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Literaturgeschichte der USA

Literaturgeschichte der USA

Titel: Literaturgeschichte der USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Klarer
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Gründung der Kolonie Roanoke durch
Sir Walter Raleigh
(ca. 1554–1618) im Jahr 1584. Legitimiert durch die «Virginia Charter», die ihm von Königin Elizabeth I. übertragen wurde, versuchte Raleigh mit dieser ersten Siedlung in Virginia den Grundstein für eine Kolonisation der Ostküste Nordamerikas zu legen. Unterstützt wurde dieses Unterfangen durch eine Beschreibung des Landes, die Raleighs Gefährte
Thomas Harriot
(ca. 1560–1621) unter dem Titel
Brief and True Report of the New-Found Land of Virginia
(1588) publizierte. Es handelt sich hierbei um eine Art Propagandatext, der potentielle Siedler anziehen und von den Vorzügen der Kolonie überzeugen sollte. Harriot ergeht sich dabei in der Aufzählung langer Listen von Rohstoffen und Feldfrüchten, die den Reichtum des Landes dokumentieren sollen. Auch hier dienen John Whites Zeichnungen von Indianern und indianischer Lebensweise als Vorlage für die reiche Bebilderung von Harriots Text. Hauptziel dieses Buches war, die Fruchtbarkeit und die reichen Bodenschätze des Landes möglichst glaubwürdig und verlockend zu suggerieren.
    Bereits das Titelblatt von Harriots Buch mit einer Darstellung des Garten Eden stellt Virginia mit dem irdischen Paradies gleich. Im weiteren Verlauf werden die Indianer der Region mit ihren Tätowierungen als «Edle Wilde» stilisiert und mit den Ureinwohnern Britanniens verglichen. Harriot argumentiert, dass Amerika sich Ende des 16. Jahrhunderts in einem ähnlichen Stadium befände wie England zur Zeit der römischen Eroberung vor mehr als 1500 Jahren. Damals war Britannien mit wilden Pikten bevölkert, die ihre Körper ähnlich wie die Indianer bemalten. Jetzt aber zähle England zu den zivilisiertesten undmächtigsten Nationen. Amerika – so Harriots Analogieschluss – werde eine ähnlich erfolgreiche Zukunft vor sich haben wie das antike Britannien. Wer jetzt investiere, werde reiche Früchte ernten können.
    Paradoxerweise erfüllten sich die Erwartungen an diese erste britische Kolonie in Amerika vorerst in keiner Weise. Roanoke ging als «lost colony» in die Geschichte ein. Schlechte Führungsqualität der Kommandanten und undiplomatischer bis feindseliger Umgang mit den dort ansässigen Indianern erschwerten eine dauerhafte Besiedlung. Ein Großteil der Siedler wurde schließlich von Sir Francis Drake gerettet. Von der Handvoll Männer, die zum Schutz der Anlage zurückgelassen worden war, fand sich zwei Jahre später keine Spur. Trotz dieser Rückschläge ging Harriots Text 1588 in Druck und wurde zu einem der einflussreichsten frühen englischen Berichte über die Neue Welt.
    Nach dem desaströsen Ausgang des ersten Kolonisationsexperiments in Roanoke trat England im frühen 17. Jahrhundert abermals auf dem nordamerikanischen Kontinent in Erscheinung. In dem neuerlichen Versuch, Fuß zu fassen, wurde nun ein anderes Modell angewandt. Anstelle
einer
ausgewählten Person, der wie Walter Raleigh alle Rechte an einem Gebiet als Patent übertragen wurden, setzte man jetzt auf eine größere Gruppe von Investoren. König James I. teilte die Küstenstreifen zwischen Kanada und Florida in zwei Regionen und übertrug die Rechte an kooperierende Investorengruppen, die unter der Schirmherrschaft der sogenannten Virginia Company operierten.
    In dieser neuen Phase trat der legendäre
Captain John Smith
(ca. 1580–1631) auf die Bühne der englischen Kolonialpolitik. Er hatte als Freiwilliger in der niederländischen Armee gedient, war später Soldat der Habsburger im Kampf gegen die Türken gewesen und als Sklave in türkische Gefangenschaft geraten. Nach der Ermordung seines Herrn war er über Russland und Polen nach England geflohen. Diese Erfahrungen haben sicherlich dazu beigetragen, dass Smith 1607 als Teilnehmer für eine Expedition nach Virginia ausgewählt wurde. Sein unkontrollierbares Temperament wurde ihm aber bereits auf der Überfahrtfast zum Verhängnis. Er wurde der Meuterei bezichtigt und entging der bevorstehenden Exekution in Virginia nur durch den Umstand, dass er in einem geheimen Schreiben als einer der Ratsmänner geführt wurde. Erst nach der Ankunft in Virginia wurde der Brief mit der Liste der «Council Members» geöffnet. Eine so wichtige Person konnte nicht exekutiert werden. Im Gegenteil, in der Folge wurde Smith sogar zum Gouverneur der Kolonie gewählt. Besonders sein Einfallsreichtum und sein Verhandlungsgeschick, Nahrungsmittel von den einheimischen Indianerstämmen zu erhalten, trugen zu seinem

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