Liebe meines Lebens
und ausgestellte Röcke sie dicker erscheinen ließen, statt ihre üppigen Formen vorteilhaft zu unterstreichen.
Dachte sie, Olympia, an diese Zeit zurück, konnte sie über sich nur den Kopf schütteln. Wie unvorstellbar gutgläubig sie gewesen war! Die Freundlichkeit, mit der man sie behandelt hatte, hatte sie für echt gehalten, weil sie nicht gewusst hatte, was anscheinend allgemein bekannt gewesen war: dass Spyros Manoulis sie zu seiner Erbin auserkoren hatte. Es war ihr auch entgangen, dass ihre Ehe mit Gregoris Cozakis schon vor ihrer Ankunft in Griechenland beschlossene Sache gewesen war, was einigen Menschen in Spyros Manoulis’ Kreisen überhaupt nicht gefiel.
Kurz vor acht ließ der Nachtwächter Olympia in das Cozakis-Gebäude.
Leise klopfte sie an Gregoris’ Tür.
“Pünktlich und höflich heute Abend, das freut mich”, begrüßte Gregoris sie und erhob sich. Er trug einen eleganten silbergrauen Anzug und sah umwerfend attraktiv aus.
Olympia blickte verlegen zu Boden. Bei dem Treffen vergangene Woche hatte sie ein Ziel vor Augen gehabt, was ihr Kraft und Mut zum Kämpfen gegeben hatte. Heute jedoch war sie zur Passivität verurteilt und wusste nicht, was sie erwartete, denn heute stellte Gregoris die Bedingungen.
“Darf ich dir etwas zu trinken anbieten? Was möchtest du?”
“Orangensaft, Wasser … Es ist mir egal.”
Olympia beobachtete, wie Gregoris das Barfach in seinem Schrank öffnete. Seine Bewegungen wirkten leicht und harmonisch, was sie schon vor zehn Jahren fasziniert hatte. Sie war sich dagegen immer schrecklich unbeholfen vorgekommen. Als er sich vorbeugte und ihm eine Strähne seines pechschwarzen Haars ins Gesicht fiel, musste sie daran denken, wie weich es sich anfühlte.
“Du hast mir schon immer gern zugeschaut”, bemerkte er und reichte ihr ein Glas. “An eine kleine braune Eule hast du mich dann erinnert. Jedes Mal, wenn ich deinen Blick erwidert habe, bist du rot geworden und hast den Blick gesenkt.” Er prostete ihr zu. “Du warst eine gute Schauspielerin. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass du noch Jungfrau warst.”
Olympia schluckte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch einmal die alten Geschichten aufwärmte.
“Bevor wir also zum geschäftlichen Teil kommen, habe ich noch eine Frage, die mir die ganze Zeit keine Ruhe gelassen hat. Hast du vielleicht an jenem Abend im Club gesehen, wie ich ein Mädchen umarmt habe? Hast du dich deshalb, weil du verletzt warst und zu viel getrunken hattest, mit Lukas in mein Auto gesetzt? Hat er deinen Zustand ausgenutzt? Oder …?”
Olympia blickte auf die Schreibtischlampe, um nicht die Beherrschung zu verlieren und ihm den Inhalt ihres Glases in sein arrogantes Gesicht zu schütten. Vor zehn Jahren hatte er sie für eine Sünde verurteilt, die sie nicht begangen hatte. Was hatte es daher für einen Sinn, ihm
jetzt
anzuvertrauen, wie sehr sie gelitten hatte? Warum war er damals nicht auf den Gedanken gekommen, sie danach zu fragen? Warum gab er erst jetzt zu, dass er sich an ein anderes Mädchen herangemacht hatte?
“Oder was?”, erkundigte sie sich herausfordernd.
Gregoris ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. “Oder hast du dich mit ihm in mein Auto gesetzt, weil du dich unbeobachtet glaubtest, oder …?”
Seine Arroganz war einfach unerträglich, und ihr Temperament ging mit ihr durch. “Ich bin mit Lukas gegangen, weil ich verrückt nach ihm war!”, behauptete Olympia trotzig und blickte ihn aus ihren grünen Augen feindselig an. Insgeheim jedoch war sie schockiert über ihre Lüge, schockiert darüber, dass sie selbst nach zehn Jahren noch so grausam an Gregoris Rache nahm. Damit hatte sie bestimmt auch ihre letzte Chance bei ihm vertan.
Olympia legte den Kopf zurück. “Du spielst nur mit mir, du machst dich über mich lustig! Sag doch gleich Nein!” Sie wollte nur noch eins – diese Unterredung möglichst schnell hinter sich bringen und nach Hause zurückkehren.
Gregoris machte einen Schritt auf sie zu. “Du brauchst dich wirklich nicht so zu ereifern, Olympia. Möchtest du nicht endlich deine Jacke ausziehen und dich setzen?”
Olympia rührte sich nicht. Ihr war schrecklich heiß, aber die Jacke würde sie nicht ausziehen. Gregoris schüttelte den Kopf und lachte leise, was sie noch mehr irritierte.
“Was findest du daran so lustig?”, erkundigte sie sich.
“Ich habe dich immer für ruhig und zurückhaltend gehalten. Ich habe dir Eigenschaften angedichtet, die du gar nicht
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