Liebe bringt die höchsten Zinsen
verfahren. Eigentlich wollte ich spätestens heute Mittag hier sein."
„Schön, dass Sie es geschafft haben. Ich bin Kathi, Stefanies Schwester. Wir heiraten gleichzeitig – eine Doppelhochzeit."
„Und ich bin Laura Bertone. Ich bin glücklich, dass sie mich eingeladen hat."
„Sie sind Laura Bertone?" Kathi trat einen Schritt zurück und blickte der Italienerin überrascht in die Augen. „Stefanie hat mir so viel von Ihnen erzählt. Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, Sie endlich kennenzulernen."
Vor dem Fahrstuhl im vierten Stock trennten sie sich. „Bis nachher beim Abendessen."
„Si, bis nachher."
Kathi sah ihr bewundernd hinterher: Das also ist die Frau des Betrügers. Wie toll sie aussieht, nach allem, was sie mitgemacht hat.
***
Stefanie überlegte fieberhaft: Wie kann ich Zeit gewinnen? Kathi wird mich sicherlich vermissen. Und Daniel auch. Hoffentlich hängen die nicht noch in der Bar 'rum. Ich darf meine Angst nicht zeigen. Laut fragte sie: „Woher wusstest du, dass ich hier bin und heiraten will?"
„Lauras Hausmädchen hat es mir erzählt. Auf Hausmädchen ist immer Verlass. Sie sind jung, verschwiegen und immer bereit. Ganz anders als die Ehefrau. Und jünger sind sie meistens auch."
Stefanie schoss für einen Augenblick ihre leibliche Mutter durch den Kopf: Sie war auch Hausmädchen gewesen, bei Waldenbergs. Sie hatte sich zwar ebenfalls mit dem Hausherrn eingelassen; aber mit solch einem Widerling wie Silvio hätte sie sich bestimmt nie abgegeben.
„Nimm endlich die Pistole weg."
„Nicht so schnell. Ich hab' noch eine Rechnung mit dir offen."
Stefanie schluckte. Worauf wollte er hinaus?
„Ich wüsste nicht, dass ich in deiner Schuld bin."
„Du hast Laura gegen mich aufgehetzt. Sonst hätte sie mich nie verlassen, niemals."
„Als ich bei ihr war, hatte sie schon gepackt. Der Möbelwagen sollte jeden Augenblick eintreffen."
„Lügen bringt nichts, amore mio."
„Das musst gerade du sagen!"
„Und dann hast du sie überredet, mich zu verraten. Was hast du ihr dafür versprochen?"
„Wer sagt dir überhaupt, dass sie es war?"
„Hältst du mich für dumm?"
„Ich hatte einen Anruf bekommen", sagte sie mit heiserer Stimme. „Das hast du doch selbst mitbekommen."
„Und wer war der Anrufer?"
„Ein kroatischer Ermittler; ich kenne ihn nicht."
„Ein kroatischer Ermittler." Er schüttelte sich vor Lachen.
Dann fuhr er leise, wie geistesabwesend fort: „Mich für so naiv zu halten – das ist beleidigend. Ein Grund mehr, jetzt damit Schluss zu machen. Siehst du, was das hier ist? Ein Schalldämpfer. Damit niemand hört, wenn ich abdrücke. Es bleibt nur ein wenig Rauch zurück und ein blutiges Kreuz auf deiner Stirn. Kein hübscher Anblick im Sarg."
Stefanies Gedanken rasten: Soll ich ihm sagen, wie das Gespräch damals wirklich verlaufen ist? Dass Laura mit ihm fertig war und ihn verachtete? Dass sie sich an ihm rächen wollte? Niemals, das wäre Verrat an ihr! Aber wie komme ich hier lebend raus? Blufft er oder will er mich wirklich erschießen? Lieber will ich sterben, aber ich kann Laura nicht verraten.
Laut, als wolle sie sich Mut machen, sagte sie: „Ich hab keine Angst. Und du kannst mich auch nicht einschüchtern."
Stefanie wusste, dass ihre Stimme wenig überzeugend klang. Angst stieg in ihr hoch. Sie trieb den Schweiß, sie beschleunigte ihren Herzschlag. Und sie hatte sich längst auf die Stimmbänder gelegt.
***
Kathi klopfte an die Tür zur Suite. Sie hatte ihre Zimmerkarte vergessen, aber Stefanie war ja da und konnte ihr öffnen. Kathi klopfte erneut und lauter. Vergebens. Auf dem Gang sah sie ein Zimmermädchen: „Können Sie mir öffnen? Ich habe meine Schlüsselkarte vergessen."
„Können Sie sich ausweisen?"
„Natürlich nicht. Mein Ausweis liegt ja auch im Zimmer. Sie können doch in der Rezeption nachfragen."
„Ich glaube Ihnen." Das Zimmermädchen schloss auf. Kathi knipste das Licht an. Von Stefanie keine Spur.
Dann sah Kathi die Nachricht. Sie lag verloren auf dem Teppichboden und sie verhieß nichts Gutes. Kathi überflog die Zeilen und stürzte zur Tür. Sie rannte zum Zimmer von Laura Bertone und zeigte ihr die Nachricht, die angeblich von ihr stammte.
Laura konnte zwar nicht alles verstehen, was Kathi
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