Liebe, Lust und ein süßes Geheimnis
blicken.“
Charlottes Bemerkung klang fast wie eine Entschuldigung. So viel hätte Lily von dieser Frau nicht erwartet. Offenbar hatte sie das Bedürfnis, in aller Deutlichkeit ihren Sinneswandel darzustellen.
„Das ist sicherlich am besten“, stimmte Lily ihr zu.
„Der Grund, warum ich heute hergekommen bin, ist, dass ich Sie gerne um einen Gefallen bitten würde“, kam Charlotte endlich auf den Punkt. „Ich glaube mich zu erinnern, beim letzten Mal erwähnt zu haben, dass ich für die Stiftung Lesen und Schreiben tätig bin?“
„Ja, das haben Sie erwähnt.“
Die Frau berührte vorsichtig ihr Haar, als würde sie sich die Frisur richten wollen. „Unser Leitspruch ist ‚Bildung für jedermann‘. In diesem Jahr haben wir uns überlegt, eine Junggesellenauktion zu veranstalten, um Geld für unser Programm zu sammeln.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich war ganz und gar nicht damit einverstanden, Männer zu versteigern – für welchen Zweck auch immer. Doch da alle Einnahmen an Lesen und Schreiben gehen werden, denke ich, dass wir es durchaus wagen können.“ Sie schüttelte den Kopf. „Doch ich bin nicht hier, um Ihnen im Detail von der anrüchigen Art zu erzählen, wie wir Gelder für unser Projekt einsammeln. Ich möchte Sie gerne fragen, ob Sie bereit wären, uns zu unterstützen.“
„Ich finde, gegen eine Junggesellenauktion ist nichts einzuwenden, Mrs Addison. Für mich klingt es nach einer originellen Idee, an Gelder zu kommen. Wie kann ich Ihnen denn dabei helfen?“
„Falls das möglich wäre, würden wir die Auktion gerne in diesem Haus veranstalten.“ Charlottes Lächeln wurde breiter, als sie zu weiteren Erklärungen ausholte. „Wir richten unsere exklusiveren Anlässe gerne in historischen Räumlichkeiten aus. Das frisch renovierte Colonel-Beauchamp-Haus wäre ideal. Allein der Balkon des großen Salons wäre ein wunderbarer Ort, an dem sich die Junggesellen präsentieren könnten. Jeder könnte sie vom Hof aus begutachten.“
Lily nickte zustimmend. Warum sollte sie ihre eigenen vier Wände nicht einen Abend lang zur Verfügung stellen? Schließlich war es für einen guten Zweck. „Das sollte kein Problem sein, Mrs Addison.“
„Exzellent. Und keine Sorge. Wir haben alles bestens geplant“, sagte Charlotte und stand auf. „Die Erfrischungen werden in einem Zelt gereicht. Die Küche wird also nicht benötigt.“ Als sie durch das Foyer auf die Eingangstür zuging, drehte sie sich noch einmal um. „Übrigens, wie fühlen Sie sich?“
„Gut“, antwortete Lily und wunderte sich über die Anteilnahme der Frau. „Warum fragen Sie?“
„Oh, aus keinem bestimmten Grund.“ Charlotte lächelte Lily verschwörerisch an. „Es ist nur … vor einigen Tagen sahen Sie etwas mitgenommen aus.“
Charlotte warf ihr einen wissenden Blick zu. Konnte es sein, dass Daniel ihr von dem Baby erzählt hatte? War das vielleicht der Grund, warum sie sich Gedanken um Lilys Gesundheit machte?
„Mir geht es gut, wirklich.“ Solange sie nicht mit Daniel gesprochen hatte, wollte sie mit seiner Mutter nicht über die Schwangerschaft reden. Stattdessen fragte sie: „Aber wie geht es Ihnen? Ist der Schwindel vorüber?“
Daniels Mutter sah erst verwundert drein, dann schüttelte sie den Kopf. „Mir könnte es gar nicht besser gehen.“
„Das freut mich zu hören, Mrs Addison.“
„Bitte nennen Sie mich doch Charlotte“, sagte sie. Als sie ihr freundlich die Hand tätschelte, verschlug es Lily fast die Sprache. „Schließlich sind Sie ja …“, sie hielt inne, als suchte sie nach den richtigen Worten, „… jetzt mit meinem Sohn zusammen.“
Während sie die Verandastufen hinabschritt, starrte Lily ihr hinterher. Das war doch nicht Charlotte Addison! Vor gerade einmal einem Monat hatte ihr diese Frau noch zu verstehen gegeben, dass sie nichts von einer Beziehung zwischen Daniel und ihr halte. Jetzt gab sie plötzlich ihren Segen?
Es musste einen Grund für diesen plötzlichen, fast unheimlichen Wandel geben. Sowie Daniel aus dem Büro zurückkehrt war, würde Lily mit ihm darüber reden. Sie hatte ihn zwar nicht gebeten, die Schwangerschaft geheim zu halten, doch selbstverständlich war sie davon ausgegangen, dass er es ihr überließ, wann sie es wem sagen würde.
Während sie die Tür schloss, kaute sie nachdenklich auf der Unterlippe. Dann ging sie in die Küche, um sich vor dem Mittagsschlaf noch eine Kleinigkeit zu essen zuzubereiten.
Ihre ganze Familie würde Samstag zur
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