Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
sein.
    Severn und Rogan hatten versucht, sie zur Vernunft zu bringen. Für so stark und geschickt im Waffengebrauch sie sich auch hielt, in Wirklichkeit war sie doch nur ein schwaches Mädchen. Rogans Frau Liana hatte, wenn es um Zared ging, ebenfalls ein Wort mitzureden. Aber Severn meinte, daß Liana sich ohnehin in alles einmischte.
    »Wie konntet ihr sie mit dem Schwert in der Hand aufziehen«, hatte Liana gefragt, »und ihr dann eines Tages sagen, sie solle sich mit dem Nähzeug ans Fenster des Frauengemachs setzen? Wie konntet ihr annehmen, daß sie sich damit zufrieden gäbe? Ihr habt sie zu einem halsstarrigen Wesen erzogen, das glaubt, alles besser zu wissen.«
    Severn verzog das Gesicht, als er sich daran erinnerte. Zum tausendstenmal dachte er, Rogan müßte seine Frau endlich die Männerhand zu spüren geben. Sie hatte eine viel zu scharfe Zunge.
    Als hätten er und sein Bruder noch nicht genügend Sorgen, mußten sie sich jetzt auch noch ständig um Zared kümmern und dafür sorgen, daß sie es sich nicht wieder einmal in den Kopf setzte, allein durch die Gegend zu streifen.
    Doch als sein Pferd klappernd über die Zugbrücke sprengte, lächelte Severn wieder. Vor zwei Tagen war ihm eine Idee gekommen, wie er Zared allen Gefahren durch die ständig auf der Lauer liegenden feindlichen Howards entziehen und zu gleicher Zeit eine reiche Frau für sich gewinnen könne. Er hatte Rogan bereits von seinem Plan erzählt. Nun blieb ihm noch, es Zared mitzuteilen. Er stellte sich vor, wie Zared reagieren würde, und sein Lächeln vertiefte sich. Sie kleidete sich zwar wie ein Jüngling und stolzierte herum wie ein Jüngling, konnte sich aber wie ein Mädchen über die kleinsten Dinge freuen. Und Severns Plan würde Zareds Herz bestimmt erfreuen, das wußte er.
    Natürlich mußte er vorher Liana von seinem Vorha-ben in Kenntnis setzen. Sie würde zweifellos Schwierigkeiten machen, doch er wußte, daß er mit ihr fertigwerden würde. »Viel besser als Rogan«, murmelte er vor sich hin. Er meinte ja, daß sein Bruder viel zu weich mit seiner Frau umging. Als Severn ihm von seinen Plänen mit Zared erzählt hatte, war Rogans Antwort gewesen: »Da mußt du Liana fragen.« Er sollte eine Frau fragen? »Sagen werde ich es ihr!« nahm er sich vor. Er stieg vom Pferd und begab sich hinauf in Lianas Gemach.
    Zared stand in der Tür, lehnte die Wange an den rauhen Steinrahmen und sah schweigend Lianas Frauen zu. Sie lachten, kicherten und flüsterten untereinander während sie Kleider aus prächtiger Seide und Samt über die Köpfe hielten. Ab und zu schnappte Zared ein Flüsterwort auf. Sie sprachen über die Männer in der Burg. Als Ralphs Name fiel, richtete Zared sich auf. Ralph war ein junger Ritter, den Rogan vor kurzem in Dienst genommen hatte, und noch kein Mann hatte einen solchen Eindruck auf sie gemacht wie er. Wenn sie ihm nur begegnete, schlug ihr das Herz schneller, und das Blut stieg ihr zu Kopf.
    »Möchtest du dieses Gewand anprobieren?«
    Es dauerte eine Weile, bis Zared begriff, daß die Frau sie angesprochen hatte. Sie war eine der hübschesten von Lianas Frauen, trug das Haar in einem Goldnetz und den geschnürten Leib in Samt. Jetzt hielt sie Zared ein smaragdgrünes Satinkleid hin. Vor den Männern ihrer Brüder wurde Zareds Geschlecht geheimgehalten, doch Lianas Frauen wußten, daß Zared ein Mädchen war.
    Schon wollte Zared nach dem Gewand greifen, doch dann zog sie energisch die Hand zurück. »Nein«, sagte sie und legte so viel Verachtung in ihre
    Stimme, wie sie nur aufbrachte. »Ich habe keinen Sinn für solche Kinkerlitzchen.«
    Die Frau fühlte sich keineswegs zurückgestoßen. Vielmehr hatte sie für Zared nur einen mitleidigen Blick übrig.
    Zared aber gab sich nach besten Kräften hochmütig und wandte sich ab. Was scherten sie Frauenkleider? Was der schnellzüngige Frauenklatsch?
    Sie rannte die steile Steintreppe hinunter. Auf dem Absatz im ersten Obergeschoß vernahm sie Lianas Stimme, trat rasch in einen Alkoven und hielt den Atem an, bis Liana vorbei war.
    In den beiden Jahren, seit ihr älterer Bruder Liana zur Frau genommen hatte, waren im Haushalt der Peregrines viele Veränderungen eingetreten: das Essen wurde besser, die Betten sauberer, und überall schwirrten Frauen herum. Doch hatte Liana es nicht vermocht, Zared zu ändern. Und sie konnte noch so viel mit Zareds Brüdern streiten, die Männer ließen nicht zu, daß sich in Zareds Erziehung etwas änderte. Zu ihrem eigenen

Weitere Kostenlose Bücher