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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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Fußballfest!«
    Aber wie das so ist mit Erwartungen, die erste Halbzeit verlief fast ereignislos. Keine Torschüsse, keine prickelnden Szenen. Beide Mannschaften standen geschlossen in der Abwehr und beide Sturmreihen konnten sich nicht ein einziges Mal richtig zeigen.
    Das Fazit zur Pause von Reporter Kellner fiel sehr ernüchternd aus.
    »Da muss mehr kommen«, forderte er energisch. Beide Mannschaften wollen keine Fehler machen. Die Risikobereitschaft ist nicht hoch, aber jetzt«, er hob die Stimme, »geht
hier in Frankfurt das Flutlicht an und damit den Teams hoffentlich ein Lichtlein auf.«
    Als hätten die Spieler diesen Kommentar gehört, änderte sich das Spielverhalten nun dramatisch. Als hätte jemand einen geheimnisvollen Schalter angeknipst, nahmen die Mannschaften in den zweiten fünfundvierzig Minuten Fahrt auf. Es gab Torszenen im Minutentakt.
    Sechsundvierzigste Minute: Heiko Erde aus vierzehn Metern Entfernung - knapp drüber. Vier Minuten später: Rod McManna, der Linksaußen der Schotten, mit einem Alleingang. Kevin riskierte wieder einmal Kopf und Kragen. Er rannte raus aus dem Kasten und schnappte dem Stürmer mit einem Hechtsprung den Ball von den Füßen. Das Publikum wurde immer euphorischer und peitschte ihre Mannschaften nach vorne.
    Fünfzigste Minute: Locke am Leder. Sein Blick traf Erik. Der flehte ihn förmlich mit den Augen an. Spiel den Ball steil!, sollte dieser Blick sagen. Instinktiv folgte Patrick dem Wunsch. Erik hatte sich von den schottischen Abwehrspielern gelöst. Kein Abseits! Auch er lief jetzt allein auf das Tor zu. Schottlands Keeper rannte ihm entgegen. Alles fast so wie vorhin auf der anderen Seite. Aber nur fast. Denn Erik lupfte den Ball über den Torwart hinweg. Und wieder stellte sich dieses unbeschreibliche Gefühl der Freude ein. Toooooorrrr!!!! 1:0 für Deutschland. Wie ein warmer Sommerwind fühlte sich das an. Wohlgefühl! Zufriedenheit! Das Stadion tobte.
    In Gelsenkirchen lagen sich der Zahnarzt und der Pfarrer im Arm. »Wenn die Europameister werden, gehe ich wieder in die Kirche«, brüllte Evas Vater, »und Ihnen, Kelter, setze ich kostenlos eine Krone ein!«
    »Meine Zähne sind total in Ordnung«, schrie der Pfarrer zurück. »Aber in der Kirche kann ich jeden gebrauchen.«

    Eva lachte sich halb schief über die beiden - und ansonsten platzte sie fast vor Stolz über die gute Vorarbeit zu diesem Treffer.
    Alles palletti für die Deutschen, so schien es, aber dabei spielten die Schotten nicht so richtig mit. Jetzt, nach dem Rückstand, griffen sie mit einer unheimlichen Wucht an. Angriff auf Angriff rollte auf das Tor von Kevin Rott. Die gesamte deutsche Mannschaft hatte sich zur Verteidigung zurückgezogen.
    Reporter Kellner flippte förmlich aus. »Jetzt bloß nicht ausschließlich verteidigen. Das kaaaaaannn doch nicht gut gehen.« Er zog auch das nächste »a« so in die Länge. »Daaaaaaa, jetzt schon wieder die Schotten. Aber der Rott, der Rott, der Rott, wenn wir den nicht hätten. Nur noch fünf Minuten zu spielen. Aber das könnten die längsten Minuten aller Zeiten werden. Dreihundert Sekunden fühlen sich plötzlich wie Monate an. Der Locke, der Patrick, der Schubert, der könnte doch jetzt mal für einen Gegenangriff sorgen. Ja, jetzt! Sag ich doch. Schubert führt das Spielgerät. Müsste aber abspielen. Locke Schubert, was machst du? Heiko Erde bietet sich doch rechts an! Schubert etwas eigensinnig. Warum spielt der nicht ab? Torentfernung immer noch dreißig Meter. Viel zu weit, um zu schießen. Jetzt versucht der Schalker es tatsächlich doch. Ein schottisches Bein dazwischen. Abgefälscht. Der Torwart steht auf dem falschen Fuß. Der Ball rollt in die rechte Ecke. Der Keeper kann nicht mehr reagieren. Unglaublich! Das Diiiiiinnnnngg ist drin! 2:0! 2:0! 2:0! Deutschland steht im Endspiel! Da lege ich mich jetzt mal fest!«
    Elf deutsche Spieler bildeten ein Knäuel. Selbst Kevin war aus seinem Tor geeilt und lag ganz oben auf dem Spielerhaufen. Jubel im Stadion! Jubel bei Familie Schubert und Anhang!

    Hängende Köpfe bei den Schotten, und im Mannschaftsquartier der Türken - sie würden Auf Schalke spielen, in Gelsenkirchen - schaute Matz völlig entgeistert auf den Fernsehschirm.
    »Wenn wir jetzt gegen Russland gewinnen«, stellte er für sich fest, »heißt das Endspiel am Sonntag ›Deutschland gegen die Türkei‹, und schon wieder Locke gegen Matz. Wer hätte das gedacht?«

    Das zweite Halbfinale in Gelsenkirchen war für die

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