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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Verwesungsgeruch.
     Ein Blick auf die Matratzen, und mir war klar, dies muss ein Teil des Tatorts sein. Ich bin sofort wieder raus, aber du warst
     nicht mehr zu sehen. Also habe ich versucht, die Kollegen zu erreichen. In Adenau herrschte Chaos wegen des Unfalls. Mir war
     klar, dass es dauern würde. Ich habe in Köln angerufen, Verstärkung und die Spurensicherung angefordert. Ich dachte, du wärst
     im Wald auf der Suche nach dem Hund. Ich sah dich nicht wiederkommen. Dann versteckte ich mich im Gestrüpp, hoffte, du wärst
     weitab.« Robert blieb stehen, schluckte. »Aber plötzlich tauchte der Täter auf. Zusammen mit dir. Ich habe mich verflucht.
     Diese Fehleinschätzung. Grauenvoll! Ich konnte nichts tun, ohne dein Leben zu gefährden. Also bin ich zurück zu den Wagen.
     Der Notruf in Adenau war besetzt. In deinem Wagen lag der Zettel mit der Nummer der Bundeswehrsanitäter. In meiner Verzweiflung
     habe ich sie angerufen und um Amtshilfe gebeten. Du hattest gesagt, dass sie hier biwakieren. Sie kamen just in dem Moment,
     als ich Langenfeld überwältigt habe.« Er holte tief Luft.
    |270| »Das ist mir alles egal.« Ich ging weiter zur Kapelle. »Was ist mit Kluge?«, fragte ich keuchend.
    »Kluge?«
    »Jetzt sag nicht, ihr seid nicht bis zur Kapelle vorgedrungen?«
    »Kapelle?«
    »Robert!«
    Ich lief zur Kapelle. Inzwischen war es stockfinster. »Charlie?«, rief ich verzweifelt und rüttelte an dem Gitter. Doch das
     Tor war verschlossen. »Um Himmels willen, öffnet das Tor!«, flehte ich.
    »Was ist dort in dem Gebäude?«, fragte mich ein Soldat, der neben uns getreten war. Er leuchtete mit der Taschenlampe hinein.
     Der Lichtstrahl traf auf Kluge, der immer noch nackt und wie gekreuzigt an der Wand lehnte.
    »Was zum Teufel …«, entfuhr es dem Soldaten. »Licht, wir brauchen Licht hier. Und Sanitäter«, rief er über seine Schulter.
    Robert untersuchte das Schloss. »Es ist stabil. Und verschlossen. Wo ist der Schlüssel, Conny?«
    »Den hat Langenfeld.«
    »Langenfeld?«
    »Björn Langenfeld, der Täter. Es ist Sonja Kluges Bruder«, sagte ich leise.
    Robert drehte sich um. »Ich suche den Schlüssel.«
    »Das dauert doch viel zu lange«, jammerte ich und nahm die Taschenlampe, suchte mit dem Strahl den Boden ab. Der Lichtschein
     traf auf meinen Hund. Er atmete noch, aber sehr flach. »Charlie!«
    Ich kniete vor dem Gitter nieder, versuchte, hindurchzugreifen, schaffte es nicht.
    »Ist das Ihr Hund?.« Der Soldat legte mir die Hand auf die Schulter. Ich nickte verzweifelt.
    »Ist er verletzt oder vergiftet?« Er ließ den Strahl seiner Taschenlampe über den Boden gleiten. »Scheiße, frisches Blut.
     Ich habe auch einen Hund, weiß, wie Sie sich fühlen.« Er drehte sich um. »Jens, den KrKw hierher. Sofort!«
    |271| »Wohin?«, hörte ich den Hauptgefreiten Huhn fragen.
    »Den Hang hoch, den Pfad entlang. Zu mir!« Der Soldat winkte mit der Taschenlampe.
    Rumpelnd fuhr das massige Fahrzeug auf uns zu. Die starken Scheinwerfer leuchteten den kleinen Raum der Kapelle taghell aus,
     es war ein grausiger Anblick. Kluge röchelte immer noch, reagierte jedoch nicht auf das Licht. Vielleicht hatte er auch nicht
     mehr genug Kraft, um den Kopf zu heben. Der Soldat zog mich zur Seite, nur zögernd folgte ich ihm, hatte das Gefühl, Charlie
     wieder im Stich zu lassen.
    Huhn setzte den Unimog dicht vor das Tor, sprang dann aus dem Führerhaus. Für einen Moment starrte er entsetzt in die Kapelle.
     »Was ist das?«
    Dann öffnete er einen der Staukästen des Fahrzeuges und nahm ein stählernes Abschleppseil heraus. Er flocht es zwischen die
     schmiedeeisernen Gitterstäbe des Tores dicht um das Schloss und hängte die Enden in die Maulkupplung des Unimogs.
    »Alle weg, zurücktreten!«, rief er und hastete ins Führerhaus. Der Unimog setzte langsam zurück, das Seil spannte sich, die
     Torflügel bogen sich ächzend zur Mitte hin durch, an dessen oberen Haltepunkten bildeten sich Risse im Mauerwerk, knirschend
     brach das Tor heraus, dessen oberer Teil mit einem dumpfen Krachen auf die Haube des Unimogs schlug. Unbeeindruckt setzte
     dieser weiter zurück, bis der Eingang zur Kapelle vollständig frei war.
    Ich wartete nicht auf ein Zeichen, dass ich die Kapelle betreten durfte, sondern lief zu meinem Hund. Neben ihm kniete ich
     nieder, beugte mich über ihn, zog seinen Kopf in meinen Schoß. Er atmete flach. Ich ließ meinen Kopf in sein Fell sinken,
     roch den typischen Hundeduft, aber auch Blut.

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