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Liebling der Götter

Liebling der Götter

Titel: Liebling der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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versucht. Ich habe ihnen das Feuer gegeben, und trotzdem sind noch immer Millionen Menschen die reinsten Eisklumpen. Ich habe sie in der Landwirtschaft unterrichtet, und dennoch hungern Millionen von ihnen. Ich habe ihnen das Lachen gegeben, doch die Mehrheit von ihnen ist auch heute noch so trübselig wie die Einkommensteuer. Ich kann mir das nur dadurch erklären, daß es ihnen im Grunde so gefällt.«
    »Willst du denn gar nichts dagegen unternehmen?« fragte Jason.
    »Ich?« Prometheus lächelte. »Ich mache erst mal Urlaub. Was zum Teufel hast du denn gedacht? Was ich danach unternehme, weiß ich nicht. Vielleicht versuche ich, den Göttern ein wenig mehr Feuer unterm Arsch zu machen, aber das bezweifle ich. Jedenfalls will ich dich und deine Mutter jetzt nicht länger aufhalten. Nochmals danke.«
    Er lächelte ihnen noch einmal zu und fing dann an zu wachsen, bis sich ihrem Blick zuerst der Kopf, dann der Rumpf und schließlich die Kniescheiben in den Wolken entzogen. Zum Schluß war er einfach nicht mehr da, und Jason und Mrs. Derry stellten fest, daß sie in Wirklichkeit einen Berg betrachteten.
    »Das wäre also auch erledigt«, stellte Mrs. Derry fest. »Machen wir uns auf den Weg nach Hause. Ich könnte eine Tasse Tee gebrauchen und du ein Bad.«
    »Mum …«
    »Ein Bad«, wiederholte Mrs. Derry, »und keine Widerrede!«
    »Aber Mum, ich habe doch erst heute morgen gebadet …«
    »Jason!« ermahnte ihn seine Mutter.
    In diesem Moment tauchte ein Hubschrauber am Himmel auf. In ihm befanden sich Betty-Lou Fisichelli und ihr Agent, ein Kamerateam sowie ein Glasbehälter, in dem ein Frosch hockte. Der Frosch schien recht aufgeregt zu sein, und Ms. Fisichelli versuchte ihn nach besten Kräften zu beruhigen, indem sie ihm versicherte, es werde alles wieder in Ordnung kommen, Apollo werde ihn bald in einen Menschen zurückverwandeln und ihm anschließend das historisch mit Abstand bedeutsamste Interview aller Zeiten geben, solange er sich benehme und verspreche, in seinem ganzen Leben nie das Schlagwort ›Olympgate-Affäre‹ zu prägen. Der Frosch trat ein- oder zweimal mit den Hinterbeinen gegen die Wand seines gläsernen Gefängnisses, gab ein jämmerliches »Quak!« von sich und nickte dann verbittert mit dem Kopf.
    »Das war ein langer Tag«, stellte Mrs. Derry unnötigerweise fest. »Hast du eigentlich verstanden, was dieser große Mann da eben über deinen Dad und den Ärger und all das gesagt hat?«
    Jason dachte darüber nach. Zum erstenmal in seinem Leben hatte er eine vage, verschwommene Vorstellung davon, was gespielt wurde, womit er auf der Schwelle zur Weisheit stand.
    »Nein«, antwortete er schließlich. »Gut, dahinten ist George mit dem Wagen. Komm, Mum, steig ein.«
     
    In seinem Learjet, neuntausend Meter über Nebraska, telefonierte Mr. Kortright mit Nostradamus auf Leitung blau.
    »Klar, das ist eine hübsche Idee«, sagte er, »und im Prinzip gefällt sie mir auch. Aber Sie sollten sich mal selbst die Frage stellen, ob Sie mit Ihrer Arbeit nicht vielleicht auf den falschen Markt abzielen, okay? Ich meine, wollen die Leute wirklich etwas über Napoleon wissen? Kümmert es irgendwen auch nur einen Fliegenschiß, wie und wann der Atomkrieg beginnt? Solche Dinge deprimieren die Menschen nämlich nur, Nossi. Warum müssen Sie bloß immer so verdammt pessimistisch sein?«
    Vom anderen Ende der Leitung kam lediglich ein erregtes Brummen. Kortright seufzte, grummelte irgendwas davon, daß man vielleicht am Donnerstag gemeinsam essen gehen könne, und legte den Hörer auf. Er schob sich eine Silberzwiebel in den Mund.
    »Odin für Sie auf der roten Leitung, Mister Kortright.«
    Kortright schluckte ein paar Stückchen Zwiebelhaut hinunter und nahm den Hörer ab. »Odin? Na, wie geht’s? Tut mir leid, daß Sie schon wieder nicht auf den fahrenden Zug springen konnten, aber Sie wissen ja, wir bemühen uns weiterhin um Sie.«
    Der Hörer verwandelte sich in seiner Hand in eine Schlange, und Kortright setzte ein breites, freundliches Lächeln auf. Einen verärgerten Klienten möchte schließlich niemand haben.
    »Hören Sie, ich habe noch einmal nachgedacht«, fuhr er fort. »Was wir für Sie brauchen, ist ein ganz neues Image. Sie wissen schon, wir müssen Sie von einer völlig anderen Seite rausbringen. Ich meine, Blut und Menschenopfer und so was haben wir ja alles schon mal ausprobiert. Wie wär’s, wenn wir Sie etwas liebenswerter machen würden? Sie wissen schon«, erläuterte Kortright, der

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