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Liebe kennt keine Gefahren

Liebe kennt keine Gefahren

Titel: Liebe kennt keine Gefahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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verbrachte die meiste Zeit auf ihrem Zimmer, wo sie eine Stickerei nach der anderen anfertigte. Wenn sie schon nicht das Leiden, das sie verursacht hatte, kurieren konnte, wollte sie wenigstens nicht daran teilhaben.
    »Ich glaube nicht, daß wir das jetzt erörtern soll ten«, sagte Eleanor mit einem vielsagenden Blick auf die Kinder, die zwar alle angelegentlich in ihre Schüsseln schauten, aber dabei so heftig die Ohren spitzten, daß diese an den Rändern zu wackeln begannen.
    »Mr. Montgomery sagte, Mrs. Montgomery hätte ihren jüngsten Sohn von Geburt an verwöhnt, und er habe sie gewarnt, daß etwas Derartiges passieren würde«, erklärte Nathaniel. »Ich glaube, damit meinte er Mr. Alexanders Kleider und seinen dicken Bauch. Miss Marianna hat schrecklich geweint. Wer ist denn dieser Nicholas, Eleanor? «
    Eleanor funkelte den jungen Taggert an. »Nathaniel, wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt, daß man nicht an Türen lauscht? Solltest du nicht auf Sally aufpassen? «
    »Ich bin doch mit ihm mitgegangen«, sagte Sally. »Wir haben uns in den Sträuchern… «
    Nathaniel legte die Hand auf den Mund seiner kleinen Schwester. »Ich habe auf sie aufgepaßt, aber ich wollte es eben wissen. Wer ist dieser Nicholas? «
    »Alexanders Diener, nehme ich an«, erwiderte Eleanor, »und versuche, jetzt nicht vom Thema abzuschweifen. Ich hab dir schon hundertmal gesagt… « »Sollte es heute nicht nach dem Fisch Apfeltorte geben? « fiel ihr Jessica ins Wort. »Ich kann den Namen Alexander schon nicht mehr hören. Er ist ein fetter alter Walfisch, der gestrandet ist und nun seinen wahren Charakter zeigt. Nate, ich möchte, daß du morgen mit der Reuse hinuntergehst in die Höhle und Hummern fängst. «
    »Nicht schon wieder«, stöhnte er.
    »Und du, Henry«, fuhr sie fort, an ihren zwölfjährigen Bruder gewandt, »siehst nach, ob die Blaubeeren schon reif sind, und nimmst Sam mit in den Wald, Philip und Israel, ihr beiden kommt morgen mit mir, wenn ich Holz verlade. «
    »Holz? « horchte Eleanor auf. »Glaubst du, daß du Holz transportieren kannst? So eine schwere Ladung verträgt die Mary Catherine doch gar nicht. «
    Jessica machte den Rücken steif, wie jedesmal, wenn jemand eine kritische Bemerkung über ihr Schiff machte. Diese Bezeichnung war zwar eher eine Übertreibung, und vielleicht stimmte auch, was Jahleel Simpson darüber sagte — »Die Mary Catherine kann zwar schwimmen, aber sie tut es nicht gern« —, doch es war ihr Schiff und neben ihren zahlreichen Geschwistern, die die versorgen mußte, das einzige, was sie von ihrem Vater geerbt hatte. Sie war stolz auf die Mary Catherine.
    »Sie wird es schon schaffen, und außerdem brauchen wir das Geld. Jemand muß doch für die Äpfel bezahlen. «
    Eleanor blickte in ihre Schüssel, die nun ein Stück Apfelkuchen enthielt. Zuweilen »lieh« sie sich etwas aus Sayer Montgomerys Küche aus. Nicht oft und nie sehr viel, und obwohl sie alles wieder zurückzahlte, hatte sie jedesmal ein elendes Gefühl dabei. Wenn Sayer oder Marianna mit ihren Gedanken nicht woanders gewesen wären, hätten sie bestimmt zu ihr gesagt, sie könne das, was von der Mahlzeit übriggeblieben sei, mit nach Hause nehmen. Doch Sayer war zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich selbst zu bemitleiden, und Marianna hatte nur geschluchzt und gejammert, daß sie alle Übel dieser Welt über diese Stadt gebracht habe, als sie den Zollverwalter heiratete, und dieser Gedanke beherrschte sie vollkommen.
    Der zweijährige Samuel beschloß, seinen klebrigen Löffel in den Haaren seiner Schwester Molly einzuwickeln und dann fest daran zu ziehen, was der Unterhaltung der Erwachsenen ein jähes Ende bereitete.
    Alexander wachte am nächsten Morgen mit Schmerzen im Kiefer auf, weil er die ganze Nacht hindurch mit den Zähnen geknirscht hatte. Selbst im Schlaf beherrschte ihn noch der Zorn. Da hatte er gestern auf dem Kai gestanden, sich Sorgen gemacht, daß seine Schulterwunde jeden Moment aufbrechen könnte, über die Köpfe der Leute hinweg die englischen Soldaten beobachtet, die auf schaumbedeckten Pferden am Rand der Menge warteten — Soldaten, die offensichtlich nach jemandem suchten —, und mußte sich anhören, wie dieser Fratz Jessica Taggert ihn vor allen Leuten auslachte. Nein, das war einfach zuviel. Und wie leichtfertig die Stadtleute ihren Worten Glauben schenkten, daß er ein Feigling sei. Wie rasch sie vergaßen, was er einmal gewesen war.
    Er war in das Haus seines Vaters

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