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Liebe ist staerker als Haß

Titel: Liebe ist staerker als Haß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sich aufpassen konnte, daß jeder Mann, der ihr zu nahe träte, ihr Messer zu spüren bekäme. Wie konnte Liana auf die Idee kommen, daß sie schwach wäre und wie ein wehrloses Weib beschützt werden müßte? Sie war keine Frau, sie war ein Mann!
    »Das heißt...«, flüsterte Zared. Mit einem jähen Schrecken spürte sie, daß ihr Tränen in die Augen stiegen. Ja, sie war ein Mädchen, aber sie konnte sich ihrer Haut wehren.
    »Sie wird mit mir kommen«, erklärte Severn in einem Ton, der Zared verriet, daß damit für ihn das Thema beendet war.
    Um nicht von ihm gesehen zu werden, löste sich Zared von der Wand und rannte die Treppe hinunter. Sie sollen alle verdammt sein, dachte sie. Eben hatte sie noch auf dem Übungsplatz gefochten; Rogan hatte sie angeschrien, das Schwert höher zu heben - und im nächsten Augenblick mußte sie mitanhören, wie Liana sagte, sie wäre zu schwach, um die Annäherungsversuche eines Trunkenbolds abzuwehren. War sie ein Ritter oder ein schwaches Weib? War sie ein Mann oder eine Frau?
    Weiter eilte sie die Treppe hinab, bis sie unten den Burghof erreichte. Dort stand Severns Hengst gesattelt und wartete auf ihn. Mit einem Fluch auf ihre ganze Familie, die solche Verwirrung über sie brachte, sprang sie auf das Pferd und donnerte über die Zugbrücke, ohne auf das Geschrei hinter ihr zu achten.
    Sie ritt, so scharf und schnell sie konnte. Es war ihr egal, wohin es ging. Die Burg und die Ländereien der Peregrines blieben hinter ihr zurück. Doch sie spornte das Pferd zu noch schärferem und schnellerem Tempo an. Sie war schon mehrere Meilen von ihrem Zuhause entfernt, als drei Reiter ihre Verfolgung aufnahmen.
    Ein schneller Blick zurück zeigte ihr, daß sie Wappen und Farben der Howards trugen.
    Das Herz schlug ihr bis in die Kehle. Rogan hatte sie gewarnt, daß die Howards sie ständig belauerten und im Hinterhalt lägen, um sich auf jeden Peregrine zu stürzen, der sich ohne Begleitschutz hinauswagte.
    Ihr ganzes Leben lang hatte man sie vor den Howards gewarnt. Ihr schien, als hätte man ihr von Geburt an eingetrichtert, was für Verräter die Howards waren. Vor einigen Generationen hatte ein Herzog Peregrine, der bejahrt und halb senil war, in zweiter Ehe ein junges, hübsches Weib der Howard-Familie geheiratet. Diese Frau war voller Ehrgeiz, und sie hatte ihren alten Ehemann überredet, sein Testament zu ändern und alles - das Geld, den Titel, die Ländereien - ihrem Schwächling von Sohn zu vererben, von dem hinter vorgehaltener Hand geflüstert wurde, daß er nicht vom Herzog stamme.
    Nur auf eine einzige Art konnte die Howard-Frau den Mann dazu überreden, seine erwachsenen Söhne zu enterben. Sie mußte ihm vorgaukeln, daß er mit seiner ersten Frau in Wirklichkeit gar nicht verheiratet gewesen wäre. Der Alte, dessen Geist heute klar und morgen umnebelt war, forderte die Kirchenregister mit dem Nachweis dieser Ehe an und ließ auch die Trauzeugen kommen. Aber die Register waren nicht mehr auffindbar, und alle Zeugen waren umgekommen - einige vor verdächtig kurzer Zeit.
    Auf dem Totenbett, von starken Schmerzen gequält, erklärte der Greis die Söhne aus seiner ersten Ehe zu Bastarden und hinterließ alles der habgierigen Familie seiner Frau.
    Seit dieser Zeit befanden sich die reichen Ländereien in der Hand der Howards, doch ständig zwischen ihnen und den Peregrines umkämpft. Im Laufe der Jahre erlitten beide Seiten schwere Verluste, und der Haß saß sehr tief.
    Zared blickte zu ihren Verfolgern zurück. Dann ritt sie, den Kopf tief auf den Hals des Pferdes geduckt, dessen Mähne ihr in die Augen wehte, schärfer als je zuvor im Leben. Auf dem harten, von Fahrspuren durchschnittenen Boden dröhnten die Pferdehufe, und sie preschte an Menschen, Karren und Tieren vorbei. Aber es dauerte nicht lange, und sie merkte, daß ihr Pferd an Boden verlor und Howards Männer aufholten.
    »Vorwärts, mein Junge!« trieb sie ihr Pferd an. »Nur noch bis zum Wald des Königs. Dort können wir uns verstecken.«
    Und wieder gab sie dem müden Pferd die Sporen, und ihr Herz schlug mit dem des Tieres um die Wette.
    Sie hatten es fast geschafft. Aber kurz vor dem Erreichen des Waldes, als Zared schon die dichten Bäume vor sich sah, die ihnen Unterschlupf verhießen, trat das Pferd in ein Erdloch und stürzte. Zared fiel zu Boden und rollte kopfüber die staubige Straße entlang. Dann blieb sie liegen und sah hoch. Drei Männer standen über ihr, die Schwertspitzen auf ihre Kehle

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