Lord Garrows widerspenstige Braut
einem Schwerttanz gefragt! Die einzigen Schwerter, die es im Umkreis von vielen Meilen gibt, hängen momentan in Galioch über dem Kamin in der Eingangshalle. Wie hätte ich da einen Schwerttanz vorführen sollen? Zum Klang von Pistolenkugeln etwa? Glaub mir, liebe Frau, es gibt mit Sicherheit ein Unglück, wenn sich dieser … dieser Pfau, eine geladene Waffe und ich jemals gemeinsam in einem Raum befinden!" Er schnaubte verächtlich.
Susanna war den Tränen nahe. Im Grunde genommen wusste sie ja, dass James Recht hatte: Miranda und ihr Cousin hatten sich auf seine Kosten einen Jux machen wollen. Den ganzen Abend über hatten sie ihn beleidigt und dann so getan, als würden sie nur scherzen. Susanna war enttäuscht – von ihren Gästen und von James. "Mit jedem Wort aus deinem Mund hast du dich lächerlich gemacht! Warum hast du nicht Englisch gesprochen?"
"Du hast Recht." Er ließ die Arme sinken. "Ich muss mich bei dir entschuldigen."
"Verschone mich mit halbherzigen Entschuldigungen! Ich weiß genau, dass du nichts bereust!"
"Auch damit hast du Recht." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zur Tür.
"Bleib gefälligst da!"
Er blickte sie über die Schulter hinweg an.
"Warum bist du mir gefolgt, Garrow? Wolltest du dich wirklich bei mir entschuldigen?"
Er drehte sich um und ging auf sie zu. "Den ganzen Nachmittag habe ich nur an eines denken können, Susanna. Und zwar daran."
Als er seine Lippen auf ihre drückte, schmolz ihre Wut wie Schnee in der Sonne. Sie schmiegte sich an seine breite Brust und schloss die Augen, während sie ihn leidenschaftlich zurückküsste. Fast unmerklich wurden die Küsse tiefer und tiefer, tröstend, verzeihend, besitzergreifend.
Susanna verlor sich im Ansturm der Gefühle. Wie stark James' Arme waren! Und wie gut er roch. Wohlige Schauer liefen über ihren Rücken, als seine Hände über ihren Rücken, ihre Seiten, ihre Hüften streichelten und zu ihren Brüsten vordrängten.
"Ach, Susanna", flüsterte James mit rauer Stimme. "Es wird höchste Zeit."
Wie jammerschade, schoss es Susanna durch den Kopf. Sie packte James bei den Handgelenken und zog seine Hände weg. "Nein."
Er liebkoste ihre Wange und küsste ihr Kinn. "Hab keine Angst."
Susanna trat einen Schritt zurück. Der romantische Moment war unwiederbringlich vorbei. "Ich habe keine Angst!"
Fragend blickte James sie an. Ein paar Minuten sagte er nichts, obwohl die Spannung zwischen ihnen spürbar war. Er wirkte, als erwartete er eine Erklärung.
Aber was soll ich ihm sagen, dachte Susanna. Vielleicht stimmte, was er sagte. Sie war ein bisschen ängstlich, auch wenn sie sich nicht wirklich fürchtete. Abgesehen davon war jetzt nicht die Zeit, ihre Ehe zu vollziehen. "Bitte, James. Nicht, so lange die beiden da sind", bat sie.
"Nun, da muss ich mich wohl ganz besonders um das Wohlergehen der beiden kümmern", seufzte James. "Du wirst dich glücklich schätzen, wenn ich unseren ungebetenen Besuchern noch ein Frühstück unter meinem Dach gewähre. Zum Teufel – gleich morgen früh setze ich das feine Pärchen vor die Tür!"
"Wie bitte?" Susanna stemmte die Hände in die Hüften. "Das ist mein Haus, James! Ich entscheide, wann die beiden gehen müssen. Du weißt so gut wie ich, dass wir Miranda in den sicheren Tod schicken, wenn wir sie so mir nichts, dir nichts zurück nach London schicken. Das kann ich … das können wir nicht verantworten!"
"Dann besorge den beiden eine Überfahrt nach Frankreich! Oder meinetwegen bis nach Indien! Wir müssen diese beiden unbedingt vor die Tür setzen, Susanna", entgegnete James wütend.
"Aber warum denn?"
"Warum nicht?" James brüllte beinahe. Dann senkte er seine Stimme, um Beherrschung bemüht. "Hast du eigentlich nicht bemerkt, wie Mr. Fowler dich die ganze Zeit angestarrt hat? Er hat dich ja förmlich mit seinen Blicken ausgezogen! Und sie ist kein bisschen besser! Jedes Mal, wenn sie in meine Richtung sah, hatte ich das Gefühl, halb nackt vor ihr zu stehen."
Spöttisch zog Susanna die Augenbrauen hoch. "Das muss daran liegen, dass du tatsächlich halb nackt vor uns allen standest. Herrgott, deine Knie waren zu sehen, und dein Hemd war so weit offen, dass man sogar deine … deine Haare erkennen konnte!" Das Blut schoss ihr in die Wangen.
Er strich sich mit der Hand über die Brust. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. "Du warst eifersüchtig, nicht wahr?"
Susanna stöhnte wütend auf und wandte sich ab. Lieber wäre sie in diesem Moment gestorben
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