Liebessterne ueber Nizza
nicht gerechnet. Bestimmt wollte er ihre Gefühle in diesem schweren Moment nicht verletzen.
Vor ein paar Stunden hatte Sienna ihre Eltern angerufen, um ihnen die schlechte Nachricht zu überbringen. Faith Swann hatte hysterisch geweint und darauf bestanden, sofort nach England zu fliegen. Conan hatte ihren Eltern ein Privatflugzeug geschickt, und sie waren vor Kurzem eingetroffen. Ihre Mutter hatte Tränen der Erleichterung in den Augen, und auch ihr Vater schnäuzte verlegen in sein Taschentuch, weil die Enkeltochter relativ glimpflich davongekommen war.
Conan hatte dafür gesorgt, dass Siennas Eltern in dem besten Hotel in der Nähe des Krankenhauses untergebracht wurden, und ihnen seinen eigenen Chauffeur zur Verfügung gestellt. Und er hatte Siennas Auto durch einen seiner Angestellten von dem Parkplatz, auf dem der Unfall passiert war, abholen lassen, und ihm den Auftrag erteilt, sich um Shadow zu kümmern.
Am nächsten Tag wurde Daisy gegen Mittag aus dem Krankenhaus entlassen.
Conan hatte wegen eines dringenden Geschäftstermins am Morgen aufbrechen müssen, und Sienna fragte sich, ob er erleichtert war, weil er sich endlich zurückziehen konnte. Seine Nichte war auf dem Weg der Besserung, also musste er sich nicht weiter mit ihrer Mutter herumschlagen.
Faith und Barry Swann waren mit der Enkeltochter bereits vorgegangen. Sienna schaute noch einmal nach, ob sie auch nichts im Zimmer vergessen hatten, dann warf sie sich die Tasche mit der Wechselwäsche über die Schulter und ging zum Fahrstuhl. Auf dem Weg nach unten versuchte sie, nicht daran zu denken, wie leer ihr Leben ohne Conan sein würde. Aber auch über diesen Verlust würde sie eines Tages hinwegkommen.
Ihre Eltern warteten nicht wie verabredet in der Eingangshalle, aber er war da, und sofort begannen Siennas Beine zu zittern.
In den letzten zwei Stunden hatte er sich frisch gemacht, und nun stand er groß und imposant vor ihr. In der schwarzen Jeans und dem Nadelstreifenhemd sah er einfach unwiderstehlich aus.
„Conan!“
Ihre Blicke trafen sich, und Conan sah sie so eindringlich an, dass ihr Herz stillzustehen drohte.
Sein Tonfall verriet nicht, was in ihm vorging. „Wie ich sehe, ist unsere kleine Patientin entlassen worden.“ Als sie nickte, fragte er: „Wie geht es dir?“
„Mir geht es gut“, murmelte sie. Nachdem sie am vergangenen Abend um das Leben ihrer Tochter gebangt hatte, war sie nun einfach nur grenzenlos erleichtert. Und auch Conan hatte bei seiner Nichte gesessen und sich stundenlang um die Gesundheit des Mädchens gesorgt. Gemeinsam hatten sie Nachtwache am Bett des Kindes gehalten. Fast wie ein Elternpaar.
„Du siehst mitgenommen aus“, sagte er.
„Du auch.“
Zwar hatte er sich in der Zwischenzeit rasiert, aber die dunklen Ränder unter den Augen waren noch da, und Sienna konnte seine Anspannung spüren.
„Ich schaffe das schon“, protestierte sie, als er ihr die Tasche abnahm.
Er bedeutete ihr nur, ihm nach draußen zu folgen.
Es herrschte schönstes Herbstwetter, die Sonne schien golden und tauchte die Stadt in ein sanftes Licht.
„Wo sind Mum und Dad?“, fragte Sienna.
„Sie sind mit Daisy vorgefahren, nachdem ich ihnen versichert habe, dass ich mit dir gleich nachkomme“, erklärte er.
„Warum?“
Statt einer Antwort führte er sie zu seinem BMW. Als Conan die Tür des Beifahrersitzes hinter ihr schloss, wurde jedes Außengeräusch abgeschottet, und Sienna genoss die Stille. Er ging um die Motorhaube herum und setzte sich auf die Fahrerseite.
Während er die große Limousine durch den Londoner Verkehr steuerte, sprach er kein Wort. Vielleicht dachte er, dass bereits alles gesagt war.
„Wohin fahren wir?“ Sie waren gerade an der Ausfahrt vorbeigekommen, die zu ihrem Vorort geführt hätte.
„Wir müssen reden“, erklärte Conan.
„Worüber?“ Ihr wurde flau im Magen.
„Gestern am Telefon sind wir nicht gerade in aller Freundschaft auseinandergegangen. Und was dann passiert ist …“ Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Ich fühle mich irgendwie schuldig an Daisys Unfall.“
Wenn er meinte, dass seine Äußerungen sie so durcheinandergebracht hatten, dass sie die Schlüssel im Wagen vergessen und so diese unglückliche Verkettung von Umständen in Gang gesetzt hatte, dann stimmte das wohl.
Doch sie sagte nur: „Nein, du kannst nichts dafür. Wenn überhaupt, ist es meiner eigenen Dummheit geschuldet.“
Er atmete hörbar aus. „Normalerweise beende ich eine
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