Lilientraeume
wirklich hartnäckig. Trotz der vielen früheren Putzaktionen findet man immer noch was. Wir haben uns aufgeteilt. Carolee ist schon unten, und Hope kümmert sich erst mal um ihre eigene Wohnung. Heute Nachmittag kommt auch noch Clare für ein paar Stunden vorbei.«
»Ich komm gerade aus dem Vesta. Avery hätte ebenfalls gerne geholfen, aber es geht ihr heute nicht aus.«
Justine Montgomery hörte gar nicht zu – ihre Gedanken waren woanders. Stolz blickte sie sich um. »Es ist einfach großartig, was ihr drei Jungs geschaffen habt.«
»Mit deiner Hilfe«, verbesserte er sie, und sie lächelte erneut.
»Da hast du natürlich recht. Und weil du schon mal hier bist, nimm doch bitte die Regale für das Bad aus der Kiste, ja? Das eine kommt hier vorne und das andere da drüben hin.« Sie deutete auf die genannten Stellen.
»Ich wusste gar nichts von diesen Regalen.«
»Häng sie einfach auf. Und dann könntest du dir einen kräftigen Mann von unten holen, der bei dem Spiegel im Schlafzimmer hilft – der ist für dich allein zu schwer. Wenn du so weit bist, zeig ich dir, wo er hängen soll.«
So war seine Mutter, dachte Owen. Immer für Überraschungen gut. Kaufte einfach zwei zusätzliche Regale fürs Bad. Na ja, wenigstens hatte er seinen Werkzeuggürtel nicht vergeblich dabei.
Unter den kritischen Augen von Justine brachte er erst die beiden dekorativen Regale an und machte sich dann mit einem seiner Männer an den großen Wandspiegel mit dem reich verzierten, vergoldeten Rahmen.
»Etwas nach links, ein bisschen höher, nein, tiefer«, kommandierte seine Mutter und stand da mit resolut in die Hüfte gestemmten Händen.
»Er hängt.«
Justine trat neben ihren Sohn, schlang grinsend einen Arm um seine Hüfte und betrachtete ihrer beider Spiegelbild. »Perfekt. Danke, Owen. Und jetzt geh bitte rüber und hol Hope. Sie weiß, was unten noch aufzuhängen ist. Ich nehm mir währenddessen schon mal die Fliesen vor.«
Erneut schüttelte Owen den Kopf, unternahm jedoch keinen Versuch, Justine ihr Vorhaben auszureden. Wenn sie unbedingt selbst putzen wollte, bitte schön.
Hope Beaumont jedoch bei einer ähnlichen Tätigkeit anzutreffen, das schockierte ihn endgültig. Immerhin war sie Managerin in großen First-Class-Hotels gewesen und hatte für alles und jedes Leute gehabt, doch jetzt stand die ehemalige Miss Philadelphia County auf einer Trittleiter in ihrer zukünftigen Küche und wusch die Schranktüren ab. Ihre dunklen Haare waren unter einem Tuch versteckt, und ein alter Lappen baumelte aus der Gesäßtasche ihrer mit weißen Farbflecken bespritzten und am rechten Knie sichtbar abgewetzten Jeans.
Sie drehte sich zu ihm um und blies sich die dunklen Fransen aus der Stirn. »Irgendwie ist es viel schmutziger, als es aussah.«
»Auf Baustellen dringt der Dreck eben in jede Ritze.«
Sollte er ihr sagen, dass sie gegen diesen Schmutz noch wochen-, wenn nicht monatelang würde ankämpfen müssen? Besser nicht, sie merkte es früh genug.
Sie setzte sich kurz auf die Leiter und angelte eine Flasche Wasser von der Arbeitsplatte. »Und hier oben kommen wirklich morgen schon die Möbel rein?« Lächelnd hob sie ihre Flasche an den Mund.
»So ist es zumindest geplant.«
Ihre leicht rauchige Stimme passte perfekt zu den dunklen, ausdrucksvollen Augen und dem vollen, sinnlichen Mund, dachte er. Und bestimmt war es ein Riesenvorteil, eine so gut aussehende Managerin für das Hotel gewonnen zu haben. Was Owen allerdings bei ihr am meisten gefiel, war die Tatsache, dass sie genauso gut organisiert und praktisch veranlagt war wie er selbst.
»Hättest du kurz Zeit? Mom meinte, dass es im ersten Stock noch ein paar Sachen aufzuhängen gibt.«
»Im Erdgeschoss desgleichen, falls deine Zeit dafür reicht. Je mehr Kisten wir leer bekommen, umso leichter tun wir uns mit dem Saubermachen. Und die Möbelpacker müssen nicht ständig irgendwelchen sperrigen Sachen aus dem Weg gehen.«
Exakt seine Meinung. Hope sprach ihm aus der Seele. »Sag mir einfach, was ich machen soll. Am besten fang ich gleich hier an.«
»Ich hätte da ein paar Regale anzubringen.«
Heute war offenbar Regaltag. »Gerne, zeig mir nur, wo du sie haben willst.«
»Sie befinden sich noch in der anderen Wohnung, aber ich kann sie gleich holen.«
»Lass mal, ich schick einen meiner Männer rüber.«
»Super, dann sollten wir uns zwischenzeitlich hier ein paar Dinge vornehmen. Etwa alles, was Justine fürs Jane-und-Rochester-Zimmer ausgesucht
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