Liebessterne ueber Nizza
sie in Richtung Ausgang.
Conan war als Erster an der Tür, ließ Sienna aber den Vortritt. Während er ihr folgte, blieb sein Blick an dem Schwung ihrer schmalen Hüften hängen, und mit einem Stich des Verlangens bemerkte er, dass ihre festen Pobacken durch den Gymnastikanzug mehr als vorteilhaft betont wurden. Dazu die schlanke Taille, die aufrechte Haltung, der hocherhobene Kopf – stolz wie eine Ballerina.
„Was willst du?“, fragte sie unwirsch und drehte sich zu ihm um.
Allein der Anblick von Conan Ryder brachte ihr Blut in Wallung. Er war noch genauso attraktiv und hartherzig, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Ein Unternehmer und Multimillionär. Und der Halbbruder ihres verstorbenen Ehemannes.
Es war fast drei Jahre her, dass sie mit ihrer achtzehn Monate alten Tochter aus dem vornehmen Distrikt Surrey in ihre Heimatstadt vor den Toren Londons geflüchtet war, um seinen bösen Sticheleien und Anschuldigungen zu entrinnen. Drei Jahre nach Nialls tragischem Unfall, der sie als Witwe und alleinerziehende Mutter zurückgelassen hatte.
Die Verachtung in Conans Blick verriet ihr, dass er seine Meinung über sie nicht geändert hatte. Allein mit ihm fühlte sie sich nicht mehr wie die selbstbewusste junge Frau, zu der sie herangereift war, sondern wieder wie das stark verunsicherte Mädchen, das Conans Worten nichts entgegenzusetzen hatte. Keine Erklärung für ihr Verhalten, für ihre Notlüge. Dafür hätte sie ihm ihre Seele offenlegen müssen. Und sie hatte sich geschworen, das niemals zu tun.
Schnell schluckte sie die Bitterkeit, die in ihr aufstieg, hinunter und murmelte: „Aus welchem Grund bist du also gekommen?“
„Nicht deinetwegen.“ Seine Worte waren schneidend. „Wegen Daisy. Ich bestehe darauf, meine Nichte mitzunehmen.“
„Was?“ Siennas Magen zog sich zusammen, als schmerzhafte Erinnerungen in ihr hochkamen: Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dir Daisy wegzunehmen . Und doch ließ die Arroganz in seiner Stimme ihren Zorn wachsen. „Du ‚bestehst‘ darauf?“
„Sie ist das Kind meines Bruders“, entgegnete er. „Und sie hat eine Großmutter, die sie seit Jahren nicht gesehen hat.“
„Außerdem hat sie eine Mutter, die nie gut genug für eure Familie war – schon vergessen?“
Seine dunklen Wimpern, die so lang waren, dass manche Frau neidisch werden konnte, senkten sich über funkelnde grüne Augen. Sein Gesicht war schmal, die hohen Wangenknochen und die stolze Nase ließen es gebieterisch wirken. Ein Eindruck, der durch den unnachgiebigen Mund und das markante Kinn mit dem dunklen Bartschatten noch verstärkt wurde.
„Also gut“, erwiderte er nach einer Weile. „Ich gebe ja zu, dass wir nicht immer einer Meinung waren.“
„Nicht immer einer Meinung?“ Sie schnaubte verächtlich. „So nennst du das? Du hast mich damals als unfähige Mutter und Ehebrecherin bezeichnet …“
Das Grün seiner Augen wurde noch unergründlicher. „Nun, ja …“ Offensichtlich wollte er nicht wieder an den alten Anschuldigungen rühren. „Das ändert aber nichts daran, dass du kein Recht hast, Daisy ihre Familie vorzuenthalten.“
„Ich habe jedes Recht dazu!“ Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab. Ein Streit mit Conan war schlimm genug, und die Tatsache, dass sie so leicht bekleidet war, machte die Sache nicht besser. Vor allem, weil er so groß und männlich vor ihr stand. „Niall und ich waren ihre Familie, sonst niemand.“ Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn schließlich gab es noch Siennas Eltern, obwohl sie diese seit deren Umzug nach Spanien nur noch selten sahen.
„Niall war mein Bruder.“
„Zu schade, dass dir das nicht eingefallen ist, als er noch am Leben war!“
Sie hatte einen wunden Punkt getroffen. Das erkannte sie daran, wie Conan die Lippen aufeinanderpresste und sich seine Augen verengten. Vielleicht nagte es doch an seinem Gewissen, dass er, der Selfmade-Multimillionär, seinem einzigen Bruder damals nicht aus den finanziellen Schwierigkeiten geholfen hatte. Dennoch fragte er nur nonchalant, aber dennoch unüberhörbar drohend: „Willst du mir wieder damit kommen?“
Etwas sagte ihr, dass sie auf der Hut sein und ihn nicht unnötig reizen sollte. Aber der furchtbare Schmerz, den er ihr mit seinen unerbittlichen Vorwürfen und unbarmherzigen Anschuldigungen vor drei Jahren zugefügt hatte, ließ sie erwidern: „Ich will nichts mit dir zu tun haben, Conan Ryder.“
Sein Blick wanderte über ihre Schultern und blieb
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