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Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.

Titel: Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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1. Kapitel
    Der Mann am Ende des Tisches verhielt sich so, als betrachte er sein Benehmen wie eine Verkleidung. An einem anderen Ort hätten die Eindringlichkeit seiner Sprache und Gesten unnatürlich erscheinen mögen, doch für seine derzeitige Umgebung war sie durchaus angemessen. Er war ein rundlicher Typ, gekrönt von einem kurzgeschnittenen Busch wirrer Haare, die sich bis zum Hemdkragen hinunterkräuselten. Im Gegensatz zu seiner Hetzrede war seine Kleidung schlicht und sauber. Wenn er den Mund geschlossen hielt, sah er völlig durchschnittlich aus. Desgleichen seine fünf Gefährten, bis auf einen. Mit dieser einen Ausnahme war keiner von ihnen besonders groß oder muskulös. Sie variierten in der Farbe, wenngleich daran nichts Ungewöhnliches war. Sie waren unterschiedlich alt. Sie stammten aus unterschiedlichen Verhältnissen und von unterschiedlichen Welten.
    Was sie in diesem kleinen Raum zu diesem speziellen Zeitpunkt zusammengebracht hatte, war ein glühender Fanatismus, ein Band, stärker als Epoxen oder Durlexkabel - eine Sache, für die zu sterben jeder bereit war. Sie waren wahre Gläubige, und sie wußten ohne einen Anflug von Zweifel, daß ihre Sache gerecht war.
    Als sie darüber sprachen, waren sie wie verwandelt. Bei solchen Gelegenheiten streiften sie ihre Alltagspersönlichkeiten und ihr Alltagsleben genausoleicht ab, wie eine Eidechse ihre alte welke Haut zurückläßt. Sie saßen einander gegenüber, frisch und glänzend, wie heilige Kreuzzügler, als die sie sich betrachteten. Jeder brachte etwas anderes in ihre Sache ein. Der Mann, der gerade sprach, sorgte für Geld. Eine Frau diente mit Kraft und körperlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
    Der Mann neben ihr war überaus scharfsinnig. Die sechs ergänzten sich gegenseitig, wobei sie auch noch der gleichen Leidenschaft frönten.
    Sie waren die Anführer einer ständig wachsenden Gruppe und waren von ihren Gefährten ausgewählt worden, die schweren Entscheidungen zu treffen, die Ziele und die verschiedenen Aktionen festzulegen.
    Der Mann, der gerade redete, war seinen Mitstreitern unter dem Namen Spinne bekannt. Dies war eine zutreffende Beschreibung seines Verstandes, nicht seiner äußeren Erscheinung. Wenn er von der Sache sprach, dann sah er nicht mehr so freundlich aus. Die Augen schienen ihm aus dem Gesicht zu quellen, und der Mund verzerrte sich zu einer humorlosen Fratze.
    Keiner von ihnen kannte den richtigen Namen der anderen. Es war sicherer so. Die anderen hatten Namen gewählt wie Flora und Lizard und Ormega - Identifikationen, welche sie der natürlichen Umgebung der Welt entnommen hatten, die zu erhalten sie sich entschlossen hatten. Im Mittelpunkt ihres Strebens und Glaubens stand die Ökologie, der sie fraglos und unaufhörlich huldigten. Sie hatten unnatürliche Beziehungen aufgenommen, um damit die natürlichen zwischen den Rassen und Arten besser erhalten zu können. Beziehungen, die zu zerstören die Bevölkerung des Commonwealth sich geschworen hatte. Das jedenfalls war ihre Überzeugung.
    Sie waren nicht allein in ihren Ansichten, aber sie waren in ihren Methoden auf sich gestellt. Sie hatten den entscheidenden Schritt von der Vernunft hinüber ins Reich der Religion getan, in ein Gebiet, wo Ungläubige als Ketzer galten, die mit jedweden Mitteln aufgehalten und ausgeschaltet werden, mußten. Jahrelang hatten sie abgewartet, ihre Kräfte gesammelt, die Handlungsmöglichkeiten ihrer Organisation bis an die Grenzen ausgelotet - durch raffinierte Tests hier oder scheinbar unbedeutende Handstreiche dort. Eine Chemiefabrik wurde sabotiert, der Bau eines Raumhafens plötzlich unterbrochen, einige wichtige Wahlen wurden durch Geld, Überredung oder gelegentlich sogar Erpressung beeinflußt: alles im Namen der Sache. Mit jedem neuen Erfolg, jedem erreichten Ziel wuchs ihr Selbstvertrauen und wurden neue Rekruten geworben und aufgenommen.
    Bis vor kurzem. Die Organisation wurde längst nicht mehr nur als unbequem, als gelegentliche Störung empfunden. Sie galt nun offiziell als ein Problem, wenngleich noch als ein eher geringes. Ein klares Auftreten in der Öffentlichkeit zog eine genauere Kontrolle durch die Machthaber nach sich, was wiederum größere Schwierigkeiten bei der Anwerbung von neuen Anhängern zur Folge hatte. Sie predigten nicht mehr den bereits Bekehrten. Ihre Organisation stand mittlerweile auf dem Fundament einer überzeugten Gefolgschaft. Sie konnten entweder stagnieren und sich gegenseitig aufreiben,

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