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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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immer eine innere Anspannung, auf die wir reagieren. Das gute Gefühl ist also kein wirklich gutes Gefühl, sondern ein Nachlassen des schlechten Gefühls. Dieses schlechte Gefühl verschwindet allerdings nicht tatsächlich, wir werden nur von ihm abgelenkt - so lange, bis die Wirkung des Suchtmittels nachlässt. Dies gilt auch für die meisten Beziehungen, in denen wir unsere Partner wie Drogen gegen unsere innere Leere konsumieren.
    Wenn wir diesen Zusammenhang verstehen, dann wird der ausweglose Kreislauf einer jeden Sucht deutlich - auch der der Sucht nach Zuwendung und Beziehung. Statt uns ständig von unserem inneren Schmerz abzulenken, ist es viel wichtiger, dass wir den eigentlichen Kern unserer Abhängigkeit erforschen: Jede Sucht birgt eine gute Absicht. Das Wort »Sucht« kommt im Wortstamm von Suche. Ob es um Part44

    ner, Essen, Trinken, Rauchen oder Drogen geht - immer suchen wir etwas. Wenn wir essen, suchen wir eigentlich warmen, nährenden Körperkontakt. Der Alkohol hilft uns, verhärtete, unterdrückte Gefühle freizusetzen - nach ein paar Gläschen werden wir entspannt, locker und freizügig. Die Zigarette soll uns Freiheit und Abenteuer bringen - wir brauchen sie beim Telefonieren, Reden, Denken ... Und unsere Partner sollen Allheilmittel gegen alles sein, vor allem aber sollen sie uns unser Gefühl von Ganzheit und Vollkommenheit wiedergeben.
    Dieses einstige Gefühl von Ganzheit, unsere eigentliche Suche nach Körperkontakt, nach lebendig fließenden Gefühlen, nach Nähe oder Freiheit wurde irgendwann in unserem Leben unterbrochen, von anderen nicht befriedigt, verurteil: oder abgelehnt. Den Schmerz, den das verursachte, konnten wir nicht ertragen. Lieber haben wir uns von all diesen Bedürfnissen abgeschnitten; haben uns und unsere Umwelt schließlich sogar glauben gemacht, nichts mehr von alledem zu benötigen. Nun war der Schmerz zwar weg, keiner konnte uns mehr etwas tun, dafür aber nagt jetzt in unserem Inneren eine Leere.
    Ohne unsere Gefühle und ohne den tiefen Kontakt zu den anderen waren wir nie mehr ganz. Erst in der Sucht schienen wir für einen Moment etwas gefunden zu haben, das das Loch in uns wieder füllen konnte, kehrte für einen Moment Ruhe ein. Aber auf kurz oder lang müssen wir alle erkennen, dass wir in einen Teufelskreis geraten sind. Wir haben nichts bekommen, stattdessen brauchen wir immer mehr. Stets können wir nur vorübergehend für Ablenkung sorgen. Wenn
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    wir ehrlich sind, müssen wir uns sogar eingestehen, dass tief unter all unseren Ablenkungsmanövern unser inneres Defizit sogar noch gewachsen ist, dass jeder Versuch der beruhigenden, betäubenden, befreienden Ablenkung immer kürzer anhält; dass kein Partner es uns auf Dauer wirklich recht machen kann; dass wir immer mehr von unserem Suchtmittel brauchen.
    Erst wenn wir uns trauen, wieder das zu fühlen, wovor wir uns regelmäßig betäubt haben, wovon wir uns regelmäßig abgelenkt haben, wenn wir wieder zu unserer eigentlichen Suche unter der Sucht zurückkommen, dann können wir heilen. Dann können wir uns selbst das geben, was wir einst nicht bekamen. Wenn wir uns trauen, mutig diesen Weg zu gehen, dann wird die Sucht überflüssig. Dann transformieren wir sie in eine neu dazugewonnene Kraft.
    So müssen wir es auch mit unseren abgelehnten und verdrängten Persönlichkeitsanteilen. tun, wenn wir eine auf Dauer beglückende Beziehung anstreben. Wir alle haben ein ganzes Repertoire an Roller, die wir wie russische Puppen über uns gestülpt haben: Wir wollen liebevolle Partner sein, fürsorgliche Eltern, hilfsbereite Kollegen, treue Freunde. Einst hat man uns beigebracht, dass es gut ist, all dies zu sein. Heute haben wir unser persönliches Wertesystem samt einem ganzen Anforderungskatalog an uns selbst verinnerlicht. Nur was ist, wenn wir all diesen Ansprüchen gerade nicht entsprechen?
    Schon als Kinder haben wir gelernt, dass wir, je nachdem wie wir uns verhalten, gute oder böse Kinder sind. Und seitdem haben wir gelernt, alles Böse zu verstecken und kaschie46

    ren. Aber so sehr wir auch versuchen, dem Bild des guten Menschen zu entsprechen - in uns lauern stets auch ganz andere Bedürfnisse: Als Kinder schon wollten wir wild und laut sein, wollten experimentieren, wollten alles und noch mehr. Und auch heute sehnen wir uns manchmal in stillen Stunden nach großer Leidenschaft, möchten wir einmal wieder verrückt sein, möchten am liebsten alle mal richtig anschreien, treiben uns unstillbare

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