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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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stand in der Tür zu seinem Büro und starrte mich durch zusammengekniffene Augen fassungslos an.
    »Sir?«
    »Sie haben sich von Malcolm Hendry getrennt?«
    Die Frage war so unangemessen, dass sich meine Fingernägel unwillkürlich in meine Handflächen gruben, während ich gleichzeitig Malcolm zum Teufel wünschte. »Sir.«
    »Sie dummes Ding.« Er schüttelte mitleidig den Kopf. Mein Herz klopfte in Erwartung der Beleidigung, von der ich mit absoluter Sicherheit wusste, dass sie gleich kommen würde, und mein Blut begann vor Wut zu kochen. »Eine junge Frau mit beschränkten Fähigkeiten wie den Ihren sollte in Zukunft gründlicher nachdenken, bevor Sie die Chance wegwirft, sich an einen wohlhabenden Mann wie Malcolm Hendry zu binden.«
    Seine gehässigen Worte katapultierten mich mit einem Schlag zurück in die Vergangenheit.
    »Geh mir aus dem Weg!«, brüllte Dad und trat nach mir. Sein schwerer Arbeitsstiefel traf mich am Po, gerade als ich mich an ihm vorbeidrücken wollte. Ich stolperte einen Schritt nach vorn, aber dann ließen Scham und Schmerz mich zu ihm herumwirbeln und ihn herausfordernd anfunkeln. Seine Miene verfinsterte sich, und er kam drohend auf mich zu. »Sieh mich ja nicht so an. Ich warne dich! Du bist nichts als ein Stück Scheiße. Ein elendes kleines Stück Scheiße bist du!«
    Die Erinnerung, ausgelöst durch Meikles herablassende Attacke, ließ mich auf meinem Stuhl erstarren. Mir wurde heiß, als ich die Demütigung von damals erneut durchlebte. Es fällt schwer, Achtung vor sich selbst zu entwickeln, wenn der eigene Vater einem als Kind wieder und wieder sagt, dass man bloß Dreck ist. Ein Nichts. Ich wusste, dass seine Beschimpfungen noch immer tief in mir festsaßen. Man musste kein Genie sein, um zu begreifen, warum ich ein so geringes Selbstwertgefühl hatte oder weshalb es mir nicht gelang, an mich zu glauben.
    Weshalb es mir höchstwahrscheinlich niemals gelingen würde.
    Ich war so sehr daran gewöhnt, mich selbst in einem schlechten Licht zu betrachten, dass es mir gar nicht weiter schlimm vorkam, wenn andere Leute es taten. Obwohl Joss die letzten Monate über unermüdlich versucht hatte, mir vor Augen zu führen, dass ein solches Verhalten falsch war, hatte ich ihr nie wirklich geglaubt.
    Bis Cameron gekommen war.
    Er hatte von mir verlangt, ich solle mir mehr zutrauen. Er wurde wütend, wenn ich es nicht tat, und regelrecht rasend, wenn andere Leute mich herabsetzten. Er gab mir jeden Tag aufs Neue zu verstehen, dass er mich für etwas Besonderes hielt. Er half mir dabei, die Selbstzweifel in Bezug auf meine Intelligenz und meine Persönlichkeit langsam abzulegen, und obwohl sie noch lange nicht verschwunden waren, hatte ich sie dank seiner Unterstützung größtenteils verdrängt. Jeden Tag rutschten sie ein Stück tiefer in das Höhlensystem meiner Ängste und Sorgen hinein.
    Cam war der Ansicht, dass mehr in mir steckte.
    Wie konnte jemand, der mich überhaupt nicht kannte, es wagen, mir zu sagen, dass weniger in mir steckte?
    Ich stand so abrupt auf, dass mein Stuhl wegrollte und gegen die blechernen Aktenschränke stieß, die hinter mir an der Wand standen. »Ich kündige.«
    Mr Meikle blinzelte ein paarmal, dann lief er rot an. »Wie bitte?«
    Ich sah ihn hasserfüllt an, schnappte mir die Handtasche vom Boden und riss meine Jacke vom Garderobenständer neben dem Schreibtisch. Im Vorzimmer blieb ich stehen und begegnete seinem Blick ohne Furcht, während ich mir die Jacke anzog. »Ich habe gesagt, ich kündige. Suchen Sie sich jemand anderen, der sich Ihre Hasstiraden gefallen lässt, Sie lächerlicher alter Giftzwerg!«
    Auf zitternden Beinen wirbelte ich herum und ließ ihn wutschnaubend stehen. Ich stürmte zur Tür hinaus, die Treppe hinunter, durch den Haupteingang auf die Straße. Adrenalin flutete meine Adern, als ich, schier tobend vor Empörung und gerechtem Zorn, den Gehweg entlangmarschierte.
    Der kalte Wind erfasste meine Haare und strich mir über die Wangen, bis das Feuer in meinem Innern allmählich abkühlte und ich immer stärker zu zittern anfing.
    Ich hatte gerade meinen Job gekündigt!
    Den Job, auf den Cole und ich angewiesen waren.
    Mir war, als wiche alle Luft aus meinen Lungen. Ich sackte taumelnd gegen einen schmiedeeisernen Zaun und rang verzweifelt nach Atem. Was sollten wir denn jetzt machen? Das Geld, das ich mit meinen Schichten im Club verdiente, reichte nicht zum Leben, und freie Stellen gab es nicht gerade wie Sand am Meer. Ich hatte

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