Liebe kann man nicht planen, Casanova
hinaus, dass mein Vater dich wahrscheinlich eher wie eine Tochter behandelt, oder?“
Ruby nickte. „Er kennt mich ja auch schon von Kindesbeinen an. Aber ich versuche ihm das abzugewöhnen.“
„Genau das meine ich. Du bist zu ehrlich. Du nimmst immer die Schuld auf dich.“
„Ach ja?“ Aus ihr unverständlichen Gründen verletzten sie seine Worte.
„Das sollte keine Kritik sein, Ruby. Ich wollte nur andeuten, dass ich es unmöglich finde, dich als eine einfache Hausangestellte zu sehen. In meinen Augen bist du eine Königin. Oder zumindest eine Prinzessin.“ Er schmunzelte.
„Wird das jetzt wieder eine ernsthafte Unterhaltung, oder flirtest du gerade mit mir?“, wollte Ruby verwirrt wissen. „Unsere letzte ernste Unterhaltung hat mir nicht gerade gefallen. Und Flirten war auch nicht vorgesehen, wenn du dich erinnerst.“
„Ich denke, ich flirte trotzdem gerade mit dir … aber natürlich ohne Hintergedanken“, beeilte er sich hinzuzufügen.
„Also gut, wenn es ein bedeutungsloses Flirten ist, dann meinetwegen.“
Hatte sie das wirklich gerade gesagt?
Ruby verließ die Villa nach getaner Arbeit, in Gedanken vertieft. Was Damon heute alles über sie gesagt hatte. Dabei kannte er sie gar nicht. Und doch hatte er zum Teil recht gehabt.
Als sie ihn verlassen hatte, war er immer noch mit seinem Essen beschäftigt gewesen. Er hatte sich nicht im Entferntesten anmerken lassen, dass er irgendwie sauer oder beleidigt war, wegen ihrer Anschuldigungen im Landmark. Sie hatte also den Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen können. Nicht auszudenken, wenn die Sache noch zwischen ihnen stünde; schließlich würden sie sich ja notgedrungen in den nächsten Tagen öfters begegnen.
Den Nachmittag verbrachte Ruby für Russell auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung, danach hatte sie Feierabend. Sie ließ sich die Nägel machen und tätigte einige kleine Weihnachtseinkäufe. Auch für sich besorgte sie das ein oder andere Päckchen – damit sie auch etwas unter ihr eigenes Weihnachtsbäumchen legen konnte.
Gegen halb acht abends erreichte sie ihr Apartment. Sie öffnete die Türe und zog noch davor die Schuhe aus, ganz wie es ihr eines ihrer Kindermädchen vor vielen Jahren einmal beigebracht hatte. Als eine drollige kleine Katze misstrauisch hinter einem der Sessel hervorlugte, erschien ein Lächeln auf Rubys Gesicht. Ihre neue Mitbewohnerin! Wie hatte sie die nur vergessen können. Das kleine Tier war ihr kürzlich in der Tiefgarage zugelaufen. Halb verhungert und verwirrt. Ruby hatte beschlossen, sie eine Woche lang aufzupäppeln und danach wieder in die Freiheit zu entlassen. Doch aus einer Woche waren drei geworden, und mittlerweile hatte Ruby das kleine Wesen so lieb gewonnen, dass sie sich gar nicht mehr davon trennen wollte. „’N abend, Kätzchen!“
Zu schade, dass Katzen nicht sprechen konnten.
„Ich habe heute einen Mann kennengelernt. Einen Mann, der mich sofort durchschaut hat – und ich ihn.“
Die kleine Katze sah sie ernst an.
„Das habe ich mir schon gedacht.“ Ruby seufzte. Sie kniete sich hin und streichelte dem Kätzchen über den Kopf. „Ich fand das irgendwie … unheimlich. Aber wir haben eine Vereinbarung getroffen, wir werden sozusagen auf Distanz gehen – hey, ich habe dir etwas mitgebracht!“ Ruby wühlte in einer Einkaufstasche und beförderte eine kleine zerzauste Stoffmaus hervor. Die Katze flüchtete mit einem entsetzten „Miau!“ hinters Sofa. Ruby lachte.
„Na gut. Wie wäre es dann mit etwas zu essen?“
Ruby ging in die Küche und knipste das Licht an. Sie gab der Katze zu essen und stellte für sich einen Teller mit Gemüse vom Vortag in die Mikrowelle. Dann goss sie sich ein Glas Weißwein ein, klemmte sich die kleine Katze unter den Arm und ging hinüber zum Wohnzimmerfenster, um das geschäftige Treiben auf dem riesigen Victoria-Hafengelände zu verfolgen.
Der Job bei Russell West war für Ruby von Anfang an nur eine Notlösung gewesen. Nach der Sache mit ihrem Vater hatte Russell ihr sofort angeboten, für ihn zu arbeiten. Allerdings hatte er nur diese Position frei gehabt. Dennoch würde Ruby ihm ewig dankbar sein, dafür, dass er sie aufgenommen und ihr Arbeit gegeben hatte. Doch Damon hatte recht: es wurde langsam Zeit, etwas Neues zu beginnen. Ihr eigenes Ding zu machen. Sich vielleicht noch weiter zu spezialisieren. Auf einem Gebiet, das nicht nach dem großen Geld und wichtigen Geschäften roch. Wie wäre es mit etwas Humanitärem?
„Was
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