Liebe bringt die höchsten Zinsen
und gar nicht." Sie wandte sich zum Gehen. Bertone war dicht an sie herangetreten, griff nach ihrem Arm. „Setzen wir uns – dort auf die Parkbank nebenan, sie ist ein wenig intimer."
„Lass mich los! Auf der Stelle."
Sie zog ihren Arm zurück. Bertone ergriff ihn erneut, umklammerte ihn und bog ihn mit einem Ruck auf ihren Rücken. Stefanie schrie auf; Schmerz durchdrang ihre Schulter. Sie trat gegen seine Beine, schlug ihm ins Gesicht. Mit ihrer ganzen Kraft versuchte sie, sich zu entwinden. Der Italiener zog ihren angewinkelten Arm hoch zu ihren Schulterblättern, so dass sich Stefanie vor ihm nach unten beugen musste.
Silvio zog sie dichter zu sich heran. Er roch nach Schweiß und Alkohol. Ein Ekelgefühl stieg in ihr auf.
„Nicht so heftig, kleine Wilde. Setzen wir uns."
In diesem Augenblick kam der Regen. Dicke Tropfen prasselten auf die Blätter der Bäume. Die letzten Besucher verließen fluchtartig den Park.
Bertone zerrte Stefanie auf eine Bank an der Seite des Denkmals: sichtgeschützt, von Buschwerk umrahmt.
„Was willst du von mir?"
„Dich überraschen, amore mio. An meinem ersten Freigang aus dem Gefängnis. Ich wollte bella Stefanie eine Freude machen, zur Hochzeit kommen. Es passte zeitlich perfekt. Das Leben ist gerecht."
Silvio rutschte näher zu ihr hin. Er grinste, sein Blick war irr, sein Atem roch widerlich. Er legte seinen rechten Arm um ihre Schulter, so dass sie die Waffe an ihrem Hals spüren konnte. Verzweifelt überlegte Stefanie, wie sie ihm entkommen könnte. Würde er es wagen, sie umzubringen?
Der Mailänder erriet ihre Gedanken: „Weglaufen ist nicht zu empfehlen. Ich müsste dich beim ersten Versuch töten." Er rückte noch dichter an sie heran. Sein Oberschenkel berührte ihre Hüfte.
„Wir sitzen hier wie ein Liebespaar", höhnte er, „wie ein Liebespaar nach langer Trennung. Und was macht ein Liebespaar, wenn es sich lange nicht gesehen hat? – Richtig: Liebe. Liebe machen wir auch gleich..."
Er blickte in die Runde: „Ein hübsches Plätzchen, gut geeignet für eine vorgezogene Hochzeitsnacht."
„Du widerst mich an."
„Ich werde den Bräutigam ersetzen und die Hochzeitsnacht mit dir um einen Tag vorziehen - das willst du doch auch, mein Täubchen? Gib zu, dass du in Wirklichkeit heiß auf mich bist. Meine Küsse haben dich schon einmal um den Verstand gebracht."
„Du scheinst mich zu verwechseln."
„Es ist immer dasselbe: Wenn es um Sex geht, könnt ihr Frauen nicht ehrlich sein: Ihr sagt ‚nein' – und meint in Wirklichkeit: ‚ja' und könnt es kaum erwarten. Wie damals in der Villa als du plötzlich abgebrochen hast – so kurz davor. Wie schade!" Er grinste Stefanie an. „Heute folgt die Fortsetzung: Du bekommst, was du wirklich haben willst." Mit seiner freien Hand öffnete er den Gürtel seiner Hose.
„Lass mich sofort gehen!" Erneut versuchte sie, sich zu entwinden. Bertone verstärkte seinen Knebelgriff, hielt sie noch enger gefangen.
„Alles ist wie vor ein paar Jahren. Weißt du noch: Der plötzliche Wolkenbruch, als wir aus dem furchtbaren Ristorante in Talstadt kamen? Der Regen hatte dich in Fahrt gebracht. Alles ist heute genau wie damals. Es regnet wieder und du bist erneut scharf auf mich. Hast du wieder deinen weißen Büstenhalter an? Du wirst ihn mir gleich zeigen."
„Nimm sofort die Waffe weg."
„In welchem Ton die Kleine das sagt. Redet man so mit seinem Liebhaber?"
„Du bist nicht mein Liebhaber und du wirst es niemals werden."
„Wie ich schon sagte: Frauen meinen immer das Gegenteil."
***
Kathi war von der Dekoration im Restaurant begeistert: die vielen Blumen in Rot, Blau und Weiß – die würden auch Stefanie gefallen. Der Chefkoch kam hinzu: „Zu einer solchen Hochzeit gehören unsere Landesfarben. Alles ist jetzt vorbereitet. Die Küche wartet schon. Von uns aus könnte die Feier beginnen."
Kathi verabschiedete sich: „Danke! Bis später." Sie drückte die Ruftaste für den Lift. Eine elegante dunkelhaarige Frau betrat gleichzeitig mit ihr den Fahrstuhl, dicht gefolgt von einem Boy mit ihrem Gepäck. Eine Italienerin, vermutete Kathi. „Sie kommen auch zur Hochzeit?", fragte sie.
„Ja, zur Hochzeit meiner Freundin Stefanie. Ich komme aus Milano, bin aber in einen gewaltigen Stau geraten und habe viel Zeit verloren. Und in der Eile habe ich mich auch noch
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