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Lillys Weg

Lillys Weg

Titel: Lillys Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate E. Daimler
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seit Michel sie in Paris in die Kunst der Liebe eingeführt hatte.
    Ralf runzelte die Stirn, als Lilly am nächsten Tag in die Redaktion kam. „Wo warst du gestern, du bist einfach wortlos verschwunden, wir brauchen dringend deine letzte Fassung von ‚Die Kinder des Mai ‘68‘“.
    Lilly sagte schuldbewusst: „Ich habe einen Retroausflug in die Gefühle des Mai ‘68 gemacht, der Text ist in einer Stunde fertig.“
    Ralf kannte seine Elfe, wie er sie nannte, gut. Er wusste, wenn sie dieses spezielle Nussknackergesicht aufsetzte, dass sie nichts mehr sagen würde. Jedenfalls nicht jetzt.
    Um siebzehn Uhr läutete das Telefon: „Komm zu mir. Ich erwarte dich.“
    Lilly spürte, wie sie sofort feucht wurde, und stand rasch von ihrem Schreibtisch auf. Sie trug keinen Slip. Sie liebte es, sobald der Winter vorbei war, unter ihren Kleidern nackt zu sein, und wollte nicht, dass ein verräterischer Fleck ihre Erregung verriet.
    Es war ein sonniger, warmer Spätfrühlingstag, und Lilly schlenderte mit pulsierendem Unterleib über den Schwedenplatz, kaufte sich ein Eis und spürte, dass sich seit gestern ihr Gang verändert hatte.
    Sie ging wieder zu Fuß und genoss jede Sekunde. Auf der Schwedenbrücke blieb sie für einen Augenblick stehen und schaute auf die Kais des Donaukanals hinunter. Mensch und Tier waren aus ihren Winterhöhlen aufgetaucht und saugten die kostbaren Sonnenstrahlen auf.
    Lilly wusste, dass ihre Obsession nichts mit Liebe zu tun hatte und dass es so etwas wie eine Beziehung mit Paolo nicht geben würde. Es war pure, leidenschaftliche Geilheit. Michel hatte sie wirklich geliebt, auch wenn die erotische Besessenheit ähnliche Züge hatte. Und bei allen anderen Männern in ihrem Leben hatte es wohldosierten Sex mit Bezug gegeben, es schwang immer ein „vielleicht wird das ein Partner, bei dem ich bleiben will“ mit.
    Sie wusste noch immer nichts von Paolo. Weder ob er eine Frau hatte, die er mit ihr betrog, noch ob er zu den „Guten“ oder zu den „Bösen“ gehörte. Es war ihr egal.
    Lilly lebte erst seit zwei Jahren wieder in Wien, wo sie ihre frühe Kindheit verbracht hatte. Nach dem Tod ihrer französischen Großmutter Mémé hatte sie deren Wohnung am Schwedenplatz, die jahrelang leer gestanden hatte, geerbt und damit war der Standort für Psychologie Morgen bestimmt. Das Magazin steckte noch in der Pionierphase und verlangte rund um die Uhr ihre Aufmerksamkeit. Sie hatte noch keine Zeit gehabt, sich um die Wiener Gesellschaft zu kümmern.
    Paolo trug wieder einen schwarzen Bademantel aus Seide. Das Wasser war schon eingelassen, und nach dem Baderitual und den Kaviarhäppchen führte er sie wieder in sein Schlafzimmer. Das Bett hatte ein Kopf- und ein Fußende aus Metallstäben. „Ich werde dich fesseln“, sagte er und holte vier Seidentücher aus ­einer Schublade neben dem Bett. „Leg dich auf den Rücken.“ Er spreizte ihre Beine, band die seidenen Fesseln um ihre Fußknöchel und verknotete die doppelten Enden gekonnt an den Eisenstäben. Er arbeitete ruhig und konzentriert, und seine Mimik verriet nicht, was er sich dachte oder was er fühlte. Lilly schloss die Augen. Sie spürte, dass er jetzt über ihr kniete und hörte seinen raschen Atem, als er ihre Arme nach oben bog und rechts und links die Fesseln befestigte.
    Seine Lippen und seine Hände waren überall, zuerst schmetterlingsgleich, dann immer fordernder, und als Lilly ihn anflehte, seinen Schwanz in sie hineinzustecken, verlängerte er ihre lustvolle Qual und verweigerte sich. Ihr Körper hatte sich längst selbstständig gemacht und wand sich im Rhythmus von Paolos Berührungen. Lilly zerrte an ihren Fesseln und versuchte sich loszureißen, um sich selbst befriedigen zu können. Sie war es gewohnt, nachzuhelfen und hatte noch nie, seit ihrer Begegnung mit Michel, einen Orgasmus ohne ihr eigenes Zutun gehabt. Dieser Rest von Kontrolle, dass es ihr nur dann kam, wenn ihre eigenen Finger sie berührten, war Teil ihrer sexuellen Biografie. Sein kehliges Lachen und seine breiten Hände, die ihre Arme niederdrückten, verstärkten die Wellen der Erregung, die sie überfluteten. Für eine Sekunde, bevor sie ihren Orgasmus herausschrie, dachte sie daran, wie gut es war, dass die Schlafzimmertür einen Schallschutz hatte.
    Als Lilly ihre Kleider im Bad

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