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Liebe, Sex und andere Katastrophen

Liebe, Sex und andere Katastrophen

Titel: Liebe, Sex und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Falkenberg
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stolpern, rumrumpeln, daraufhin entdeckt werden, erbost von dannen ziehen und niemals wieder gesehen wurden. Den Haushalt muss die blöde Pute fortan alleine schmeißen. Manche Dinge sollte man deshalb einfach so lassen wie sie sind, sonst zerstört man deren Zauber. Trotzdem war unsere Neugier größer als diese weise Erkenntnis.
    Nummer einundzwanzig und ich schrieben uns also regelmäßig unregelmäßig immer mal ein paar Zeilen, nicht wirklich viel, und alles ganz harmlos. Es gab auch teilweise monatelange Funkstille, bis wieder einer den anderen aus dieser herausholte. Das, was wir uns schrieben, war special. Es waren oft ganz belanglose Dinge, aber die waren stets textlich sehr liebevoll und mit viel Mühe und Aufmerksamkeit verpackt. Wir ließen den anderen nicht wirklich an unseren Leben teilhaben und wussten eigentlich nichts voneinander. Wir schafften es trotzdem, das Interesse des anderen nie zu verlieren, und immer wieder Themen zu finden, zu denen man lustige Sätze und Gedanken austauschen konnte. Das ganze Spiel hielten wir so ca. 1 Jahr durch. Natürlich fragte ich mich hin und wieder, wie Nummer einundzwanzig wohl so ganz in echt aussehen würde, und wie es wohl wäre, ihn zu treffen. Und natürlich würde man über so einen doch recht langen Zeitraum keinen Kontakt mit einem Fremden aufrecht erhalten, wenn nicht doch auch irgendwo eine homöopathische Dosis sexueller Anziehung bestünde. Machen wir uns doch nichts vor. Trotzdem haben wir das Thema, ob wir uns denn nicht einfach mal irgendwie kennen lernen wollen, so in ganz echt, nie angesprochen. Es stand einfach nicht zur Debatte.
    Plötzlich veränderte sich unser recht neutraler Kontakt. Denn Nummer einundzwanzig rief mich plötzlich und ohne Vorwarnung einfach an. Ich fiel fast vom Stuhl, als sich eine unbekannte Stimme meldete mit „Hallo, ich bin´s. Ich dachte, ich ruf einfach mal an“. Ich war platt. Obwohl draußen olles Novemberwetter herrschte und es usselig und kalt war, wurde mir urplötzlich so heiß, dass ich schon triefte. Ich bekam rote Bäckchen und mir war ganz schwummerig. Ich hatte überhaupt nicht mit seinem Anruf gerechnet. Wir kannten uns seit einem Jahr in nur einer Dimension, der schriftlichen nämlich. Und plötzlich kam diese greifbare Dimension der Stimme dazu. Das haute mich echt um. Ich verbarg meine Überraschung, tat sehr souverän und plauderte lässig mit ihm, als wäre es das normalste auf der Welt. Mich darauf zu konzentrieren und nicht rumzustammeln, war wirklich eine Meisterleistung. Nachdem wir aufgelegt hatten, saß ich da und starrte fassungslos und benommen an die Wand. Nummer einundzwanzig hatte eine Stimme. Er war real. Das hatte ich die ganze Zeit verdrängt. Nun gab mir mein Bauch augenblicklich eine Rückmeldung: Nummer einundzwanzigs Stimme und seine Art zu reden, gefielen dem Bauch überhaupt nicht. Nummer einundzwanzig wirkte am Telefon ziemlich öde. Aber das gestand ich mir zu dem Zeitpunkt nicht ein.
    Kurz nach diesem denkwürdigen Ereignis, unserem ersten Telefonat, schrieb ich ihm eine kurze Mail. Der Text: „Du kannst doch nicht einfach hier anrufen. Jetzt sitze ich mit durchgeschwitztem Shirt, trotz draußiger Kälte, da, habe rotglühende Bäckchen und kann mich auf nichts mehr konzentrieren.“ Das war der Startschuss für eine neue Ära unserer Online-Plauderei. Es war eine Steilvorlage für seine Antwort, die in ungefähr so ging: „Naja, dann zieh doch einen Bikini an.“ Damit waren die unschuldigen Tage gezählt. Wir waren voneinander angefixt. So ging das nun hin und her, und es spitzte sich soweit zu, dass wir plötzlich tatsächlich ein Date hatten. Wir hatten uns verabredetet, er wollte zu mir kommen. Leichte Unruhe meldete sich bei mir. Schließlich würde Nummer einundzwanzig von ziemlich weit her kommen. Und er hatte nicht einmal nach einem Hotel gefragt, das ich ihm empfehlen könnte. Würde er sich selbst darum kümmern? Würde er nachts wieder zurück fahren? Geht er davon aus, dass er bei mir schlafen kann? Und was wäre, wenn wir uns so in echt total Kacke finden? Eigentlich alles nicht mein Problem, Nummer einundzwanzig war schließlich alt genug, sich des Wagnis, eine fremde Frau in einer fremden Stadt zu besuchen, bewusst zu sein und sich selbst um das damit verbundene Schlafproblem zu kümmern. Aber ich kannte mich zu gut, ich würde mich wieder in eine völlig dämliche Situation bringen, würde mich nicht wirklich damit wohl fühlen, würde es aber nicht auf die

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