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Lockende Zaertlichkeit

Lockende Zaertlichkeit

Titel: Lockende Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Mortimer
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du musst einfach kommen!"
    "Ich kann nicht, Sally", wehrte Olivia verzweifelt ab. "Du weißt, dass es nicht geht."
    "Und ich dachte, du machst dir was aus Daddy!" warf Sally ihr schluchzend vor. "Aber da habe ich mich wohl getäuscht!"
    Es knackte in der Leitung, und sie war weg.
    Olivia ließ den Hörer sinken und blickte starr an die Wand.
    Sie konnte nicht ins Krankenhaus fahren, das war unmöglich.
    Marcus würde es nicht recht sein, wenn sie kommen würde, und sie wollte ihn auch gar nicht sehen.
    Aber hatte Sally nicht gesagt, er würde vielleicht sterben?
    Der Gedanke war so schrecklich, dass Olivia ihn sofort verdrängte. Und Sally? Sie war erst achtzehn Jahre alt, hatte schreckliche Angst um ihren Vater und war ganz allein. Durfte sie, Olivia, sie da im Stich lassen?
    "Olivia?" Natalie kam in den Flur und erschrak, als sie Olivias kreidebleiches Gesicht sah. "Was ist denn passiert?"
    "Sallys Vater ... Er hatte einen schweren Unfall. Sally will, dass ich zu ihr in die Klinik komme."
    Natalie runzelte nachdenklich die Stirn. "Ich glaube, jetzt weiß ich, warum du nach der Party ..."
    "Ich kenne Dr. Hamilton von früher", gab Olivia widerstrebend zu. "Wir haben im selben Krankenhaus gearbeitet, das ist alles", fügte sie hastig hinzu, bevor Natalie etwas dazu sagen konnte.
    Doch sie schien schon begriffen zu haben. Sie nickte verständnisvoll und drückte Olivias Arm. "Ich werde den anderen sagen, dass du ins Krankenhaus gefahren bist - zu einem Freund."
    "Danke, Natalie."
    Es dauerte mehr als zwanzig Minuten, bis Olivia das Krankenhaus erreicht und weitere zehn Minuten, bis sie herausgefunden hatte, dass Marcus sich immer noch in der Notaufnahme befand. Sally saß in sich zusammengesunken im Warteraum und rührte sich nicht. Als sie Olivia kommen sah, sprang sie auf und stürzte sich schluchzend in deren Arme.
    "O Olivia, ich wusste, dass du kommen würdest! Ich hab genau gewusst, dass du mich nicht im Stich lassen würdest!"
    Dann hast du mehr gewusst als ich, dachte Olivia
    beklommen. Noch auf der Fahrt hierher hatte sie sich gefragt, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Olivia wusste nicht einmal, ob Marcus sich überhaupt noch an sie erinnerte, schließlich hatte sie damals keine bedeutende Rolle in seinem Leben gespielt. Und wenn er sie noch kannte - würde ihr Besuch ihn dann nicht viel zu stark belasten? Und was war mit ihren eigenen Gefühlen? Olivia hatte Marcus sehr geliebt und wusste nicht, wie sie auf ihn reagieren würde, wenn sie ihn nun nach sechs Jahren wieder sah.
    Olivia schüttelte die belastenden Gedanken ab und wandte sich an Sally. Wichtig war im Moment nur, dass Marcus überlebte.
    "Wie geht es deinem Vater?" fragte Olivia besorgt. "Weißt du schon etwas Neues?"
    Sally schüttelte den Kopf, schnauzte sich die Nase und wischte sich die Tränen ab. "Nein. Ich sitze hier schon seit mehr als zwei Stunden. Seit ich die Einverständniserklärung für die Operation unterschrieben habe, ist niemand mehr gekommen."
    Olivia wurde blass. "Du meinst ... dein Vater wird gerade operiert?"
    "Ja", bestätigte Sally. "Er hat einen Schädelbasisbruch."
    "O nein!" rief Olivia schockiert, nahm sich dann aber sofort wieder zusammen. Sie musste die Nerven behalten, um Sally nicht noch mehr aufzuregen. "Es wird alles wieder gut, du wirst schon sehen", versicherte sie fest, obwohl sie selbst schreckliche Angst um Marcus hatte. "Ich werde mal sehen, ob ich etwas herausfinden kann. Du bleibst hier sitzen, bis ich wiederkomme, verstanden? Und eine Tasse Kaffee bringe ich dir auch mit."
    Sally griff nach ihrer Hand und sah Olivia ängstlich an.
    "Aber du bleibst nicht lange weg, oder?"
    Olivia drückte lächelnd Sallys Hand. "Natürlich nicht. Und mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, dass dein Vater wieder ganz gesund werden wird."
    Olivias Zuversicht dauerte nur so lange an, bis sie die Wartezimmer verlassen hatte. Als Krankenschwester wusste sie genau, welche Komplikationen ein Schädelbasisbruch mit sich bringen konnte. Zum Glück schien Sally das nicht zu wissen, denn sonst wäre sie mit den Nerven wahrscheinlich völlig am Ende gewesen.
    Olivia fand die Notfallschwester in ihrem Büro, erklärte, wer sie, Olivia, sei und erkundigte sich schließlich nach Marcus'
    Befinden.
    Die junge Schwester sah sie mitfühlend an. "Wir sind auch alle sehr besorgt, Miss King. Dr. Hamilton ist Chefarzt hier in der Chirurgie, wissen Sie."
    Nein, das hatte Olivia nicht gewusst. "Und ... wer operiert ihn dann?"

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