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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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ich aber schrecklich müde. Was meint ihr, wie gut unser Kamel schon lange in seinem Bett schläft? Ich beneide es richtig!«
    Müde waren sie alle. Und alsbald schliefen sie da, wo sie sich gerade befanden, auf Geröll und Steinen, tief und fest. Es ging ihnen sogar viel besser als dem unglücklichen Kamel!

Auf dem Kamelmarkt

    Die drei Männer trieben das Kamel voran. Sie hatten es eilig. Das Kamel keuchte. Es war ja keine Anstrengung mehr gewöhnt. Selbst in den aufregendsten Zeiten hatte es doch immer bequem gewohnt und geschlafen.
    Erschöpft stolperte es in den Morgen. Als sich der Himmel langsam erhellte und im grauen Licht die Umrisse der Landschaft erkennbar wurden, ging es vom Gebirge abwärts, einer ausgedehnten Ebene zu. So weit das Auge reicht, breitete sich die Wüste aus.
    Sie hatten die Grenze von Emirstan überschritten. Die drei Brüder atmeten auf. Vor ihnen lag die kleine Stadt Kameul. Hier hatte der Sultan keine Macht. Schon von weitem sahen sie zahlreiche Menschengruppen mit Eseln, Ziegen, Hühnern und Schafen auf die Ansammlung niedriger Häuser zustreben, in deren Mitte der Markt abgehalten wurde.
    Das Kamel ertrug sein Schicksal nun schon mit der sprichwörtlichen Kamelsgeduld. Es hatte keine Kraft mehr zu widerstreben. Am liebsten hätte es sich niedergelegt. Aber immer wieder brachten es Stockschläge auf die Beine.
    Auf dem Markt herrschte ein beängstigendes Gedränge. Hühner gackerten, Hähne krähten, Esel schrien, Schafe blökten und Kamele brüllten wild durcheinander. Es wurde gefeilscht, gehandelt und angepriesen. Dutzende von Fingern rissen dem Kamel die Lippen von den Zähnen, betasteten seine Beine, seinen Hals — und die Brüder riefen: »Ein prächtiges Kamel, ein herrliches Kamel, ein Kamel, würdig eines Sultans!«
    Aber das Kamel sah erbärmlich aus. Seine Beine zitterten, sein Kopf schaukelte müde. Niemand wollte hundert Silberstücke dafür bezahlen.
    Endlich erwarb es der Vater einer kleinen Berberfamilie. Es sollte mit seiner Karawane durch die Wüste ziehen. Er zahlte nur fünfzig Silberstücke. Aber die Brüder waren schließlich froh, es dafür loszuwerden.
    »Paß auf!« rieten sie dem Käufer. »Dieses Kamel ist ein Märchenerzähler. Es wird dir die tollsten Lügen auftischen. Du wirst deinen Spaß daran haben; das allein ist viel Geld wert.«
    »Ich freue mich für meine kleine Fatma!« murmelte der Vater. Er zog das Kamel mit sich fort.

    »O Sultan, wo bist du!« seufzte das unglückliche Trampeltier. »Wie gerne flöge ich jetzt mit dir auf dem Teppich!«

Frühstücksüberraschung

    Dieser Wunsch wäre ihm freilich auch dann nicht erfüllt worden, wenn es beim Sultan gewesen wäre. Denn der Sultan und sein wunderbarer Teppich waren ja Hunderte von Kilometern voneinander getrennt.
    Gleich nach der Ankunft ließ Lord Pampelmouse das neuerworbene Stück im Frühstückszimmer auslegen, direkt vor der weißlackierten Tür, die in den Garten von Pampelmouse House führte. Es war eine sehr breite Tür, und da es ein schöner Sommermorgen war, standen ihre Flügel weit offen. Draußen leuchteten das grüne Gras und die Blätter der Bäume.
    Auf dem Teppich, der so frisch strahlte wie der Morgen, stand der zierliche runde Tisch, auf dem der Butler soeben das Frühstück aufgetragen hatte — schon dampfte der goldbraune Tee in der Kanne, und die Brötchen dufteten.
    Als nun Seine Lordschaft ausgeruht und fröhlich im gelbseidenen Morgenrock zum Frühstück erschien, rieb er sich die Hände und rief: »Sehr hübsch, wirklich, sehr hübsch, dieser neue Teppich! Was meinst du, John?«
    »Ein edles Stück!«
    Seine Lordschaft lächelte noch herzlicher — wer ist nicht froh, wenn man ihm bestätigt, daß er einen guten Kauf gemacht hat? Dann ließ er sich nieder, der Butler rückte den Stuhl, so wie er es täglich tat, etwas näher an den Tisch und wartete auf die weiteren Wünsche.
    Lord Pampelmouse nahm ein Brötchen und bestrich es mit Butter. Dabei plauderte er gutgelaunt.
    »Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein. So bald werde ich nicht wieder verreisen! Habe ich dir schon erzählt, daß mich an Bord ein Papagei — nein, ein Kakadu aufgesucht hat? Der ulkige Vogel behauptete steif und fest, dies sei ein fliegender Teppich, der dem Sultan gehört! Nun, ich habe ihn natürlich ausgelacht! Ein Teppich, dem man Zurufen kann: >Teppich, erhebe dich!<« Während der letzten Worte hatte der Lord, wie er es ja manchmal tat, vergnügt in die Hände geklatscht und ihre

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