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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In einer zaertlichen Winternacht
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bot an, ihr die Kleider und Bücher
nachzuschicken, die sie zurückgelassen hatte. Doch bei allem, was die Erbschaft
betraf, blieb er unnachgiebig.
    Selbst als
John Holden vor einem Jahr ganz unerwartet gestorben war und damit als
möglicher Ehemann für Juliana für immer ausschied, gab er nicht nach. Dann,
nachdem sie Monate gebraucht hatte, um all ihren Mut zusammenzunehmen und ihn
um einen bescheidenen Bankwechsel zu bitten, da ihr Gehalt sehr gering war,
hatte Clay mit Worten geantwortet, die bis heute an Julianas Stolz nagten. »Ich
werde nicht zusehen, wie du Geld zum Fenster rauswirfst, um Schuhe und Schulbücher
für eine Meute rothäutiger Waisen und Herumtreiber zu kaufen«, hatte er
geschrieben.
    Bei der
Erinnerung schnürte sich ihr noch immer die Kehle zusammen.
    Clay würde
erst aufhören, sie zu bestrafen, wenn sie nicht mehr unterrichtete und einen Mann
heiratete, der seine Zustimmung fand. Dann – und nur dann – würde er
nachgeben. Das war die traurige Wahrheit.
    Was für
eine Närrin sie gewesen war, ihn abermals um Geld zu bitten, damit sie Joseph
und Theresa sicher nach Hause schicken und sich so lange um die beiden Kleinen
kümmern konnte, bis sie ein anständiges Zuhause für sie gefunden hatte.
    Dass
Julianas Vorgesetzter Mr Philbert, der Beauftragte des Bureau of Indian
Affairs, davon ausging, dass die vier Schüler schon längst zusammen mit den
älteren Schülern zu ihrer alten Schule in Missoula zurückgeschickt worden
waren, erschwerte die Situation zusätzlich. Früher oder später würde Mr
Philbert erfahren, dass sie seine Befehle nicht nur missachtet, sondern ihn
auch noch angelogen hatte. Zumindest teilweise.
    Als
offizieller Repräsentant der amerikanischen Regierung konnte der Mann sie wegen
Kindesentführung einsperren und Daisy und Billy-Moses in eine andere
Institution einweisen lassen, irgendwo weit weg, wo sie im besten Fall einfach
nur vernachlässigt werden würden. Juliana, die in mehreren solcher
Einrichtungen gearbeitet hatte, wusste, dass nur die wenigsten Erzieher in der
Lage waren, über die Hautfarbe ihrer Schützlinge hinwegzusehen.
    Um sich Mr
Philbert und seine unvermeidliche Reaktion aus dem Kopf zu schlagen, dachte sie
an ihre Schüler, von denen sie sich hatte verabschieden müssen: Mary Rose,
siebzehn und selbst kurz davor, die Normal School zu besuchen, Ezekiel,
sech zehn, der die Schule beenden und dann zu seinem Stamm zurückkehren
wollte. Und dann war da noch Angelique, ebenfalls siebzehn wie ihre Cousine
Mary Rose, süß und bescheiden und schrecklich verliebt in einen Jungen, den sie
in Stillwater Springs kennengelernt hatte.
    Halb
Blackfoot und halb weiß hatte Blue Johnston sie ein paarmal besucht. Er war ein
hübscher, sympathischer junger Mann mit blitzendem Lächeln und der Aussicht auf
einen Job als Viehtreiber auf einer Ranch außerhalb von Missoula. Obwohl
Juliana das junge Paar im Auge behalten und Angelique wiederholt vor den
Gefahren der körperlichen Liebe gewarnt hatte, war es den beiden immer wieder
gelungen, sich zusammen aus dem Staub zu machen.
    Insgeheim
hatte Juliana befürchtet, dass Angelique und ihr Prinz bei der erstbesten
Gelegenheit zusammen weglaufen und heiraten würden. Und diese Gelegenheit hatte
sich möglicherweise vor einer Woche ergeben, als Angelique und die anderen in
den Zug gestiegen waren, um nach Missoula zurückzukehren. Falls ihre
Befürchtungen sich bewahrheiten sollten – oder bereits hatten –, würde Mr
Philbert in Wutgeschrei ausbrechen, sich aber innerlich die Hände reiben, da er
nun eine Sorge weniger hätte.
    Schritte
auf dem Flur rissen Juliana aus ihren Gedanken. Wieder wurde eine Tür geöffnet
und geschlossen, dann war alles still.
    Das ganze
Haus schien sich zur Ruhe zu betten. Nur Juliana nicht.
    Sanft löste
sie sich von den schlafenden Kindern und stieg aus dem Bett.
    Die
Eiseskälte prallte gegen ihren Körper wie die Druckwelle nach einer Explosion.
In dem Zimmer stand zwar ein kleiner Ofen, doch darin brannte kein Feuer.
    Zitternd
durchquerte sie das Zimmer und fand zu ihrer Erleichterung Streichhölzer,
Zeitungspapier, Anmachholz und größere Holzstücke in einem Korb. Mit tauben
Fingern öffnete sie die Ofentür und machte Feuer.
    Die
beißende Kälte des Bodens drang durch die Sohlen ihrer nackten Füße, das
einzige, große Fenster war mit Eisblumen bedeckt. Das silberne Leuchten
deutete darauf hin, dass der Mond sich hinter den schneebeladenen Wolken
hervorgekämpft hatte –

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