Loecher, noch und noecher
wird können, die die Menschenkinder Jahr für Jahr zu Weihnachten anzurichten imstande sind, nicht einmal die Anni mit ihrem Putzfetzen und dem inneren und äußeren Furor könnte diese Verheerungen jemals wieder beseitigen, „Herrgottnocheinmal“, seufzt der Biermösel jetzt mit einer Träne im Knopfloch und dem Duftbaum in der Hand: „Anni! Anni! Warum hast du mich verlassen?“
Nach dem gewaltsamen Tod vom Mallinger im Spätherbst, der weiß Gott kein Heldentod war, hat der Biermösel sich in den buntesten Frühlingsfarben ausgemalt, dass er heuer zu Weihnachten auf ihr landen wird können, gerne auch für immer, als Held, der er war, nachdem er die herbstlichen Ermittlungen so erfolgreich zu Ende gebracht hat.
Allerdings ist ihm auch diese Hoffnung auf einen friedlichen Weihnachtsabend zu zweit so schnell zerstoben wie der Schweif hinterm Kometen. Während er selbst nämlich die Wochen seit dem verheerenden Überschlag im Krautacker auf seinem Musentempel verbracht und im schleichenden Dämmerzustand gelbe Tabletten in sich hineingefressen hat, hat sich über den Umweg Eislaufplatz unten am zugefrorenen See ein gewisser ortsbekannter Tunichtgut und Zahlenakrobat von der Ackerbau- und Viehzuchtbank mit Namen Kaltenböck Karli alias Jackpot Charlie zwischen ihn und die Anni geschoben, und wenn der Biermösel was überhaupt nicht leiden kann, dann sind das Zahlenakrobaten von der Ackerbau- und Viehzuchtbank, die Eislaufen können und sich zwischen ihn und die Anni schieben und jetzt statt ihm mit ihr auf dem Schaffell liegen und Lebkuchen essen, wohingegen er auch diese Weihnachten wieder alleine dastehen wird wie der Nordstern oben am weiten Himmelszelt in der winterklaren Abenddämmerung, das kann er wirklich überhaupt nicht leiden.
Wehmütig und immer wehmütiger schaut der Biermösel jetzt immer wieder den Duftbaum an, den ihm die Anni zum Abschied auf den Musentempel hereingehängt hat. Fehlt nur noch, dass sie ihm auch ein Schneegestöber mit der Staumauer in Kaprun als Weihnachtsgeschenk in den Ort seiner größten Niederlage herein gestellt hätte, kränkt er sich jetzt bitter, damit er sich auch zu Weihnachten und darüber hinaus jeden Tag daran erinnert, dass bei ihm damals der Damm gebrochen ist und er sich angebrunzt hat, wie er sie im Herbst am Scheißhaus hat packen wollen.
Freilich, nicht zuletzt wegen diesem kleinen Malheur versteht auch der Biermösel, dass ihn die Anni nicht haben will. Er täte sich auch nicht freuen, wenn er sich selbst unter dem Christbaum als Geschenk vorfinden täte. Er ist ja kein neuer Föhn oder eine fesche Strumpfhose, mit der man einer Frau eine Freude machen könnte, vielmehr gleicht er einem Indianerkanu mit 1000 Löchern drinnen, die bald auch der Doktor Krisper nicht mehr wird stopfen können.
Zufrieden aber ist er nicht mit sich, dass er neuerdings alles versteht und sich mit allem abfindet, dass er zu allem ,Ja und Amen‘ sagt und ein richtig verweichlichter „Ich bin okay, du bist okay“-Typ geworden ist, seit er die Tabletten vom Doktor Krisper frisst, die dann noch nicht einmal imstande sind, seine gewaltigen Zahnschmerzen zu lindern.
„Aua!“, schreit der Biermösel auf einmal und hält sich die schmerzende rechte Wange. „Aua! Das tut so weh!“
Die ganze gesundheitliche Malaise wird nämlich noch zusätzlich durch ein besonders ungustiöses Schmankerl abgerundet. Was früher ein Eckzahn in seinem Mund war, ist heute eine Ruine, und in der stecken die Grammeln von den ganzen Schmalzbroten, die ihm die Roswitha in den letzten Tagen zwar ebenfalls immer distanzierter, aber ansonsten doch der häuslichen Routine folgend als Jause in den Rucksack gepackt hat. Sobald nämlich in dieser Gegend die Temperatur im Spätsommer auf unter 15 Grad fällt, lässt sich der Biermösel von der Roswitha immer die dreifache Ration Schmalzbrote einpacken, weil wie der Eisbär im kalten Polar natürlich auch er bei der klirrenden Kälte während der langen Fahrten auf seiner Fips durch das bitterkalte Ausseerland mehr Fettreserven verbrennt als die Giraffe unter der hoch stehenden Sonne des Südens. Er und der Eisbär sind sich halt überhaupt in vielem sehr ähnlich, vergleicht sich der Biermösel gerne mit den Kronen der Schöpfung, nur dass er persönlich den Lachs ablehnt und das Schwein vorzieht, da sieht er wirklich keine Ähnlichkeit zwischen sich und dem Eisbären, da bleiben sie sich auf ewig fremd und unversöhnlich.
Wie der Biermösel auf seinem
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