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Lisa

Lisa

Titel: Lisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Glavinic
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Dinger nur.
    Allmählich bereue ich, dass ich keines dabeihabe. Ein paar Atombomben über einer feindlichen Schurkenstadt abwerfen, das wärs jetzt.
    Wenn es hier wenigstens einen Fernseher gäbe. Ich kann zwar mit dem Laptop DVDs abspielen, nur glaubt ihr, ich hätte etwas anderes als Filme für Alex mitgenommen? Wir sind relativ übereilt aufgebrochen, ich habe nicht mehr daran gedacht. Zu lesen habe ich genug für eine Weile. Na ja, mir ist nicht nach Lesen.
    …
    Uiuiui.
    …
    Also das war jetzt zu viel, denke ich. So was … Mir brennt der Gaumen wie bei einer Grippe.
    …
    Wisst ihr, einmal hat mich so ein schlaues Püppchen gefragt, warum ich so viel schnorcheln muss. Ich habe ihr geantwortet,ich würde jede Droge nehmen. Warum auch nicht? Ich ziehe, ich trinke, ich nehme Tabletten, ich habe Heroin versucht, aber da hat es mir die Schädeldecke weggesprengt, ich habe Trips geschmissen und Ecstasy und Pilze und schwarze Afghanen und Speed und was weiß ich was alles, mittlerweile beschränke ich mich aufs Ziehen und auf ein paar Tabletten ab und zu, und nun bitte erklär mir, Mädel, wieso sollte ich das nicht tun? Weil es ungesund ist? Hey, ich mache das seit bald zwanzig Jahren, ich habe noch alle Zähne, mein Arzt nennt mich seinen Vorzeigepatienten, und im Fitnesscenter bin ich jede Woche. Es kommt eben darauf an, wie man es macht. Ach, wegen der Wirklichkeit? Drogen sind ein Teil der Wirklichkeit, meine Liebe, versteh das, das Weiße ist ein Teil der Wirklichkeit, so wie Analverkehr und Wiener Schnitzel! Was, weil die Natur pur erlebt werden sollte? Ja, aber nicht immer. Die Wirklichkeit ist nun mal das, was man aus ihr macht.
    …
    Irgendwie hat mich das jetzt runtergezogen.
    …
    Früher waren mir Leichen egal, wisst ihr. Also nicht in der Form präsent. Was … Ich rede Unsinn … was wollte ich sagen?
    …
    Ich bin der, der oben auf den Zinnen lauert und mit einer Flinte runterschießt auf alle diejenigen, die nicht verstehen … denn ich ertrage alles, aber Unverständnis…… Unverständnis aus Denkfaulheit heraus, das nicht … ich mag die, die offen sind und zu verstehen versuchen, und ich verabscheue die, die meinen, schon alles zu wissen …
    …
    Das wird ja …
    …
    Ich habe heute kein gutes Gefühl, ich gehöre einmal früher ins Bett … Außerdem muss ich, glaube ich, kotzen. Bis morgen.

 
    2
     
    … spätestens dann. Aber sie konnte nichts dafür. Ihre beste Freundin, na das war vielleicht eine Nummer. Immer tuschel, tuschel, immer pipi und papi und Puppilein.
    Habe ich das schon erzählt? Sie kommt zu uns und lässt Katha mit verbundenen Augen auf einem Bein stehen. Erst auf dem linken, dann auf dem rechten. Nach zehn Sekunden sagt sie Stop, dann muss auch ich das Akrobatenkunststück vorführen.
    Ich weiß nicht, ob mir jemand zuhört, der das einmal probiert hat, das ist nämlich gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Ich stehe also da wie ein Storch, und nach ein paar Sekunden beginne ich leicht zu wackeln. Irgendwie gerate ich aus dem Gleichgewicht und muss den zweiten Fuß abstellen. Nina sagt: Aha und oje.
    Ich nehme mir die Binde ab und frage: Was aha und oje. Du hast wahrscheinlich einen Gehirntumor, sagt sie. Wie bitte, sage ich, wie bitte, sagt Katha, und Nina sagt: Ja, du musst gleich zum Arzt gehen. Ich schaue sie an, ob sie nun endgültig durchgeknallt ist, nach der Geschichte mit den Scampi hätte mich das auch nicht gewundert.
    Scherz ist es keiner, sie wiederholt, ich muss zum Arzt gehen, bitte geh zum Arzt, bittebitte lass dich untersuchen. Na und wir: Was soll denn der Schmarren? Und sie: Das hat ihr eine Freundin erklärt. Deren Freundin sei beim Neurologengewesen, der sie auf diese Weise untersucht und sie dann aufgeklärt habe, Gleichgewichtsstörungen seien ein Anzeichen für eine Hirnkrankheit.
    Tja, mir ist eine Bemerkung über weitere Anzeichen für eine Hirnkrankheit auf der Zunge gelegen, aber Katha hat mich scharf angesehen, und ich wusste ja, was darauf sonst am Abend folgen würde, du weißt doch, Nina ist sensibel, und musstest du denn unbedingt. Habe ich eben den Mund gehalten und mir weiter angehört, was für ein bedenkliches Anzeichen so ein Schwanken ist.
    Das ist übrigens dieselbe, die behauptet hat, vom Schokoladeessen platzt die Leber.
    Moment, ich brauche etwas zu … wo ist denn der Flaschenöffner? Heute bleibe ich beim Wein, dieser Zirbenschnaps gestern hat mich den ganzen Tag gemartert, da half der Whisky obendrauf auch nichts mehr,

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