Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
ließen sich vom Wind durchpusten, hörten die Wellen rauschen und warteten auf Kas Rückkehr.
    Um es gleich zu sagen, sie mußten lange, zu lange warten!
    Zu Kas großer Verwunderung lag das Segelschiff ruhig und menschenleer im Hafen. Weit und breit waren kein Schlapphut, kein Stiefel und schon gar kein Seeräuber zu sehen. Ka umflatterte die »Hölle« vorsichtig: Sie lag still wie ein Totenschiff!
    Er zog seine Kreise enger. Schließlich klebte er wie ein angetriebener Luftballon in der Takelage. Er legte den Federkopf nach rechts, legte den Federkopf nach links, plusterte sich auf, zog erst die eine, dann die andere Kralle unter den Bauch — aber all das brachte ihn nicht weiter.

    »Merkwürdig«, plapperte er ganz leise vor sich hin. »Entweder machen alle einen Ausflug, oder sie schlafen. Wahrscheinlich schlafen sie, denn nachts räubern sie ja gewöhnlich. — Oder aber sie sind schon alle mausetot!«
    Da hörte er ein ihm bekanntes leises Meckern!
    »Die gute alte Zie!« wunderte er sich. »Wieso steckt sie denn im Schiffsbauch? Ist sie etwa auch unter die Seeräuber gegangen?«
    Er ließ sich fallen, und er umflog den Schiffsrumpf, konnte aber keine offene Luke entdecken, nur einen Ritz in der Wand. Glücklicherweise hing hier ein Tau, in dessen Schleife setzte er sich und preßte sein Ohr an die Spalte. Innen war es ganz dunkel! Dort stöhnte und ächzte es erbarmungswürdig.
    So seufzen nur Gefangene, dachte Ka, der sich mit Schrecken an seine eigenen Leiden erinnerte. Und es ist niemand bei ihnen. Sie sind allein. Und was ich da höre, scheint Zies Meckern zu sein. Sie hat schon mal lauter und fröhlicher gemeckert! Dies ist Onkel Guckaus’ Räuspern und dies Vater Schluckaufs Schluckauf. »He, ihr, hört ihr mich? Ich bin es, Ka! Ich sitze hier draußen!« rief er unvorsichtig. »Ka, der Kakadu ist da, und Löwe und der Sultan sind auch hier, und wir wollen euch befreien, retten und aus den Teufeln der Weltmeere Engelchen machen!

    Haha!
    Der Ka
    ist da!«

    Unversehens war er ins Dichten geraten.
    Da ertönte gleich drinnen ein so gewaltiges Stimmengewirr, daß Ka noch einmal krächzte: »Seid doch leise, wenn man uns hört, werde ich noch ein Seeräuberfestbraten!«
    »O Ka«, meckerte Zie, »ich glaube, zum Festbraten bin schon ich bestimmt!«
    »Dann eben Kakadu-Suppe!« meinte Ka. Onkel Guckaus und Vater Schluckauf waren hoch erfreut, daß er gekommen war, sie nannten ihn einen Lichtblick, einen Glücksboten! Vater Schluckauf bekam vor lauter Aufregung einen höchst gefährlichen Schluckauf!
    Endlich hatten sie sich so weit beruhigt, daß sie wieder vernünftig denken konnten. Jetzt war es wichtig zu wissen, wo sich die Seeräuber befanden. Zie sagte, die Teufel seien gestern nacht in den Leuchtturm gegangen und noch nicht wiedergekehrt.
    Also flog Ka dorthin.

Wüstlinge

    Die Teufel der Weltmeere hatten ein wenig zu tief in Onkel Guckaus’ Flasche geguckt: Bis auf den Grund hatten sie sie ausgetrunken. Nun war sie also leer, und sie schliefen sich ihren Rausch aus und erwachten mit Brummschädeln. Dutzende von unsichtbaren Quälgeistern klebten an ihren Schläfen und bohrten daran herum. Au weh!
    Ka kam gerade noch in der Leuchtturmstube an, bevor das Fenster geschlossen wurde. Er wischte hindurch und verbarg sich hinter der Gardine, dann schlug der Grüne die Fensterflügel zu. Die Teufel der Weltmeere hatten sich eben aufgerappelt. Ka hörte, daß sie jetzt mal ordentlich frühstücken wollten und nach den Gefangenen schauen und danach noch mal schlafen bis heute nacht; da würden sie wiederkommen und die Scheinwerfer des Leuchtturms ausschalten, kurz bevor der Luxus-Passagierdampfer »Columbus« sich näherte.
    Das waren wichtige Neuigkeiten, die der Kundschafter sofort übermitteln wollte — nur: die Teufel der Weltmeere stolperten und polterten aus der Leuchtturmstube und knallten die Tür hinter sich zu!
    Ka war gefangen!
    Ach, daß ihm aber auch immer wieder so etwas Dummes passieren mußte! Verflixte Geschichte! Da saß er ja schön in der Patsche! — Er schwirrte im Kreis an den runden Wänden entlang, wie wenn ihn jemand an einem Bändchen herumwirbelte, aber er fand nirgends einen Ausschlupf, nicht das kleinste Luftloch!
    Höchstens den eisernen Ofen? Wenn er nun versuchte, durchs Ofenrohr und durch den Schornstein zu kriechen?
    Aber wenn er steckenblieb? Bestenfalls kam er als Rabe heraus! Viel wahrscheinlicher war es, daß er innen verhungerte.
    Er beschloß zu warten.

Weitere Kostenlose Bücher