Liebe mit beschrankter Haftung
dafür im Gegenzug mit einem zusammenwohnt. Das gemeinsame Kind aufzieht. Einen liebt. Da habe ich ja schon ganz andere Sachen gemacht. Erduldet, dass er im Nebenzimmer mit einer blonden Hexe vögelt. Um nur ein Beispiel zu nennen. Aber das ist wahrscheinlich kein guter Moment, um diesen Einwand anzubringen.
»Vielleicht renkt sich alles wieder ein«, tröste ich sie. »Wenn du dich erst beruhigt hast. Und er auch.«
»Er? Der hat sich ja nicht einmal aufgeregt. Hat mich nur kopfschüttelnd angeguckt. Jetzt beruhige dich doch, Liebes, hat er gesagt. Liebes! Ja, das passt zu seinem blöden Kleid. Das habe ich ihm auch gesagt. Und dann bin ich gegangen.« Sie sieht mich an und auf einmal verschwindet der wütende Ausdruck aus ihrem Gesicht und sie fängt an zu weinen. »Dieser Mistkerl. Warum heule ich eigentlich?«
»Weil du ihn liebst«, sage ich und fummele ein Taschentuch aus der Kleenexbox, der ich heute auch schon reichlich zugesprochen habe.
»Tue ich nicht. Der kann mir gestohlen bleiben.« Kati putzt sich lautstark die Nase und wirft das zerknäulte Tuch auf den Tisch, wo schon ein ganzer Haufen davon liegt. Irritiert kneift sie die Augen zusammen.
»Sag mal, bist du erkältet?«
»Nein. Aber du bist ziemlich egozentrisch.«
»Was?« Sie blinzelt mich verwirrt an. »Hast du geweint? Geht’s dir nicht gut?«
»Kann man so sagen. In kurzen Worten: Marko ist weg, Isabella ist schwanger und ich sitze allein in einer viel zu großen Wohnung.«
Kapitel 20
Zumindest das Problem mit der Wohnung scheint sich fürs Erste erledigt zu haben, denn Kati ist kurzerhand mit ihren Sachen in Markos Zimmer gezogen. Am nächsten Morgen schleiche ich mich leise aus der Wohnung, um sie nicht zu wecken. Ich habe meinen Interviewtermin mit einer Schriftstellerin für die »Femina« extra auf den Vormittag gelegt. Ich habe keine Lust, Marko so schnell wiederzusehen. Gegen Mittag bin ich zurück und treffe auf eine ziemlich aufgelöste Kati.
»Du glaubst nicht, was heute Morgen passiert ist. Wie aus dem Nichts stehen plötzlich drei Männer im Zimmer und wollen mir das Bett unterm Hintern wegziehen.«
»O nein. Tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken. Aber ich habe dir einen Zettel geschrieben.«
»Ja, den habe ich gefunden. Nachher.«
»Sorry.«
»Macht nichts. Ich glaube, die Typen waren noch erschrockener als ich. So eine nackte, schwangere Frau, das ist schon ein Anblick.«
»Du warst nackt?«
»Ich schlafe immer nackt. Nur Spießer tragen von Mami geschenkte Schlafanzüge mit Bügelfalte.« Ihr Gesicht verdüstert sich. Ich sage dazu einfach mal nichts. »Ist ja auch egal. Jedenfalls habe ich ihnen gesagt, dass sie das Bett nicht mitnehmen können, weil ich da jetzt drin schlafe. Und dann ist Marko gekommen …«
»Er war da?«, frage ich atemlos dazwischen.
»Natürlich war er da. Na, dem habe ich vielleicht die Meinung gegeigt, das kann ich dir sagen. Und dann habe ich erklärt, dass ich sein Zimmer besetze und dass er sich eben neue Möbel kaufen muss. Für dich hat er ja auch ganz schnell Ersatz gefunden. Entschuldige.«
»Schon gut«, sage ich matt. »Und darauf hat er sich eingelassen?«
»Was sollte er denn machen? Ich habe mich schließlich mit den Handschellen aus seinem Nachttisch ans Bett gekettet.«
»Handschellen? Was denn für … Oh, ich verstehe.« Wir schweigen betreten und ich versuche, das Bild von Marko und Isabella bei wilden Sex-Spielchen aus meinem Kopf zu bekommen.
»Jetzt guck doch nicht so traurig, Süße. Wir kriegen das alles hin. Versprochen.« Kati versucht, mich zu umarmen, ohne ihren Bauch dabei allzu sehr einzuquetschen. »Wir sind doch starke Frauen. Ich weiß, du hast dir das alles ganz anders gewünscht, so richtig klassisch, aber wir können doch auch eine Familie sein. Das wird bestimmt sehr, sehr schön werden.«
»Meinst du?«
»Ganz bestimmt.«
Ganz so begeistert wie Kati bin ich noch nicht von dem Plan, aber immerhin gibt es wieder einen Lichtblick. Ich bin nicht ganz und gar allein. Vielleicht wird es doch ganz nett werden in unserer Mütter-WG.
»Übrigens, ich werde sie Luna Hope nennen.« Ein schadenfrohes Grinsen breitet sich auf Katis Gesicht aus, während sie versonnen über ihren Bauch streichelt. »Paul wird ausrasten.«
»Ausrasten? Paul?«, gebe ich zu bedenken.
»Hast Recht. Vermutlich nicht.«
»Das sollte auch wirklich nicht der Grund sein. Ich meine, Paul zu ärgern.«
»Das weiß ich doch. Hab ich doch nur so dahingesagt. Willst du einen
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