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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Können Kamele schwimmen?

    Ach, wieviel Unerwartetes geschieht doch auf dieser Erde, und niemand weiß, was das Schicksal für ihn bereithält.
    Hätten sie es gewußt, sie wären nicht so sorglos über den Ozean dahingesegelt. Wer? — Nun, der Sultan, das Kamel und Löwe.
    Nebeneinander saßen sie auf dem fliegenden Teppich, der sich schon so oft in Not und Gefahr bewährt hatte.
    Sie wünschten sich nichts sehnlicher als eine friedliche Zukunft ohne Aufregungen und Abenteuer. Ganz besonders das Kamel.
    Sie kamen aus Nekaragien, wo sie Prinz Panja beigestanden und den finsteren Rao besiegt hatten. Sie waren heldenhaft gegen die Blechbüchsensoldaten angetreten und hatten sie schließlich zu Verbündeten gewonnen.
    Gestern nacht waren sie im Licht des Vollmonds aus dem märchenhaften Land abgeflogen. Und nun lachte die Sonne über ihnen. Unten dehnte sich endlos blau der Ozean.
    Sie waren vergnügt und guter Dinge. Der Sultan dämmerte im Sitzen, und auch Löwe döste vor sich hin, den Kopf mit der mächtigen Mähne auf die dicken Pranken gelegt. Wahrscheinlich träumte er von Kim und Pips.

    Gerade schlug er die Augen auf, um den Sultan zu fragen, ob sie die Kinder in den nächsten Ferien nach Sultanien einladen wollten, da sah er das Kamel mit sorgenvoll gerunzelter Stirn und zitternder Unterlippe in die Tiefe starren, wo die Wellen Schaumkronen trugen. »O du Kamel, was fehlt dir?« fragte er besorgt.
    Und das Kamel seufzte: »Löwe, weißt du zufällig, ob ich schwimmen kann? Weißt du es, o Sultan?«
    Dem Sultan hatten die Sonne, der sanfte Wind und die gleichmäßig wellenden Bewegungen des Teppichs noch einmal zu einem erholsamen Morgenschlummer verholfen. Er hockte mit gekreuzten Beinen, sein Kopf hing vornüber wie eine matte Blüte, und der große Turban war ihm auf die Nase gerutscht. Nun schreckte er auf: »Bei Allah! Schwimmen... warum... stürzen wir ab?«
    »Augenblicklich nicht, aber es kann ja jederzeit passieren!« lautete die Antwort des Kamels. »Und deshalb hätte ich jetzt schon gern gewußt, ob ich mich dann noch retten kann!«
    »Ach so«, brummte der Sultan. »Nein, ich habe keine Ahnung, ob du schwimmen kannst. Ich habe noch nie ein Kamel schwimmen gesehen!«
    »Das dachte ich mir! Es wäre ja auch zu merkwürdig gewesen, wenn ich einmal eine tröstliche Auskunft bekommen hätte.« Die großen Augen des unglücklichen Geschöpfs mit dem sandfarbenen Fell schimmerten noch tränenfeuchter als gewöhnlich.
    Löwe seufzte leise: »Angstkamel«, achtete danach aber nicht weiter auf dieses sinnlose Gespräch. Er äugte über den Fransenrand des Teppichs. Hier und dort sah er winzige Schiffe, die sich durch die Wellen kämpften. »Sehr seltsam«, brummte er weise, »in all diesen Schiffen fahren Leute, von denen wir nichts wissen. Einige sind vielleicht schlecht. Sie wären unsere Feinde. Einige andere könnten unsere Freunde sein. Aber wir kennen sie nicht. Ach, und wenn ich mich nicht sehr irre, sehe ich da vor uns eine kleine Insel, auf der Palmen wachsen. Sultan, könnte dies die Papageienpflegerinsel sein, auf der Nenekiki, ihre Eltern und Ka, der Kakadu, leben?«
    »Möglich wäre es schon.«
    »Wollen wir sie besuchen?«
    »Du meinst landen? Mit dem Teppich niedergehen und wieder festen Boden unter den Beinen haben?« fragte das Kamel. »O ja, das wollen wir!«
    Warum nicht? Der Sultan rieb die Handflächen aneinander und lenkte den Teppich auf die Papageienpflegerinsel.
    Später bereute es das Kamel bitter, daß sie nicht lieber ohne Aufenthalt nach Sultanien geflogen waren. Aber »später« ist es eben meistens zu spät!

Die Kakadu-Insel

    Früher einmal hieß die Insel Papageienfresserinsel. Das war zu der Zeit, als Ka, der bunte Kakadu mit der Federhaube auf dem Kopf, von Nenekikis Eltern in den Kochtopf gesteckt werden sollte.
    »Aber ich kam und rettete ihn!« erzählte Löwe dem Sultan und dem Kamel, während sich der Teppich einem schmalen Streifen Sand am Ufer näherte, wo nur drei Palmen wie umgedrehte Pinsel nebeneinanderstanden.
    »Löwe gut — alles gut!« nickte der Sultan. Und Löwe berichtete weiter: »Und seitdem heißt die Insel Papageienpflegerinsel!«
    »Ich bin sehr gespannt, Nenekiki, Nenemama und Nenepapa kennenzulernen und natürlich auch den lustigen Kakadu!« sagte der Sultan.
    Weich setzte der Teppich auf dem Strand auf. »O Sultan, aber dies ist nicht die richtige Insel!« wieherte das Kamel, denn sein Blick war auf ein Schild gefallen, auf dem in

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