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Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Linksaufsteher: Ein Montagsroman

Titel: Linksaufsteher: Ein Montagsroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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zweitens – hey, eigentlich ist sie ganz nett.  
    Jetzt ist, wie jeden Montagabend, der Moment, an dem ich merke, dass meine Kraft zurückkehrt, und dass ich, auch wenn alles noch so schlimm wird, zumindest bis Freitag durchhalten werde. Ob es daran liegt, dass es ab morgen nur noch vier Arbeitstage sind? Was würde ich dafür geben, wenn ich schon am Sonntagabend mit diesem Gefühl einschlafen könnte.  
    »Erster, ohne Streit. 150 PS , sticht.«  
    »130.«  
    »Hubraum 3300ccm.«  
    »2650.«  
    »234 km/h, sticht.«  
    »Ha, 265.«  
    »Nein! Die BMW ?«  
    »Tja.«  
    ***  
    Nach anderthalb Stunden hartem Kampf habe ich, wie immer, verloren. Das ist mir aber herzlich egal. Ich fühle mich wieder wie ein Fisch, der ins Wasser zurückgekehrt ist.  
    »Noch ein Spielchen?«  
    »Nein, lass mal.«  
    »Kann ich verstehen, nach einer so herben Niederlage.«  
    »Tobi, ich habe mich verliebt.«  
    Hm. Woher kam jetzt auf einmal dieser Satz? Habe ich den gesagt? Sieht so aus. Aber warum? Wahrscheinlich wollte ich einfach nur wissen, wie er sich anhört …  
    »Du, verliebt? Ach, wie entzückend. War es so wie mit Julia damals? Du hast irgendwo tollpatschig rumgefuchtelt, und das Schicksal wollte es, dass du dabei einer Frau ins Gesicht langst? Und anschließend habt ihr euch geprügelt und danach geküsst?«  
    Ich muss zugeben, genauso hat es damals wirklich mit meiner Exfreundin angefangen. Ist aber lange her.  
    »Nein. Ganz anders. Sie ist mir auf den Fuß getreten. Mit Highheels.«  
    »Autsch! Moment … Stehst jetzt auf Frauen mit Highheels?«  
    »Und Businessklamotten und Rollkoffer.«  
    »Heidewitzka. Aber … Ah, ich weiß, du willst eine reiche Frau, damit du nicht mehr arbeiten musst?«  
    »Hm. Ja, da könnte was dran sein.«  
    »Kluge Entscheidung. Totale finanzielle Abhängigkeit vom Partner. War schon immer der Königsweg.«  
    »Nein, jetzt mal Spaß beiseite. Ich will wissen, warum ich sie nicht aus meinem Kopf rauskriege.«  
    »Du entdeckst bestimmt gerade tief in dir verdrängte sexuelle Vorlieben. Finde ich aufregend.«  
    »Was ich mich die ganze Zeit frage: Wie kann das sein, dass man sich so dermaßen auf den ersten Blick verliebt?«  
    Was rede ich da? Das stimmt so doch gar nicht. Mein Mund ist wieder schneller als mein Hirn. Das Beunruhigende dabei ist nur, dass sich schon oft gezeigt hat, dass mein Mund auch klüger als mein Hirn ist.  
    »Tja, was ist, ist.«  
    Tobi kann zwar nie richtig ernst sein, aber manchmal merkt man seinen Worten an, dass sie zumindest über 50 Prozent ernst gemeint sind.  
    »Na ja, ich werde sie eh nie wiedersehen, also Schwamm drüber.«  
    »Schwamm wird nicht reichen.«  
    »Schrubber, Stahlwolle, Drahtbürste …«  
    »Warum hast du denn nichts mit ihr ausgemacht?«  
    »Ausgemacht? Wir haben uns gestritten, da macht man hinterher nichts aus. Ich kann froh sein, dass sie mich nicht angezeigt hat. Musste ja auch unbedingt der Montagmorgen sein. Und sie musste mir ja nach dem Highheels-Tritt auch noch unbedingt ihre Handtasche in die Klöten hauen, weil ich so geschrien habe und sie erschrocken ist.«  
    »Dumm gelaufen.«  
    »Allerdings. Mein Wortschatz hat ihr überhaupt nicht gefallen. Und das, obwohl ich das komplett in komplett nichtsnutzige Bürotrine zurückgenommen habe.«  
    »Man kann es aber auch niemandem recht machen. Na, Kopf hoch, am Ende sieht man sich doch immer zweimal, warts nur ab.«  
    »Glaub ich nicht. Wahrscheinlich wohnt sie gar nicht hier. Sie hatte ja diesen Koffer dabei. Und selbst wenn, sie macht beruflich bestimmt irgendwelche Millionendeals mit Ölscheichs und ist dauernd unterwegs. So einen Zufall kann es gar nicht geben. Und überhaupt, das ist einfach nicht meine Welt, da, wo sie herkommt.«  
    »Hm, dann wird deine nächste Beziehung wohl noch ein bisschen auf sich warten lassen müssen.«  
    »Ja. Außer …«  
    »Außer?«  
    »Ach, nichts. Ich hab nur beobachtet, dass sie sich danach ins Coffee & Bytes gesetzt hat.«  
    »Aha.«  
    »Ja. Kann natürlich keiner wissen, ob sie jemals wieder da hinkommt.«  
    »Eine kleine Chance wäre da, Krach.«  
    »Wahrscheinlich legt sich das wieder bei mir. Ich war einfach in einem emotionalen Ausnahmezustand.«  
    »Den hast du doch fast jeden Montag bei irgendwem.«  
    »Ja, aber noch nie bei einer Frau, die, ähm, in mein Beuteschema passt … Also zumindest vom Gesicht her. Wahrscheinlich haben sich in der ganzen

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