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Liebe am Don

Liebe am Don

Titel: Liebe am Don Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unsere Väter … jetzt sehen wir die Welt. Die Jugend, die Söhne der ›Helden‹. Und wenn ich jetzt die Schlachtfelder von damals abfahren darf, so will ich die Augen verdammt offenhalten. Für unsere Väter war dieses Rußland das größte, einschneidendste, unvergeßlichste Erlebnis ihres Lebens, erkauft mit zehn Millionen Toten und dreißig Millionen Verwundeten. Wir sehen dieses Land anders! Wir werden den Krieg nicht wieder aufwärmen wie ein Brötchen am Sonntag.«
    Und nun stehst du auf russischem Boden, Eberhard Bodmar, und denkst an deinen gefallenen Vater.
    Junge, du fängst an, ein schlechter Journalist zu werden.
    Er stieg in den Bus, ließ sich über das Rollfeld fahren, betrat die große Abfertigungshalle, zeigte dem Polizeibeamten an der Sperre seinen Flug- und Passierschein und durfte weiter in die Halle.
    Zolltische, wie überall auf den Flughäfen. Kofferreihen, wartende Menschen, Zollbeamte, die Gepäck durchsuchen, Protestierende, Ängstliche, die das zum erstenmal erleben, Abgebrühte, die mokant lächeln. Ein Inder, der nur Hindi spricht und dessen Erklärungen keiner versteht; eine Französin, die rot wird, als der Beamte eine Handvoll hauchdünner Höschen hochhält, in zarten Pastellfarben, mit Spitzchen rundherum; ein typischer Engländer, der sich seine Pfeife stopft, während ein Zöllner drei Flaschen Whisky auf den Tisch baut und in einem knackenden Englisch sagt: »Erlaubt nur eine Flasche!«
    »Ich hasse Wasser«, entgegnet der Brite ungerührt. »Mit Whisky putze ich mir die Zähne. Er gehört zu meinen zollfreien Toiletteartikeln.«
    An einem Nebentisch drei Russen, zurückgekehrt aus Westdeutschland. Ihre Koffer werden ausgeleert und peinlich untersucht. Genossen, man kennt die Tricks der Imperialisten! Es wäre nicht der erste Koffer mit doppeltem Boden.
    Eberhard Bodmar sah sich gerade um, in welcher Reihe er sich anstellen sollte, als es direkt über ihm in dem von der Decke hängenden Lautsprecher knackte. Eine helle Mädchenstimme.
    »Harr Bodmar aus Köln wird gebätten, zum Zollbüro zu kommen. Achtung! Harr Bodmar aus Köln wird gebätten –«
    Bodmar blickte nach oben zu dem Lautsprecher, sah dann seine Koffer auf dem Fließband herangleiten und zögerte. Was tun? Koffer dem Zoll vorzeigen oder gehorchen?
    Er entschloß sich, zum Zollbüro zu gehen. Daß man seinen Namen in der Halle von Scheremetjewo ausrief, verwunderte ihn nicht. Er hatte so etwas erwartet. »Diese Reise, Jungs, wird nicht glatt gehen«, hatte er in Köln zu seinen Redaktionskollegen gesagt, als er sich verabschiedete. »Was die mir in Moskau alles im voraus erlaubt haben … da ist ein Dreh dabei. Noch nie hat ein westdeutscher Journalist die Erlaubnis bekommen, allein mit der Kamera kreuz und quer durch Rußland zu fahren. Wohin er will. Und ausgerechnet ich darf es.«
    »Tauwetter, mein Lieber«, behaupteten die Kollegen, aber Bodmar behielt das kritische Gefühl.
    Nun war es soweit … sein Name tönte aus den Lautsprechern. Kein anderer Name sonst. Nur Harr Bodmar aus Köln.
    Bodmar nickte zu der noch immer ausrufenden Stimme hinauf, blickte sich suchend um und entdeckte am Ende der langen Tischreihe den Glaskasten des Zollbüros. Ein Mann in blauer Uniform stand davor. Neben ihm lehnte ein hübsches Mädchen in einem hellblauen Kostüm an der Wand.
    »Das ist er«, sagte Jelena, als sie Bodmar aus der Schlange der wartenden Menschen ausschwenken sah. »Auf dem Foto sieht er ganz anders aus.«
    »Ein schöner Mensch.« Der Leiter der Zollstelle öffnete hinter sich die Tür. »Groß und blond. Man sollte Ihr Herz hier in den Panzerschrank schließen, Jelena Antonowna …«
    »Dummheit!« Jelenas weiches, fröhliches Gesicht wurde kantig und böse. »Es gibt auch große blonde Russen … ich habe keinen Deutschen nötig, Awdeij Iwanowitsch. Einen Deutschen – nie!«
    Sie warf den Kopf in den Nacken und ging Eberhard Bodmar drei Schritte entgegen, als sich dieser suchend umblickte. Trotz ihres modischen Kostüms wirkte es so, als marschiere sie nach einer unhörbaren Musik auf ihn zu. Ihre Bewegungen waren etwas eckig und unfraulich.
    »Ich begrüße Sie in der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, Gospodin Bodmar«, sagte sie, als sie vor ihm stand. Zwei Köpfe kleiner als er war sie, und sie mußte den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzuschauen.
    »Es lebe das Paradies der Arbeiter und Bauern«, entgegnete Bodmar.
    Das war eine Antwort, die Jelena sehr verwirrte. Sie betrachtete das

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