Live Fast, Play Dirty, Get Naked
damit«, sagte er.
Es war mir ein bisschen peinlich, mich hinzusetzen und den Bass auf die Schenkel zu stützen, aber es fühlte sich deutlich bequemer an und das wog die Verlegenheit locker auf.
»Besser?«, fragte Curtis.
»Ja, danke.«
»Gut … dann lass uns mal loslegen.« Er sah mich an. »Benutzt du normalerweise ein Plektrum, wenn du Gitarre spielst? Oder zupfst du?«
»Plektrum.«
»Okay … also, Bass kannst du entweder Fingerstyle spielen, so wie Kenny, oder mit Plektrum. Fingerstyle-Spieler machen sich manchmal lustig über Leute, die mit Plektrum spielen …« Er warf einen Blick zu Kenny rüber und grinste leicht. »Aber für mich macht das keinen wirklichen Unterschied. Ich meine, solange du den richtigen Sound hinkriegst, ist es doch egal, wie du’s machst, oder? Ist also absolut deine Sache … wenn du gewohnt bist, mit Plektrum zu spielen, kannst du’s ja erst mal auch hier tun.« Er reichte mir ein Plektrum. »Okay?«
»Ja.«
»Gut … also, das Einzige, was du wissen musst, ist, dass ein Bass genauso gestimmt ist wie die ersten vier Saiten einer Gitarre.« Er griff hinüber und berührte die erste Saite. »Das heißt, das hier ist E, dann kommt A, D und G. Okay?«
»Ja.«
»Das hier ist die Lautstärke«, sagte er und zeigte auf einen der zwei Reglerknöpfe. »Der andere passt den Ton an.« Er schaute zu mir. »Und das ist auch schon so ziemlich alles.«
»Okay«, sagte ich.
»Also dann …« Er lächelte. »Auf geht’s.«
Ich sah ihn an, weil ich davon ausging, dass er wissen wollte, was ich tat. Würde ich zögern? Würde ich ihn fragen, was ich tun sollte? Oder würde ich einfach loslegen?
Ich holte Luft und legte los.
Die einzigen Gitarren, die ich bis dahin gespielt hatte, waren akustische, noch dazu meistens klassische Akustikgitarren, die Nylonsaiten haben und nicht besonders laut sind. Als ich also die leere E-Saite des riesigen Fender Mustang anschlug und der gewaltige Basston aus den Boxen wummerte … also, es ist echt schwer zu beschreiben, wie einem das durch und durch bis in die Eingeweide geht. Dieser tiefe, dunkle, wuchtige Sound, das Gefühl , das man dabei spürt … das durch die Vibration des Bodens meinen ganzen Körper erfasste … es war so unglaublich gut.
Ich spielte ein bisschen weiter, schlug ein paarmal die freie E-Saite an – dump-dump, dump-dump – und dann die A-Saite – domp-domp, domp-domp –, dann wieder E. Ich fuhr den Hals der Bassgitarre runter, drückte die E-Seite am dritten Bund und stampfte ein fettes großes G raus. Die Saite war unsäglich dick und fest gespannt, viel schwerer runterzudrücken als die weichen Nylonsaiten einer klassischen Akustikgitarre. Mein Finger begann schon fast beim ersten Mal zu schmerzen. Ich spielte noch ein paar Töne, glitt hinauf zu A, dann zu B, doch danach musste ich den Hals loslassen und meine Finger ausschlagen, um den Schmerz zu lindern.
»Gut?«, fragte Curtis.
»Ja … wunderbar. Ist nur ein bisschen schwer, die Saiten gedrückt zu halten.«
»Auch daran gewöhnst du dich.«
Er ging hinüber und nahm seine Gitarre hoch. »Willst du mal versuchen mitzuspielen?«
»Weiß nicht … ich glaub nicht, dass ich schon so weit bin …«
»Klappt bestimmt«, sagte er. »Wir spielen nur ein bisschen 12-taktigen Blues, du weißt schon… simple Drei-Akkord-Sachen. E, A und H … verstehst du, was ich meine?«
»Ja, aber ich weiß nicht –«
»Bleib einfach bei den einzelnen Tönen – dah-dah, dahdah, dah-dah , so wie du es gerade gemacht hast. Okay?«
Ich nickte. »Ich werd tun, was ich kann.«
»Gut.« Er drehte sich zu Kenny um, der eine Gitarre nahm, sie anschloss und sich dann an eine der Boxen stellte. »Fertig?«
Kenny nickte.
Curtis drehte sich wieder zu mir um. »Steig einfach ein, wenn du so weit bist, okay?«
Ich nickte.
Curtis drehte die Lautstärke an seiner Gitarre auf, spielte ein paar schnelle Blues-Tonleitern runter, regelte ein bisschen den Klang nach und dann fing er – mit einem kurzen Nicken zu Stan – an zu spielen.
Er spielte ziemlich langsam, begann mit einem traditionellen absteigenden Blues-Intro und danach fielen Kenny und Stan ein und führten den Rhythmus fort, während Curtis die Dinge mit ein paar einfachen, aber sehr wirkungsvollen Blues-Riffs am Laufen hielt. Es waren tatsächlich ziemlich einfache Sachen und ich wusste im Innern, wie mein Part war … zumindest welche Noten ich spielen musste und wo und wann ich sie spielen musste. Es war nur die Frage, es
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