Die Hundegrundschule
Einleitung
»Lassie! Lauf runter zur Scheune und hol Timmy! Aber nicht zur kleinen Scheune, sondern zur großen auf der Nordseite! Und beeil dich – ein Sturm zieht auf!«
Falls Sie selbst nicht alt genug sind, um sich an die Fernsehserie mit dem Wunderhund Lassie zu erinnern, haben Sie garantiert zumindest von ihr gehört – von dieser wunderschönen Langhaar Collie Hündin, die alles tat, worum man sie bat, und das offenbar auch noch ohne jedes Training. Lassie kam immer, wenn sie gerufen wurde, sprang niemals an Tante Polly hoch und machte niemals ins Haus. Ach ja, Lassie – wenn doch nur alle Hunde von Anfang an so wären wie sie: Sie verstehen automatisch Deutsch, können unsere Gedanken lesen und sind vor allem jederzeit willens, das zu tun, worum wir sie bitten – und das nur aus dem einfachen Grund, weil wir das so wollen.
Lassie, das Vorbild aller Hunde?
Lassie war eine Schauspielerin
Wie wir alle wissen war Lassie eigentlich gar kein Familienhund, und ihr Verhalten lässt sich nicht mit dem unserer eigenen Hunde vergleichen. Die vierbeinigen Fellbälle mit den leuchtenden Augen zu unseren Füßen sind nicht von Natur aus mit einem Softwareprogramm ausgestattet, das tadellosen Gehorsam garantiert und wurden auch nicht zusammen mit einem Fernsehregisseur geliefert, der es schafft, jeden Hund wie einen Star aussehen zu lassen. Wir mögen unsere Hunde vielleicht wie Familienmitglieder betrachten, aber sie sind keine kleinwüchsigen, bepelzten Menschen und haben oftmals keine Ahnung, was wir von ihnen wollen. Davon einmal abgesehen: Selbst wenn sie bepelzte Menschen wären – wie viele Menschen tun alles, worum wir sie bitten?!
Betrachten Sie unsere Erwartungen einmal aus der Sicht der Hunde: Schulter an Schulter mit dem Menschen langsam den Bürgersteig entlanggehen? Was? Wir Hunde gehen so nicht zusammen, das ist einfach albern. Ich soll ein Eichhörnchen ignorieren, das vor meiner Nase quer über den Weg flitzt? Warum um alles in der Welt sollte ich das tun? Hinsetzen, wenn Besucher an der Haustür klingeln? Wie unhöflich! Höfliche Hunde begrüßen einander, indem sie sich gegenseitig die Lefzen lecken! Ein guter Hund muss also nach oben springen, um diese unbequem hoch angebrachten Münder küssen zu können.
Weil Hunde also nun einmal nicht von Geburt an die Regeln der menschlichen Gesellschaft kennen, wir aber so viel von ihnen erwarten, liegt es an uns, sie gute Manieren zu lehren und auf Aufforderung das zu tun, was wir von ihnen möchten. Und wir müssen sie vor allem lehren, dass es Spaß macht, auf uns zu achten. Das ist eine ganz gute Aufgabenbeschreibung für Sie als Hundebesitzer: Helfen Sie dem Hund zu verstehen, was Sie von ihm wollen und tun Sie das so, dass es Ihnen beiden Freude und Erfüllung bringt.
Und das bringt das Lebewesen am anderen Ende der Leine ins Spiel – Sie. Auch Sie sind nicht von Natur aus vorprogrammiert: Warum sollten Sie automatisch wissen, wie man Hunde erzieht, nur, weil Sie Hunde mögen? Wenn Sie in dieser Angelegenheit Anfänger sind, ist es ein bisschen so, als würde man jemand auf ein junges, noch ungerittenes Pferd setzen, der noch nie im Leben im Sattel gesessen hat. Kein Wunder, dass nicht immer alles glattgeht. Wie man Hunde erzieht, wissen Sie von Natur aus genauso wenig, wie Sie von Natur aus Basketball spielen können. Seien Sie also nicht zu streng mit sich selbst, wenn sich die Lernkurve gelegentlich etwas steil anfühlen sollte. Hundetraining verlangt genau wie eine neue Sportart Wissen, Übung und einen guten Coach.
Die gute Nachricht ist, dass Hundetraining keine beinharte Wissenschaft ist. Schon ein kleines bisschen praktische Übung kann sehr viel dazu beitragen, dass Sie eine fröhliche, liebevolle Beziehung zu Ihrem Hund aufbauen. Glückliche, gut erzogene Hunde haben Besitzer, die klar und konsequent sind und die Geduld und Wissen einsetzen, um ihnen gute Manieren beizubringen. Dieses Buch möchte Hundefreunden zeigen, wie sie humane, effektive Erziehungsmethoden so mit Kenntnissen zum Hundeverhalten kombinieren können, dass sie gehorchende Hunde bekommen – selbst dann, wenn ein Eichhörnchen über den Weg flitzt. Die folgenden Kapitel werden Ihnen dabei helfen, Ihrem Hund die Grundlagen wie Sitz, Platz, Herkommen und Bleiben beizubringen. Wir hoffen aber, dass sie noch mehr als das tun. Unser eigentliches Ziel ist es, Ihre Fähigkeit zur Verständigung mit Ihrem besten Freund so zu verbessern, dass Ihre Beziehung für viele Jahre
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