Liebe bringt die höchsten Zinsen
kennen. Sie helfen immer, wenn dir mal unterwegs der Sprit ausgeht."
„Und die dritte, die jetzt aussteigt? Was macht die blöde Kuh hier?", fragte Stefanie.
„Was, wen meinst du denn?"
„Die, die jetzt aussteigt."
„Aber Stefanie! Das ist doch die Schwägerin von Elena."
„Das ist die, die mich über den Berg geschickt hat, anstatt mir den kürzesten Weg zu zeigen. Wirklich sehr hilfsbereit, ein reizendes Wesen."
Die Kellnerin kam näher.
Stefanie ging sie frontal an: „Ich kann mich nicht erinnern, Sie eingeladen zu haben."
Die Verkäuferin, erneut in spitzem Tonfall: „Ohne mich hätten Sie den Daniel nie kennengelernt."
Stefanie kämpfte kurz mit sich, dann atmete sie durch: „Herzlich willkommen!"
Kathi staunte angesichts der vielen vermeintlichen Familienmitglieder: „Und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Sportsfreunde eingeladen hatte."
Stefanie sah auf die Uhr: „Jetzt sind es nur noch 17 Stunden..." Strahlend blickte sie ihre Schwester und die beiden Männer an, „ich kann es kaum erwarten."
Keiner von ihnen sah den Mann, der hinter einem der Büsche stand und die Vorfahrt der Gäste hasserfüllt beobachtete. Er war schlank, groß, Mitte 40 und hatte leicht gewelltes dunkles Haar.
66. Die Falle vor der Hochzeitsnacht
Stefanie hatte sich von den anderen getrennt, um sich vor dem Abendessen kurz auszuruhen.
Kathi wollte zuvor schnell noch einen Blick in das festlich geschmückte Hotelrestaurant werfen und dann nachkommen. Ihre Männer entschieden sich gemeinsam mit Ivan Ademi für einen Drink an der Bar.
Müde betrat Stefanie ihre Suite. Auf dem Bett lag eine Nachricht, die offensichtlich an der Rezeption für sie abgegeben und auf ihr Zimmer gebracht worden war. Der Text war maschinegeschrieben und in Italienisch abgefasst:
Liebe Stefanie!
Ich muss mit Ihnen reden. Allein, unter vier Augen. Schenken Sie mir 20 Minuten. Bitte!
Vor zwei Jahren habe ich Ihnen geholfen. Vergessen Sie das nicht. Heute können Sie mir helfen, nur Sie! Ich bin in großer Not. Bitte sprechen Sie mit niemandem darüber, auch nicht mit Ihrem Mann. Ich warte am Denkmal für die Gefallenen im Kroatienkrieg. Es steht im Stadtpark, nur drei Minuten vom Hotel entfernt. Sie können es nicht verfehlen. Ihre dankbare Laura.
Darunter prangte der Zahlencode: 130-998 998 883 889,
564 SB 286 774 – die Zahlenreihe der Geheimkonten von Bertone.
Stefanie war alarmiert: Deshalb war Laura Bertone noch nicht aufgetaucht. Was mochte ihr zugestoßen sein? War sie pleite? Oder war sie in Gefahr?
Der Zahlencode bedeutete nichts Gutes. War etwa ihr Mann hinter ihr her, um sich zu rächen?
Stefanie rannte los, warf die Tür hinter sich zu und stürzte zum Fahrstuhl. Doch der Lift steckte auf einer der unteren Etagen fest. Sie nahm das Treppenhaus.
Erstaunt verfolgte das Hotelpersonal, wie sie vorbei an der Rezeption durch die Halle rannte und zum Ausgang stürzte.
„Wie komme ich am schnellsten zum Kriegerdenkmal im Stadtpark?"
Der Portier sah sie erstaunt an: „Hier entlang. Sobald Sie die Auffahrt verlassen haben, nach rechts in den Park und den breiten Weg immer geradeaus. Dann sehen Sie es schon."
Stefanie rannte los. Die Sorge um Laura verlieh ihr Kraft. Was war passiert? Was war der Grund, dass sie am Abend vor der Hochzeit so eindringlich um Hilfe bat?
Weit voraus erhob sich das Kriegerdenkmal. Noch 200 Meter.
Stefanie blickte suchend um sich: von Signora Bertone keine Spur. Völlig außer Atem ließ sie sich auf eine Parkbank fallen. Von hier aus konnte sie den Parkweg überblicken. Sie würde Signora Bertone sofort sehen, sobald sie auftauchte. Sicherlich würde sie gleich da sein.
Plötzlich hörte Stefanie ein Knacken im Gebüsch hinter ihr. Erschrocken drehte sie sich um. Sie sah die kleine, matt glänzende schwarze Pistole, die auf sie gerichtet war und sie sah den Mann, der sie hielt: Eine Armlänge von ihr entfernt stand Silvio Bertone! Sein Gesicht war abgemagert und von Falten durchzogen. Sein Blick gehetzt und bösartig. Er schien um Jahre gealtert, Charme und Charisma von einst waren verschwunden. Er stand vor ihr wie ein vom Wind zerzaustes Haus ohne Fassade.
Stefanie wollte aufschreien; ihre Kehle war wie zugeschnürt.
„Schön, dass wir uns wiedersehen, nach so langer Zeit, meinst du nicht auch?"
„Ganz
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