London Boulevard - Kriminalroman
Ich sagte laut:
»Dann bin ich also reich ... oder ... verdammt reich.«
Das Telefon klingelte.
Lillian.
Sie schnurrte: »Wie geht’s dir, Darling?«
»Bin fix und fertig.«
»Ruh dich aus, mein Augenstern, wir werden uns später lieben.«
»Klar.«
»Jetzt ist für alles gesorgt, Darling.«
»Tatsächlich?«
»Oh ja, schlaf, mein Süßer.«
Ich legte mich aufs Bett und dachte: »Was hab ich hier verpasst?«
Ich besorgte es der Schauspielerin, als würde ich es ernst meinen. Sie war angetan von meiner Energie, sagte:
»Da hat wohl jemand seine Vitamine genommen?«
Von mir selbst angewidert, sagte ich:
»Das war noch lange nicht alles.«
Sie drückte mich an sich. Mich überkam postkoitaler Ekel. Ich hatte mich entschieden, eine Woche noch, dann würde ich gehen. Mit Aisling zusammenziehen und zur Ruhe kommen. Lillian sagte:
»Hast du die Schlüssel auf dem Tisch gesehen?«
»Nein.«
»Geh, sieh sie dir an.«
»Jetzt?«
»Bitte, Darling.«
Ich stand auf, ging nackt zum Tisch. Zwei glänzende Schlüssel, ich nahm sie. Ich spürte Lillians brennende Blicke auf meinem Körper. Ich ging wieder zum Bett, fragte:
»Die hier?«
Ihr Gesicht glühte, sie sagte:
»Die gehören zu einem BMW.«
»Schön.«
»Deinem BMW.«
»Was?«
»Wurde heute geliefert. Ich hoffe, Rot gefällt dir.«
Ich hasse Rot, verdammt noch mal, sagte:
»Meine Lieblingsfarbe.«
»Oh Darling, das ist erst der Anfang. Ich werde dich rundum verwöhnen.«
»Das musst du nicht.«
»Ich möchte aber.«
Sie lehnte sich zurück, und ich wusste, dass ich mir die Schlüssel verdienen musste.
Ich ging die Treppe runter, und Jordan kam mir entgegen. Er trug ein Silbertablett mit einem dicken Stapel Briefe. Ich sagte:
»Rechnungen?«
»Fanpost.«
»Was?«
»Ihr Publikum schreibt ihr jeden Tag.«
»Woher wissen Sie so genau, dass es ausschließlich Fanpost ist?«
»Weil ich die Briefe selbst geschrieben habe.«
Am darauffolgenden Abend sollte ich zu Aisling kommen. Sie hatte mir einen »irischen Abend« versprochen.
»Wie sieht so was aus?«
»Na ja, du
trinkst Black Velvet
isst Irish Stew
hörst Clannad
und
gehst mit einem irischen Mädchen ins Bett.«
»Klingt toll.«
»Ist es auch.«
Am Nachmittag ging ich einkaufen. Zeit, ein bisschen Kohle auf den Kopf zu hauen. Erst mal in die Stadt. Da gibt es einen Juwelier direkt in der City. Chris Brady, der Inhaber, und ich kennen uns seit Ewigkeiten. Er hat was von Errol Flynn. Ein eleganter Mann mit viel Charme. Er empfiehlt mir Bücher, die ich lesen sollte. Als ich noch so was wie ein braver Bürger war, hatte Chris immer ein bisschen was für meine Bildung getan. Dann war ich auf Abwege geraten. Zuerst erkannte er mich nicht, dann:
»Mitch?«
»Kein anderer.«
Er kam um den Tresen herum, umarmte mich herzlich. Wenn ich eins nicht bin, dann umarmbar. Da, wo ich aufgewachsen bin, verliert man seinen Arm, wenn man damit einen anderen Mann berührt. Er sagte:
»Ich freue mich, dich zu sehen.«
Das glaubte ich ihm.
Ich erzählte ihm von Aisling und meinen Hochzeitsplänen. Er sagte:
»Ich weiß genau, was du brauchst.«
Er verschwand nach hinten. Im Radio spielte »Beds Are Burning« von Midnight Oil. Ohrwurm.
Auf dem Stuhl lag eine Ausgabe des Evening Standard . Gant groß auf der Titelseite. Ich drehte die Zeitung um, überflog den Artikel. Wurde als Drogenfall behandelt.
Chris kam zurück, sagte:
»Das ist ein irischer Ehering, nennt man auch Claddagh-Ring, zwei Hände, die ein Herz mit einer Krone halten.«
Er gefiel mir. Ich warf einen Blick auf den Preis und machte:
»Oha.«
Chris meinte:
»Mach dir keine Sorgen«,
und gab mir 50 Prozent Preisnachlass.
Zeit zu gehen, er sagte:
»Warte mal, ich hab ein Buch für dich.«
Er zog einen schmalen Band hervor. Ich las den Titel.
Izz Baia
von Kevin Whelan
Ich fragte:
»Ist gut?«
»Ausgezeichnet.«
Wir gaben uns die Hand, und Chris sagte: »Hör zu, komm doch mal abends zum Essen vorbei. Sandra würde sich freuen, dich zu sehen.«
Ich versicherte ihm, dass ich das tun würde. Wir lächelten angesichts der himmelschreienden Unwahrheit. Manche Freunde verurteilen einen nicht wegen der Lügen, die man erzählt.
Als ich mit dem Ring in der Jackentasche aus der City herausfuhr, ging mir ein Song durch den Kopf, Trisha Yearwood mit »Hearts in Armor.«
Er stimmte mich traurig, aber nicht so, dass ich mir Sorgen gemacht hätte.
A ls Nächstes fuhr ich in die Regent Street. Ich hatte mir geschworen,
Weitere Kostenlose Bücher