Liebessterne ueber Nizza
kurz an den festen Brüsten hängen. Conan war skrupel- und mitleidlos, und doch spürte sie in diesem Moment ein seltsames Verlangen in sich aufsteigen.
„Habe ich dich je darum gebeten?“, fragte er leise, und der grausam höhnische Zug um seine Mundwinkel ließ keinen Zweifel, worauf er anspielte.
Nein, das hatte er nicht. Der Gedanke ließ Sienna einen unerklärlichen Schauer über den Rücken rinnen. Für sie war Conan immer nur der ältere Bruder ihres Mannes gewesen. Dennoch waren ihr in den zweieinhalb Jahren Ehe mit Niall die unzähligen hervorstechenden Eigenschaften dieses Mannes nicht entgangen. Welcher Frau hätten sie entgehen können? Er sah gut aus, war energiegeladen und unermesslich reich. Dazu besaß er eine stille Tiefe, die Sienna nie hatte ausloten können. Doch am Ende waren allein seine Rücksichtslosigkeit und sein Mangel an Sensibilität in den Vordergrund getreten. Außerdem hatte sie Niall geliebt – mit einer Leidenschaft, die sie beinahe um den Verstand gebracht hatte …
„Wenn ich mich recht entsinne“, sagte Conan nun mit eiskalter Stimme, „hattest du auch ohne meine Hilfe genug damit zu tun, dein Treueversprechen zu brechen. Allerdings glaube ich, dass ein Fingerschnippen von mir genügt hätte – obwohl du schon einen Liebhaber hattest.“
„Er war nicht mein Liebhaber! Und du irrst dich, wenn du denkst, dass ich mich jemals mit einem Mann wie dir einlassen würde.“ Ihr fiel wieder ein, wie sie an jenem schlimmen Tag vor ihm gestanden hatte. Die furchtbare Szene hatte sich tief in ihr Gedächtnis gegraben. „Um es noch einmal klarzustellen …“
Ich habe deinen Bruder geliebt , wollte sie eigentlich sagen, aber in diesem Moment ging die Tür des Aerobicraums auf.
Eine junge Frau trat auf den Flur und lächelte Conan herausfordernd an, als sie an ihnen vorbei zur Umkleidekabine ging. Unwillkürlich machte er einen Schritt in Siennas Richtung.
In der engen Sportkleidung fühlte sie sich auf einmal wie nackt, und ihr Atem stockte.
Sie waren sich so nah, dass sie den herben Duft seines Aftershaves riechen konnte. Da half auch Conans formelle Kleindung nicht, die darauf schließen ließ, dass er vermutlich gerade einen wichtigen Geschäftsabschluss getätigt hatte, der sein Vermögen verzehnfachen würde! Seine Gegenwart war einfach zu viel für sie, und Sienna wich zurück.
„Meine Mutter muss ihre Enkeltochter unbedingt einmal sehen“, sagte er. „Und ich meine Nichte.“ Eine Sorgenfalte zeichnete sich auf seiner braun gebrannten Stirn ab. „Meine Mutter ist in letzter Zeit etwas angegriffen …“ Er konnte Sienna nicht erzählen, wie groß seine Sorge um Avril Ryder tatsächlich war. „Es täte ihr sicherlich gut, ihr einziges Enkelkind um sich zu haben. Sie hat Daisy zum letzten Mal gesehen, als das Kind achtzehn Monate alt war.“
„Und du glaubst wirklich, du kannst hier einfach hereinschneien und Daisy mitnehmen? Denkst du, ich würde das erlauben?“ Angst stieg in ihr hoch, sie schluckte sie hinunter. „Sie kennt dich doch gar nicht.“
„Und wessen Schuld ist das?“
„Sie kennt dich nicht“, wiederholte Sienna, ohne auf seinen Vorwurf einzugehen. Und ich auch nicht , fügte sie in Gedanken hinzu. Wieder dachte sie an seine Herzlosigkeit und seinen Mangel an Mitgefühl dem verstorbenen Bruder gegenüber.
„Ich bin der Onkel des Kindes. Aber du hast ihr nie erlaubt, uns kennenzulernen. Nie hast du Fotos geschickt, nie Kontakt zugelassen. Weißt du eigentlich, wie sehr Avril darunter leidet? Ihre Großmutter? Meinst du nicht, dass es schon schwer genug für sie war, den Tod von Niall zu verkraften? Musstest du ihr auch noch die Enkelin nehmen?“
„Ich wurde aus eurem Leben verbannt“, stieß sie wütend hervor. „Und du scheinst zu vergessen, dass ich ebenfalls einen Verlust verkraften musste …“ Sie schloss die Augen, die Erinnerung war zu schmerzhaft. „Ich habe meinen Mann verloren. Und ich musste mich gegen eure Vorwürfe wehren. Findest du nicht, dass das schon schlimm genug war, ohne dass ihr mich für sein Unglück auch noch verantwortlich gemacht hättet? Ohne dass ihr mir die Schuld für seine Trinkerei und die finanziellen Sorgen gegeben hättet? Ich weiß genau, was du und deine Mutter von mir gehalten habt. Ihr habt es mir immer wieder zu verstehen gegeben, dass Niall eurer Meinung nach unter Stand geheiratet hat.“
„Das habe ich nie behauptet.“
„Das musstest du gar nicht! Alles, was ich gesagt oder getan
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