Liebe ist Finsternis (Valerie Dearborn) (German Edition)
war und er der Menge gegenüber stand.
Eine große Frau mit rotbraunem, lockigem Haar, das sie offen trug, kam ihnen entgegen. Ihr Haar war lang und glänzend und reichte ihr bis zur Mitte des Rückens. Ihr Gesicht war schmal mit dünnen Lippen. Sie war hübsch, aber etwas an ihr war verhärtet und nahezu fiebrig.
Ihre Augen waren goldbraun und hatten eine sengende Qualität. Sie musterte Val mit ihrem goldenen Blick und Val hatte das Gefühl, dass sie abgemessen und seziert wurde, als ob die Frau überlegte, wie sie sie in Stücke schneiden würde, welches Glied zuerst abgeschnitten werden würde und wie viel davon.
Valerie trat einen Schritt zurück, sich an Lucas schmiegend, so dass ihr Körper seinem nahe war. Die Frau lächelte wie eine Übeltäterin, als ob Valerie genau das getan hätte, worauf sie gehofft hatte.
Sie hielt leicht den Arm einer elegant gekleideten Frau in einem eng geschnittenen schwarzen Smoking. Die Frau in dem Smoking war groß, einige Zentimeter größer als die Vampirin neben ihr. Sie sah frisch und hübsch aus, ihre braunen Haare fielen in leichten Wellen, die unter einem flotten, verweiblichten Zylinder versteckt waren. Ihre Augen waren braun mit dichten, falschen Wimpern, die sie wie eine Puppe aussehen ließen und eine unschuldige Ausstrahlung hervorhoben. Doch die Augen selbst waren hart. Sie hatte viel gesehen, besagten die Augen. Dies war eine Maske. Die Lippen der Frau waren blutrot und hätten Robert Smith von The Cure vor Neid in Ohnmacht fallen lassen.
Lucas drückte ihre Hand, und sie versuchte, ihren Gesichtsausdruck so nichtssagend wie möglich aussehen zu lassen, da sie die subtile Anspannung, die ihn durchfuhr, spürte. Die rotbraunhaarige Vampirin wendete Lucas ihr drohendes Lächeln zu.
„Lucas, mein Schatz! Ich hatte nicht erwartet, dich hier mit einer Gefährtin zu sehen. Wie lange ist es her? Mindestens einhundertundfünfzig Jahre seit...” Sie hörte auf zu sprechen, den Schluss des Satzes offen lassend und Val dachte, dass es etwas böswillig gemeint war, implizieren sollte, dass Gefährten unbedeutend waren.
Val spürte, wie Furcht sie überkam. Oh nein, dachte sie. Sie wollte weiter zurückweichen und sich wegbewegen; von hier fliehen mit oder ohne Lucas.
Marion .
Lucas bestätigte ihre Ängste: „Marion, Rachel, gestattet mir, euch Valerie vorzustellen. Valerie, Marion und ihre Gemahlin Rachel.“
Oh Scheiße! Valerie versuchte, ihre Gefühle davor zu bewahren, über ihr Gesicht zu huschen. Sie stand vor der Frau, die Jacks Familie ermordet hatte, die Lucas jetzt tot sehen wollte. Und Rachel war ihre Gemahlin, was auch immer das bedeutete, die Jack Informationen über Lucas gab.
Ein Inferno von Wut tobte in Val. Lucas und Marion wollten einander tot sehen und anstatt einander direkt gegenüberzutreten, ließen sie Menschen versuchen, die Drecksarbeit für sie zu erledigen und machten sie und ihre Familie zu Schachfiguren in ihren dämlichen politischen Spielen.
Rachels Augen waren kalt und ungewöhnlich distanziert, selbst als sie Valerie näher betrachtete. Sie streckte Valerie eine Hand in einem weißen Handschuh entgegen und Valerie sah Lucas an, der zustimmend nickte. Sie streckte ihre Hand zu Rachel aus und war überrascht, dass sie nicht zitterte. Rachel ergriff sie mit harten, kalten Fingern und führte sie an ihre Lippen. Sie wollte die Hand wegreißen und bemerkte, dass Lucas’ Hand sie stark drückte. Sie ließ nicht los, atmete noch nicht einmal, wartete nur darauf, zu sehen, was Rachel tun würde.
Ein Augenblick verging, in dem es schien, als entscheide Rachel, ob sie Valerie Schaden zufügen würde, ihr Blick schnellte zu Lucas und dann zurück zu Valeries umklammerter Hand. Dann senkte sie schnell ihren Mund, der leichteste Hauch ihrer Lippen traf auf Valeries Hand. Ihre Lippen waren kalt, aber nicht so kalt, wie Lucas sein konnte.
Val wollte verzweifelt gehen, weg sein von diesen Leuten und Dingen und ihrer belanglosen Politik. Sie war nur eine Schachfigur. Jeder, den sie liebte, war Teil ihres Spiels, und sie würden alle nach Lust und Laune dieser Monster sterben. Sie fühlte, wie sich ihr Hals vor Tränen zuschnürte, und versuchte sich zu beruhigen.
„Valerie.“ Marions Stimme war wie Eis, brüchig und misstönend. „Ich bin mir sicher, ich kenne dich, Valerie. Rate, meine Liebe. Rate, woher ich dich kenne.“ Sie lächelte Valerie wahrhaftig an, Valeries Unbehagen genießend, und Valerie wusste, diese Frau konnte auf sie
Weitere Kostenlose Bücher