Liebesparadies im Alpenschnee
vor dem Bett mit seinen neuen Autos.
„Steh auf, Mommy. Albert wartet bestimmt schon auf mich.“
„Erst müssen wir etwas essen.“
„Beeil dich.“
Sie duschte und zog sich an. Dann gingen sie hinunter in die Küche. Arlette und Jules waren noch nicht aufgestanden, wahrscheinlich, weil der Trubel der letzten Tage sie erschöpft hatte. Crystal bereitete Philippe und sich das Frühstück zu, dann verließen sie das Haus. Der Junge natürlich mit Hut auf dem Kopf, die Arme voll mit neuem Spielzeug.
„Hoffentlich ist Onkel Raoul schon da.“
Crystal hoffte genau das Gegenteil. Nach dem nächtlichen Gespräch hatte sie gestern seine Gegenwart als quälend empfunden.
Die Sonne brach durch die Wolken. Es versprach, ein schöner Tag zu werden. War das nicht ein gutes Zeichen nach dem trüben ersten Weihnachtstag?
Die Kinder freuten sich, als sie ankamen. Doch Philippe war enttäuscht, weil sein vergötterter Onkel Raoul noch nicht da war. „Wo ist er?“, fragte er seine Tante Vivige.
„Das weiß ich nicht.“
„Ruf ihn doch bitte an.“
Doch Crystal legte ihm die Hand auf die Schulter. „Dein Großvater wird es wissen. Ich rufe ihn an.“
Was Jules ihr auch erklärte, sie wusste es besser, warum Raoul keine Zeit für die Familie hatte, und musste jetzt vor allem ihrem Sohn zuliebe eine heitere Miene aufsetzen. „Dein Onkel ist im Büro und arbeitet an einer wichtigen Sache. Ich fürchte, heute wird er nicht mehr vorbeikommen.“
„Wir könnten ihn dort besuchen“, schlug Philippe vor.
„Nein, mein Schatz.“
„He“, mischte sich Bernard ein. „Zähle ich denn gar nicht? Ich will mit euch Schlittschuh laufen.“
„Klingt das gut?“ Crystal lächelte ihren Sohn an. Philippe nickte, doch seine Stimmung hatte sich getrübt.
Und Crystal lernte eine neue Form der Qual kennen.
Raoul mied sie. Nie wieder würde er sich ihr nähern. Das war seine Konsequenz aus dem, was sie ihm gesagt hatte. Eigentlich durfte sie darüber nicht verzweifelt sein, doch sie war es. Und endlich verstand sie auch, was es bedeutete, wenn er tat, was er tun musste.
„Lasst uns sofort aufbrechen“, schlug Bernard vor. „Bevor die Eisbahn voll wird.“
„Gehst du auch mit, Vivige?“, fragte Crystal.
„Nein, ich laufe nicht so gut.“
„Ich auch nicht.“
„Dann ist ja alles klar“, sagte Bernard. „Ihr beiden bleibt hier, und ich gehe allein mit den Kindern.“
Ein Vormittag ohne Kinder war ein gewisser Luxus. Doch es gelang Crystal nicht, ihn zu genießen. Bald entschuldigte sie sich bei ihrer Schwägerin und fuhr in das Ortszentrum zum Geschäft der Broussards. Doch der Parkplatz war leer. Raoul konnte also nicht bei der Arbeit sein. Das hatte sie sich schon gedacht, war aber dennoch beunruhigt. Deshalb fuhr sie weiter zum Haus ihrer Schwiegereltern.
Jules saß allein in der Küche und frühstückte. Arlette telefonierte mit ihrer Schwester.
„Wo hast du denn meinen Enkel gelassen?“, fragte er.
„Bernard läuft mit den Kindern Schlittschuh.“
„Dann hat Philippe ja seinen Spaß.“
„Leider nicht. Er ist enttäuscht, weil sein Onkel Raoul sich nicht sehen lässt.“
Jules deutete auf einen Stuhl. „Setzt dich zu mir, ma fille . Ich muss dir etwas erzählen.“
„Wo ist er, Jules? Ich weiß, dass Raoul nicht bei der Arbeit ist. Bitte sag mir, was du weißt. Philippe scheint etwas Schlimmes zu vermuten.“
Eine Weile schaute ihr Schwiegervater sie schweigend an. Dann seufzte er. „Raoul hat mir erzählt, dass du bald wieder in die Staaten zurückkehrst. Deshalb hat er sich zurückgezogen, um Philippe den Abschied zu erleichtern. Das ist richtig, finde ich.“
Ihr wich das Blut aus dem Gesicht.
„Crystal?“ Jules nahm ihre Hand. „Hat er irgendetwas falsch gemacht?“
„Nein, nein“, flüsterte sie. „Philippe hängt zu sehr an Raoul. Ich weiß nicht, was ich tun soll“, bekannte sie.
„Das habe ich kommen sehen. Und mein Sohn hängt zu sehr an deinem Sohn.“
Crystal nickte, und die Tränen begannen zu strömen. „Sie haben sich nach Erics Tod aneinander geklammert.“
Jules schüttelte den Kopf. „Das sehe ich anders. Ihre enge Bindung ist schon viel früher entstanden.“
„Was meinst du damit?“, fragte sie erschrocken.
„Du weißt, wie sehr ich alle meine Kinder liebe, aber das macht mich nicht blind. Eric hat sich lange nicht so viel um Philippe gekümmert wie Raoul. Und ich weiß auch, dass du bei deinem Mann zu kurz gekommen bist.“
„Aber ich habe ihn von
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