London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)
schluckte und nickte ein zweites Mal.
»Ich mache für morgen was klar, vielleicht kannst du dann gleich am Dienstag anfangen.«
»Danke«, flüsterte ich.
Als danach die Gespräche allmählich wieder einsetzten, lachte Joss halblaut auf. »Er ist ganz schön unheimlich, oder?«
»Braden?«
»Ja. Er sieht mehr als die meisten Menschen.« Sie musterte mich fragend. »Gibt es irgendwas, das wir wissen sollten? Alles in Ordnung mit dir und Cam?«
Ich dachte an meine Ängste und Unsicherheiten und den Kampf, den ich tagtäglich ausfocht. »Wir müssen uns einfach aneinander gewöhnen.«
»Ist doch klar. Also, ich finde ihn ziemlich cool. Ich meine, bevor du ihn kanntest, hättest du nie im Leben einen Job von Braden angenommen.«
»Schon gut, du musst nicht noch drauf rumreiten.«
»Mein Gott, Weib, und ich dachte, niemand wäre stolzer und halsstarriger als ich.«
»Tja, damit lagst du wohl falsch«, antwortete ich trocken.
Erneut lachte Joss. »Ja, aber jetzt hast du genau wie ich einen Höhlenmenschen, der dir … ein bisschen von deiner Sturheit austreiben kann.«
Mir wurde ganz heiß bei der Vorstellung, wie Cam mir heute Abend meine Sturheit austreiben würde. Ich freute mich schon darauf.
Joss schnaubte. »Behalt den Gedanken bloß für dich.«
Kapitel 23
E s gibt Phasen im Leben, in denen einem nicht mal Zeit zum Luftholen bleibt. Man wacht auf, wäscht sich, zieht sich an, der Tag rauscht an einem vorbei – Arbeit, Besorgungen, Haushalt –, und ehe man sich’s versieht, liegt man völlig erledigt auf der Matratze und streckt alle viere von sich. Ungefähr zwei Sekunden später reißt man die Augen wieder auf, weil der Wecker klingelt. So sah in den darauffolgenden Wochen mein Leben aus.
Weil ich kaum noch wusste, wo mir der Kopf stand, vergaß ich für eine Nacht lang sogar meine Ängste und blieb bis zum Morgen bei Cam. Es war der Mittwoch nach dem ersten Wochenende mit Mick und Olivia, und kaum ging der Wecker los, schob ich stöhnend die Decke zurück und sprang aus dem Bett.
Anscheinend fand Cam meine Art aufzustehen im höchsten Maße amüsant. Seine nackten Schultern bebten, während er das Gesicht ins Kopfkissen drückte.
Die Müdigkeit und Nervosität angesichts meines zweiten Arbeitstags bei Douglas Carmichael & Co. machten mich nicht gerade geduldiger. »So komisch ist das nun auch wieder nicht.«
Cam hob sein vom Schlaf zerknautschtes Gesicht vom Kissen und grinste. »Baby, du bist zum Totlachen«, sagte er in seiner erotischen, schlaftrunkenen Stimme. Am liebsten wäre ich sofort wieder zu ihm unter die Decke gekrochen, aber ich musste mich für die Arbeit fertigmachen.
»Wenn ich nicht mit einem Satz aus dem Bett springe, schlafe ich wieder ein. Das, was du da machst … das könnte ich nie.«
Er stemmte sich hoch, und die Zärtlichkeit in seinem Blick ließ mich mitten in der Bewegung innehalten. »Du bist einfach der Hammer, weißt du das?«
Es war geradezu lachhaft, wie er es immer wieder schaffte, mich zum Erröten zu bringen. Niemand ging mir so sehr unter die Haut wie er. Bei niemandem fühlte ich mich weniger und gleichzeitig mehr wie ich selbst. Ich wandte mich ab und machte mich auf den Weg ins Bad. »Vor allem komme ich hammermäßig zu spät.«
Das war so ziemlich alles an vertrauten Gesprächen zwischen uns. Mehr war zurzeit einfach nicht drin. Wir hatten beide unsere neuen Stellen angetreten (genauer gesagt hatte Cam ja seine alte Stelle angetreten), Mick und Olivia luden uns ins Restaurant ein oder kamen zum Abendessen bei Cam vorbei, gingen mit uns dreien ins Kino oder unternahmen etwas mit mir und Cole, wenn Cam mit Peetie und Nate verabredet war. Kurzum, sie verbrachten so viel Zeit mit uns wie irgend möglich. Ich genoss es, zumal ich nicht wusste, wann sie zurück in die Staaten fliegen würden. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, auf was für eine astronomische Summe sich ihre Hotelrechnung im Caledonian inzwischen belaufen musste. Mick erzählte, dass Yvonne Geld von ihrer Großmutter geerbt hatte – einer der Gründe für das Zerwürfnis zwischen Yvonne und dem Rest ihrer Familie – und dieses Geld nach ihrem Tod Olivia und Mick vermacht. Allerdings war es nicht so viel, dass es auf unbestimmte Zeit reichen würde, und der Aufenthalt in Schottland hatte bereits einen nicht unerheblichen Teil davon verschlungen. Ich kannte Mick gut genug, um zu wissen, dass er sein Geld nicht ewig für Hotelrechnungen zum Fenster hinauswerfen würde.
Sosehr ich
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