Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 127 - Gebrüder Sander

Rolf Torring 127 - Gebrüder Sander

Titel: Rolf Torring 127 - Gebrüder Sander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
   
     
     
     
      1. Kapitel  
    Eine kleine Überraschung
     
      An einem trüben Vormittag passierte unsere Jacht das „Goldene Tor", die acht Kilometer lange und zwei Kilometer breite Einfahrt zur Bai von San Franzisco. Eine halbe Stunde später legten wir am Hafendamm an; er ist — wie ich in einem Reiseführer nachgeschlagen hatte — 2 545 Meter lang.  
      San Franzisco!  
      Vor etwas mehr als zwei Jahren waren wir schon einmal in der Stadt gewesen und hatten die Bekanntschaft eines recht merkwürdigen Polizeicolonels gemacht, den wir später entlarvten (siehe Band 29, „Unterirdische Gewalten").  
      Die Formalitäten auf dem Zollamt waren schnell erledigt. Wir suchten uns ein Hotel, wo wir während unseres Aufenthaltes in Frisko wohnen wollten. Wohin die weitere Reise uns führen würde, wußten wir noch nicht. Rolf hätte gern einmal Kansas und St. Louis besucht und begeisterte sich für einen tagelangen Ritt durch die endlose Prärie.  
      Uns war es kaum aufgefallen, daß man uns, als wir das Hotel betraten, etwas scharf gemustert hatte. Als wir in unseren Zimmern im ersten Stock allein waren, meinte Pongo, unser schwarzer Freund, jedoch:  
      „Massers, Leute hier Pongo nicht leiden mögen. Neger nichts für Amerikaner."  
      „Wieso?" fragte Rolf. „Hast du irgendwo schon eine gewisse Antipathie bemerkt?"  
      „Leute unten in Halle Massers und Pongo so eigenartig angesehen."  
      „Wie denn 'eigenartig', Pongo?"  
      „Als wären Massers und Pongo schlechte Menschen."  
      „Das ist mir nicht aufgefallen, Pongo. Zwischen den Weißen und den Schwarzen in den USA hat ja lange Zeit ein — sagen wir einmal — 'Zweiklassensystem' geherrscht. Die Neger galten nicht als vollwertig. Teilweise mag das heute noch so sein, vor allem in den Südstaaten. Aber die unterschiedliche Beurteilung hat sich doch merklich abgeschliffen. Ich schätze, es wird nicht lange dauern, da macht man gar keinen Unterschied mehr zwischen Menschen verschiedener Hautfarbe. Der Weltkrieg hat viel dazu beigetragen, die Differenzen auszugleichen, der Sport auch."  
      Rolf war ins „Kolleghalten" gekommen, wie ich das nannte. Ich unterbrach ihn und sagte:  
      „Der Portier hat uns allerdings merkwürdig zweifelnd angesehen, als wir unsere Namen ins Fremdenbuch eintrugen. Wir können ihn ja später fragen, ob er etwas an uns auszusetzen hat."  
      „Jetzt habe ich erst einmal Hunger," meinte Rolf. „Wir werden uns das Mittagessen aufs Zimmer bringen lassen. Später gucken wir ein bißchen in der Stadt herum."  
      „Wir können ja mal ins Rathaus gehen, Rolf! Vielleicht treffen wir dort Bürgermeister Patterson noch an, der uns damals vor zwei Jahren so aufgeschlossen entgegengekommen ist."  
      „Wir werden den Zimmerkellner fragen, Hans, ob er noch im Amte ist."  
      Rolf läutete und bestellte, als der Kellner erschien, Mittagessen für uns. Ich beobachtete scharf, wie sich der Mann uns gegenüber verhielt, und kam zu dem Schluss, daß er uns zwar höflich, aber sehr reserviert, ja, sogar mißtrauisch entgegenkam. Ich wollte deswegen schon eine Frage an ihn richten, als ich einen Blick Rolfs auffing, der es mir geraten erscheinen ließ, lieber zu schweigen.  
      Als der Kellner das Zimmer verlassen hatte, meinte Rolf zu mir:  
      „Mir ist etwas eingefallen. Entsinnst du dich, daß Klone am Bolen Odshal-See uns fragte, ob wir vor kurzem einmal in Frisko gewesen wären. Er hatte uns mit zwei Hochstaplern verwechselt, mit denen wir große Ähnlichkeit haben sollen. Vielleicht ist den Leuten hier das Bild der Hochstapler auch bekannt, vielleicht halten sie uns für die beiden Gauner."  
      Ich mußte meinem Freunde beipflichten. Die Möglichkeit war nicht von der Hand zu weisen. Dabei überlegte ich mir sofort, daß die Geschichte für uns eventuell sehr unangenehm werden konnte. Vielleicht nahm man hier, wenn wir uns ausweisen sollten, sogar an, daß unsere Reisepässe gefälscht seien. Wir mußten uns dann erst mit der Polizei in Verbindung setzen, um die Echtheit unserer Ausweispapiere zu beweisen. Das war gar nicht so einfach und konnte eine Weile dauern.  
      „Wollen wir nicht doch den Kellner etwas ausfragen?" schlug ich vor. „Ich halte ihn für einen Deutschen."  
      „Sprechen wir ihn deutsch an, wenn er uns das Essen bringt, Hans," meinte Rolf. „Vielleicht kommt er uns als Landsmann offen entgegen."  
      Es klopfte.  
      Der Zimmerkellner betrat den Raum

Weitere Kostenlose Bücher