewehre und Handfeuerwaffen. Die Gewehre waren in der Mehrzahl Jagd- und Schrotflinten. Moderne Schnellfeuergewehre oder Maschinenpistolen befanden sich nicht darunter. Der untere Teil des Waffenschranks bestand aus unterschiedlich großen Fächern, in denen Munition sowie waffenrelevantes Werkzeug, Ersatzteile und Reinigungsmittel aufbewahrt wurden.
    Links vom Eingang lag der Teil des Lagezentrums, den Zeno so treffend als Game Room oder Lümmellounge für ältere Herren bezeichnet hatte. Dort stand gleich neben der Tür eine alte, neonbunte Jukebox, bis auf den letzten Speicherplatz gefüllt mit Singles. Dahinter schlossen sich ein Billardtisch mit Füßen aus Löwenklauen, ein großes Dartboard und ein Glasschrank mit einer Sammlung von Baseballschlägern, Bällen und ledernen Catcher-Handschuhen an.
    Den Abschluss bildete eine bunt zusammengewürfelte und hufeisenförmig arrangierte Sitzgruppe. Sie bestand aus einem wuchtigen Vierer-Sofa, das mit einem abgewetzten, teppichartigen Material bezogen war und ein grässliches, augenschmerzendes Blumenmuster aufwies, einer Holzbank mit hohem Rückenteil, drei Ohrensesseln, einigen ledernen Sitzwürfeln und einem gepolsterten Armstuhl, der mit flammend rotem Samtstoff bespannt war. Anstelle von Postern hingen an dieser Wand mehrere unterschiedlich lange und breite Blätter mit Tuschezeichnungen.
    » Was für ein wüster Mischmasch! « , murmelte Carson.
    Kendira nickte wortlos. Ihre Aufmerksamkeit galt schon nicht mehr der seltsamen Einrichtung. Ihr Blick war auf den Mann gefallen, der mit dem Rücken zu ihnen vor dem offenen, nach Westen gehenden Fenster stand– obwohl die Bezeichnung Fenster nicht ganz zutraf. Es handelte sich vielmehr um eine mehrere Meter lange Öffnung, die vom Boden bis zur Decke reichte und durch ein hüfthohes Metallgitter gesichert war. Verschließen ließ sie sich mit zwei Bretterwänden, die auf Rollen liefen und jetzt zurückgeschoben an den Seiten standen.
    Der Mann war von schlanker, mittelgroßer Gestalt mit schmalen Schultern. Sein eisgraues Haar war militärisch kurz geschoren. Er hatte ein staubgraues Hemd mit Stehkragen an, das er locker über einer schwarzen, seidig glänzenden Hose trug. Seine Füße steckten in

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