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Liebe oder so

Liebe oder so

Titel: Liebe oder so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Montag
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    Es gibt da diese Farbe bei Sahm, die einem beim Betrachten unheimlich auf die Eier geht. Eine Art Türkis, wie man es manchmal in der Brandung des Meeres sieht – oder in der Verschalung eines Siemens-Computers, wenn man mit Romantik weniger am Hut hat. Ich fragte mich, weshalb dieses Türkis in fast all seinen Bildern eine derart tragende Rolle spielen musste. Wie bei einem Regisseur, der sich seiner Jugendliebe gegenüber verpflichtet fühlt und sie immer wieder als Hauptdarstellerin einsetzt, obwohl er weiß, dass der Film darunter leiden wird. Mir ging die Sache nach, ich wurde richtig nervös dabei.
    Ich war gerade im Begriff, eines dieser Dinger zu rahmen, als der Typ wieder auftauchte, diesmal z usammen mit meinem Chef. Der blieb einfach am Eingang stehen und sah auffordernd zu mir herüber. Ich beschloss, ihn nicht weiter zu beachten. Der Rahmen war praktisch fertig, aber ich retuschierte weiterhin wie ein Wilder an den Gehrungskanten herum, die bereits wie Speckschwarten glänzten.
    „Komme gleich!“, rief ich ihnen zu. Ich wusste, dass ich meinen Chef damit auf die Palme tr ieb. Er war einer dieser Choleriker, die ständig Überdruck produzieren und mit fünfzig an ihrer Verkrampftheit krepieren. In dem Baumarkt, zu dem mein Laden gehörte, galt er als Fachmann für Kloschüsseln, was seinen begrenzten Zugang zur Kunst zumindest teilweise erklärte.
    Schließlich kamen die beiden zu mir rüber. Mein Chef war auf hundertachtzig, ich spürte es, brauchte ihn gar nicht anzugucken.
    „Dieser Herr hier war gerade bei mir. Er sagt, Sie wol lten ihm keinen Rahmen verkaufen.“
    „Stimmt . Hat er Ihnen auch gesagt, warum nicht?“
    „ - - - ?“
    „Weil das Bild keinen Rahmen verdient.“
    „Unverschämtheit!“, heulte der Typ mit einer gewissen Theatralik auf. Wir beachteten ihn gar nicht.
    „Soll ich Ihnen mal zeigen, was er wollte?“ Ich schnappte mir die Jutetasche, die er in der Hand hielt. Das Bild kam in all seiner Scheußlichkeit zum Vo rschein, ich hielt das Metermaß dagegen, so dass der krumme Rand noch besser zu erkennen war.
    „Das ist das Bild. Und jetzt der Rahmen.“
    Die Musterecke lag noch auf dem Beratungstisch, ich hielt sie statt des Meters an die Bildkante. Ein Blinder konnte sehen, dass beides technisch nicht zusammen passte, vom Stil möchte ich erst gar nicht anfangen.
    „Hübsch, was? Wie die Faust aufs Auge.“
    „Er wollte ein Stück von meinem Bild abschneiden“, beschwerte sich der Typ.
    „Ich hab Sie aber auch auf die Alternative hingewiesen, das Ding mit Füllschaum auszuspritzen, damit es passt.“
    Mein Chef nahm mir das Bild aus der Hand und ve rsuchte, das Rähmchen so zu wenden, dass es den hässlichen Rand verdeckte und die Lücke schloss, die zwischen beiden aufklaffte. Der Typ neben ihm trat von einem Fuß auf den anderen, er verlangte nach einer Entscheidung. Mein Chef traf sie nach einigem Hin und Her zu seinen Gunsten.
    „Na ja, dann müssen Sie ihm halt eine n anderen Rahmen raussuchen. - Wie wär’s denn zum Beispiel mit dem hier?“
    Der Kunde sah nur einen Moment hin und schüttelte den Kopf; ansonsten ließ er mich nicht aus den Augen. Es gibt so Menschen, die fordern ihr Schicksal täglich aufs Neue heraus, irgendwann würde der Tag kommen, an dem er sich in einer dunklen Ecke wiederfand, aus der es kein Entrinnen gab.
    Aber ich stand nur da und hörte meinem Blut beim K öcheln zu, während mein Chef geschäftig an der Wand mit den Musterstücken entlangstrich.
    „Hier - wie ist d er?“
    Am liebsten hätte ich den Laden auf der Stelle in Ground Zero verwandelt. Die Chancen, dass dabei die Richtigen draufgingen, standen zwei zu eins. Ruhig, ganz ruhig, sagte ich mir innerlich .
    Endlich drehte sich der Typ zu meinem Chef um und die beiden hielten abwechselnd die Musterecken an das verdammte Bild. Als sie zum Tisch rübergingen, machte ich mich wieder an die Arbeit und warf ihnen einen gleichgültigen Blick zu. Draußen flanierten die Mädchen in kurzen Röcken vorbei und ich schlug die Zeit mit diesen Schwachköpfen tot. Die Welt ist grausam.
    Eine halbe Stunde später schlossen sie mit lautem Tamtam den Auftrag ab. Der Typ ve rschwand, und mein Chef kam zu mir rüber. Das Kommen-Sie-bald-wieder -Lächeln gefror auf seinem Gesicht, als er durch die Zähne hindurch zischte:
    „Das ist das letzte Mal. Noch eine solche Sache, und Sie fliegen raus.“
    Na und? rief es in mir, im Geiste packte ich bereits meine Koffer.
    „Ich

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