Liebe mit beschrankter Haftung
möchte ich jetzt nicht stecken, denke ich an diesem Abend, während ich mir den Bauch einöle. Aber in Isabellas eigentlich auch nicht. Oder in meiner. Richtig ideal läuft es für keinen der Beteiligten, aber immerhin wird Marko nicht gänzlich aus meinem Leben verschwinden. Noch vor ein paar Tagen hätte ich mir jetzt in den schönsten Farben ausgemalt, dass er irgendwann doch zu mir zurückkommt. Aber jetzt nicht mehr. Die Situation ist einfach zu verfahren. Pilcher-Ende ausgeschlossen. Was er auch tut, eine alleinerziehende Mutter lässt er so oder so sitzen. Ich bin ein bisschen neidisch auf Kati, deren Leben so einfach sein könnte, wenn sie nur wollte. Wenn sie Paul eine Chance geben würde. Aber sie lässt ihn seit Tagen ihre Mailbox vollquatschen, ohne ihm eine Chance auf ein persönliches Gespräch zu geben. Dabei würde ich den beiden so sehr ein Happy End wünschen. Auch wenn ich dann wieder alleine in der Wohnung wäre. In diesem Moment klingelt es an der Tür.
Ich blicke auf meinen eingeölten und nach Lavendel duftenden Bauch. »Gehst du mal?«, rufe ich durch die geöffnete Zimmertür.
»Bis ich mich hochgewuchtet habe, können Tage vergehen«, ruft Kati zurück. Seufzend ziehe ich mein T-Shirt herunter und gehe zur Tür, an der es jetzt von außen klopft. Da hat wohl wieder mal jemand unten die Haustür offen gelassen. Vorsichtshalber sehe ich durch den Spion, bevor ich öffne.
»Paul? Bist du das?«, frage ich nach einer Schrecksekunde verwundert und mustere den vor mir Stehenden von oben bis unten. Kein Zweifel, es ist wirklich Paul. Aber wie sieht der denn bloß aus? Seine Füße stecken in ausgelatschten, dunkelgrünen Halbschuhen, dazu trägt er eine bollerige, karierte Flanellhose, ein Siebziger-Jahre-Hemd mit riesigem Kragen und auf dem Kopf einen braunen Schlapphut, den er jetzt mit einer verlegenen Geste abnimmt und zwischen den Fingern hin und her dreht. Seine sonst so akkurat gescheitelten Haare stehen ihm kreuz und quer vom Kopf ab.
»Hallo«, grüßt der neue Paul mit einem unsicheren Lächeln. »Ist Kati vielleicht zu sprechen?«
»Äh, ja, sie ist im Wohnzimmer.« Zögernd geht Paul voran und ich folge ihm auf den Fersen. Katis Gesicht will ich mir keinesfalls entgehen lassen. Alle viere von sich gestreckt liegt sie auf dem Sofa und starrt ihren Exfreund mit offenem Mund an.
»Hallo, Kati.«
»Paul«, kommt es tonlos zurück. Ich verrenke mir den Hals, um nur ja nichts zu verpassen, während Paul anfängt, hilflos herumzustottern.
»Kati, sieh mal …, ich, also …, weshalb ich …« Plötzlich dreht er sich zu mir um und fragt, diesmal in einem zusammenhängenden Satz: »Würde es dir etwas ausmachen, uns kurz allein zu lassen? Bitte.«
»Na schön.« Ich trete den Rückzug an und Paul schließt sorgfältig die Tür vor meiner Nase. Unschlüssig stehe ich davor, beuge mich dann zum Schlüsselloch und linse hindurch. Leider kann ich nur Pauls karierten Hosenboden erkennen, aber immerhin höre ich ganz gut, was gesprochen wird.
»Kati«, ertönt Pauls Stimme gedämpft und er macht einen Schritt auf sie zu, »ich möchte doch gar keine langweilige Bankerfrau aus dir machen.« Er macht eine kleine Pause, wohl, um ihre Reaktion abzuwarten. Als keine kommt, fährt er fort: »Das mit dem Kleid war eine dumme Idee. Also jedenfalls, du fehlst mir und … ich denke nicht, dass wir nicht zusammenpassen. Schau doch! Ich kann doch auch aussehen wie du.«
»Du findest, dass ich so aussehe?«, fragt Kati mit einem entsetzten Unterton in der Stimme und ich halte mir die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten.
»Nein, natürlich nicht. Das meine ich nicht«, stammelt Paul, »was ich meine, ist …«
»Ja?«
»Ich liebe dich.« Als Antwort höre ich nur Ächzen und Schnaufen. Offensichtlich versucht Kati, sich von der Couch zu erheben. Dann erscheinen ihre Hände in meinem Blickfeld, die sich um Pauls Nacken schlingen.
»Ich liebe dich auch, du Spießer!« Mir wird warm ums Herz. Wenigstens für die beiden gibt es also ein Happy End. »Aber ich komme nicht zurück nach Hause. Ich bleibe hier, bei Mia.«
»Was? Warum das denn?« Paul klingt geradezu entsetzt, während ich vor lauter Spannung fast durch das Schlüsselloch krieche. »Ach so. Wegen Mia, ja? Damit sie nicht alleine ist?«
»Nein, nicht wegen Mia. Dieses klassische Familienkonzept ist einfach nichts für mich.«
»Aber wie sollen wir denn eine Familie sein, wenn wir nicht zusammenwohnen? Komme ich dann etwa zu
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