Liebe ist Finsternis (Valerie Dearborn) (German Edition)
zustößt, weil er bei mir ist...“ Sie verstummte und fühlte, wie ihr die Tränen kamen.
Sie sah das Bild ihrer Mutter an der Wand an. Wie sie mit einem gütigen Lächeln über all ihre Mahlzeiten wachte. Ihr Vater stand auf, und sie hoffte, er käme zu ihr, um sie zu umarmen.
Er ging an ihr vorbei und nach oben, die Tür hinter sich schließend. Sie wollte weinen. Etwas werfen. Heute Nacht abhauen und niemals zurücksehen.
Ihr Blick wanderte zu Jack und sie wusste, dass er sie in die Arme nehmen würde, wenn sie das wollte. Er war perfekt und ein fieser Teil von ihr hasste ihn dafür. Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, stand er auf, seinen halb aufgegessenen Teller auf dem Tisch zurücklassend. Sie hörte ihn die Treppe hinaufgehen, seine langen Schritte legten die Entfernung schnell zurück. Er klopfte und ging ins Arbeitszimmer, die Tür leise hinter sich schließend.
Ihr Vater und Jack brauchten sie nicht. Sie behielten sie da, aber es war eine Verpflichtung. Nichts weiter. Sie konnte das nicht weiterhin sein. Eine Enttäuschung, Belastung, Nebensache.
***
Valerie war mit dem Packen für die Uni fertig. Ihr Zimmer steckte in einem Zeitsprung fest, perfekt für ein kleines Mädchen, das Rosa liebte. Blassrosa Wände und weiße Wandbekleidung. Es gab sogar ein riesiges hölzernes Puppenhaus in der Zimmerecke, wo Barbie und Ken das volle Programm durchgezogen hatten... mehrmals.
Sie hatte alles gepackt, wollte nichts zurücklassen. Die blassrosa Tagesdecke aus ihrer Zeit als kleines Mädchen und einige ihrer Kuscheltiere, wie zum Beispiel den Elefant, den ihr Vater für sie auf dem Volksfest gewonnen hatte in dem Jahr, bevor ihre Mama starb.
Das war die Zeit, bevor Vampire für sie existierten. Sie waren eine normale Familie gewesen: Papa hatte eine normale Stelle bei einer Beratungsfirma und lief gelegentlich einen Zehnkilometerlauf. Ihre Mutter war Grundschullehrerin und sie hatten einen Hund namens Pickels gehabt. Er war weiß und ungestüm. Einer dieser Hunde, die einen Kleiner-Mann-Komplex hatten. Er wollte alles angreifen. Erst töten, dann schnüffeln.
Sie hatte diesen dummen Hund geliebt.
Jack klopfte an ihre Tür und unterbrach ihre Gedanken. Gut, sie wusste, was bei ihrem Ausflug in die Vergangenheit als Nächstes kam. Mama kaltblütig geschlachtet zu sehen, ihren toten Hund und ihren Vater am Boden zerstört. Diese Erinnerung konnte sie gerne auslassen.
Sie lächelte ihn an, als sie die Tür öffnete, froh über die Unterbrechung. Er schien etwas überrascht, doch erwiderte ihr Lächeln.
„Hey, ich dachte, wir könnten für deinen letzten Abend Pizza bestellen. Vielleicht einen Film sehen oder Scrabble spielen.“
Valerie zog die Augenbrauen hoch, von dem Angebot überrascht. Sie hatten keinen Abend mehr zusammen verbracht seit... ja, es war eine ganze Weile her.
„Das letzte Mal als wir Scrabble gespielt haben, habe ich gewonnen“, provozierte sie ihn.
„Ja, weil ich 14 war. Ich konnte Englisch wirklich gut sprechen , aber du warst eine richtige Pedantin was die Rechtschreibung betraf.“ Sein Ton war liebevoll, und sie bemerkte eine Spur von Herausforderung.
Sie erwog abzulehnen. Würde es morgen nicht noch schwieriger sein, wenn sie heute Abend das Kriegsbeil begruben? Konnten sie überhaupt versuchen so zu tun, als ob sie jetzt nicht in absolut allem total gegensätzlich waren?
Er verschränkte die Arme in einer defensiven Geste und ihr wurde klar, er wusste, dass sie erwog nein zu sagen. Er wollte, dass sie ja sagte, doch er wartete darauf, dass sie ihm eine Abfuhr erteilte. Val würde was Jack betraf immer weichherzig sein, würde sich wahrscheinlich immer darauf einlassen, etwas mehr Zeit mit ihm zu verbringen, wenn sie konnte. Welchen Schaden konnte es schon anrichten, ein letztes Mal so zu tun als seien sie Freunde, bevor ihre Leben sich für immer ändern würden?
Schließlich veränderte sich sein Leben auch. Er würde nicht mehr auf sie aufpassen oder in San Loaran bleiben müssen, sondern konnte den Rest seines Lebens der Rache widmen. Warum sollte er nicht auch nervös sein? Hatte einer von ihnen je ein bedeutendes, lebensveränderndes Ereignis gehabt, das sich zum Guten gewendet hatte? Seine Eltern ermordet, ihre Mutter.
Das Leben, das sie kannten, war vorbei und wenn sie Jack ansah, mit seinem sanften Lächeln, wurde sie überwältigt von einer Trauer darüber, dass ihre Beziehung zum Teufel gegangen war, insbesondere im Vergleich dazu, wie sie gewesen
Weitere Kostenlose Bücher