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Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Titel: Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Vorsicht, leiser und sparsamer Bewegungen in der Dunkelheit. Der Mann schleuderte den Kanister durch das Zimmer und schlug in einer einzigen fließenden Bewegung die Hände vors Gesicht. Vor Schmerzen schreiend, als das hochwirksame Gift ihm die Augen aufzufressen begann, zerrte er an seinem Anzug und riß ihn sich vom Kopf. Sich auflösendes Fleisch blubberte deutlich hörbar in dem nicht mehr so stillen Zimmer.
    Flinx ließ sich aus dem Bett fallen. Nicht zur freien Seite, womit wahrscheinlich jeder gerechnet hätte, sondern in die schmale Lücke zwischen seinem und Claritys Bett. Während er das tat, richtete sich ein bisher unsichtbarer Eindringling auf der anderen Seite seines Bettes auf und feuerte einen Nadelstrahl ab, der das Kissen, die Matratze und vermutlich auch den Boden unter dem Bett durchdrang, in dem Flinx noch wenige Augenblicke vorher geschlafen hatte. Der Strahl leuchtete hellblau durch die Dunkelheit, und er knisterte häßlich.
    Als er begriff, daß er nichts als Leinen verbrannt hatte, wollte der Schütze einen zweiten Schuß auf den unerwarteterweise nicht anwesenden Benutzer des Bettes abfeuern, sah sich jedoch zu seinem Schrecken nun Pip gegenüber, die nur einen Flügelschlag von seinem Gesicht entfernt in der Luft stillstand. Seine Augen weiteten sich, deutlich sichtbar sogar in diesem unzureichenden Licht, und er riß den Kopf zur Seite.
    Man mußte ihm lassen, daß er schnell war. Das Gift traf ihn am Haaransatz statt in den Augen.
    Der Mann, den Scrap getroffen hatte, lag regungslos auf dem Fußboden und war bereits tot. Das Neurotoxin eines Minidrachs löste in weniger als einer Minute den Tod aus. Sobald es erst einmal in den Blutkreislauf gelangt war, brachte es das gesamte menschliche Nervensystem so plötzlich zum Stillstand, wie man mittels eines Schalters irgendein Gerät ausschaltet. Der Eindringling, den Pip getroffen hatte, war dem direkten Tod entgangen. Statt dessen mußte er das Gift aufnehmen, das ihm über den Hörkanal in den Kopf drang. Er stolperte umher und schrie, während er mit dem Nadler blind um sich schoß.
    Pip und Scrap jagten mühelos durch das Zimmer, wichen ungezielten Schüssen aus und schufen ein gewaltiges Chaos. Es waren mehr als drei Eindringlinge, wie Flinx sah. Mehr als fünf sogar. In diesem Moment bemerkte er auch Clarity, die sich aufrichtete. Ihr Mund öffnete sich, und sie atmete ein, um einen Schrei auszustoßen.
    Während er ihr die rechte Hand auf den Mund legte, benutzte er die linke, um sie aus dem Bett und auf den Fußboden zu ziehen. Sie fiel auf ihn, was unter anderen Umständen durchaus angenehm gewesen wäre, was ihn in diesem Moment jedoch in keiner Weise reizte.
    »Still!« flüsterte er eindringlich, während um sie herum der Kampf tobte. »Nur schweigen und still sein. Sie sind im Augenblick an der sichersten Stelle im ganzen Zimmer.«
    Sie starrte ihm benommen in die Augen und nickte langsam. Er nahm die Hand von ihrem Gesicht.
    Um sie herum ertönten Geräusche von stampfenden Füßen, Schreie, das metallische Zischen von Nadlern und das Summen von Handstrahlern, als die Kidnappertruppe wie wild auf die umhersegelnden Minidrachs schoß. Viel häufiger trafen sie sich gegenseitig.
    Es schien ihnen gleichzeitig klar zu werden, daß sie hier nichts ausrichten konnten, so wie eine Invasionsarmee plötzlich erkennt, daß sie von dem Feind, den sie zerschlagen wollte, überlistet worden ist. Ein Reißen wie von Seide ertönte, als ein Mann mit dem Kopf zuerst durch die Lichtmaske und hinaus auf den Korridor sprang. Helleres Licht von den Gangbeleuchtungen flutete ins Zimmer. Seine Komplizen folgten ihm. Es waren zu viele, als daß Flinx sie in dem Durcheinander zählen konnte. Sie mußten dreißig Minuten oder mehr bevor Pip ihn geweckt hatte, in den Raum gekommen sein.
    Einige heulten und schrien laut, als sie von den Auswirkungen des Minidrachgifts heimgesucht wurden, während sie sich zurückzogen. Andere Rufe wurden laut, verwirrte und wütende Stimmen. Türen anderer Zimmer wurden aufgerissen, und deren Bewohner schauten hinaus, um zu sehen, wer ihren Schlaf störte. Als sie die Chamäleonanzüge und die Waffen sahen, zogen sie sich hastig wieder zurück.
    »Pip?« Flinx’ Stimme festigte sich. »Pip, komm zurück! Es reicht!«
    Es dauerte mehrere Minuten lang, bis die große fliegende Schlange ins Zimmer zurückkehrte, nachdem sie den letzten Eindringling bis zum Fuß des ersten Treppenabschnitts verfolgt hatte. Wenn Flinx sie

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